Die deutschen Basketballärzte e.V. (BasketDocs) haben sich die medizinischen Eingangs-Checks im Jugendbereich auf die Fahne geschrieben. Dr. med. Christoph Lukas und Dr. med. Kai Fehske berichten über die Rolle der Vorsorgeuntersuchungen im Basketball und weshalb sie diese im Kinder- und Jugendbereich für absolut notwendig halten.
Wir denken, dass die Vorsorgeuntersuchungen gerade im Kinder- und Jugendbereich extrem wichtig sind, da die Spieler zum einen sehr großen Belastungen ausgesetzt sind, da sie meist in zwei oder drei Mannschaften parallel spielen und sie zu dem eine große Trainingsbelastung haben. Die jeweiligen Trainer möchten die Spieler natürlich auch in „ihrem“ Training haben. Hinzu kommt, dass Jugendliche im Gegensatz zu den Profis, sich nicht ausschließlich auf ihren Sport konzentrieren können, sondern, statt zum Mittagsschlaf oder zur Regenerationsmaßnahmen, in die Schule müssen oder auf Klausuren lernen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der Körper sich noch im Wachstum befindet, die Muskulatur noch nicht voll ausgebildet ist, Stabilität fehlt und die neuen, längeren Hebel oft noch nicht perfekt kontrolliert werden können. Da sind Jugendliche deutlich vulnerabler was Verletzungen, aber vor allem auch Überlastungsbeschwerden angeht.
Ausweitung der Checks
Mit den oben angeführten Argumenten versuchen wir, die Sinnhaftigkeit der Untersuchungen klarzumachen. Sei es bei Kongressen, Ärztetreffen, aber auch bei Gesprächen mit dem Verband oder den Ligen. Die Bereitschaft für die Checks scheitert leider häufig an den Kosten. Es muss klar sein, dass auch ein Mannschaftsarzt keine 30 – 40 Jugendlichen der verschiedenen Mannschaften gratis untersuchen kann. Um eine möglichst breite Zielgruppe zu erreichen, haben die BasketDocs die Vorgaben für die Eingangsuntersuchung inzwischen in drei verschiedene Level unterteilt, so dass die Anforderungen im Jugendbereich deutlich geringer und somit auch günstiger sind, als in der ersten Liga. Dies soll nicht heißen, dass wir die Jugendlichen weniger schützen wollen, wir sehen aber nur so die Chance gegeben, dass die Eingangsuntersuchungen wenigstens in der JBBL/NBBL verpflichtend werden. Wir beschreiben bewusst Minimalstandards, so dass natürlich jeder Verein/jeder Spieler auch die weiteren Untersuchungen durchführen kann. Der weibliche Basketballbereich ist in Deutschland leider noch deutlich amateurhafter. Vielen Bundesligisten fehlt nach wie vor ein betreuender Mannschaftsarzt, Eingangschecks sind leider auch in der ersten Liga noch nicht flächendeckend etabliert. Im dem Bereich müssen wir deutlich aufholen.
Anforderungen und Kriterien
Die Anforderungen beinhalten für alle die komplette klinische Untersuchung, also einen orthopädischen Ganzkörperstatus, die internistische Anamnese und Untersuchung, Blutdruckmessung und Ruhe-EKG. Im Profibereich kommen dann noch Belastungs-EKG, Blutuntersuchungen und ein Herz-Echo dazu. Im Unterschied zu den anderen Ballsportarten ist im Basketball zudem ein Funktionstest obligatorisch, entweder der Präventionscheck der VBG oder der Functional Movement Screen. Wir beide waren 2015 bei einem Expertentreffen der VBG, bei der der aktuelle Stand der Eingangsuntersuchungen im Fußball, Handball, Eishockey und Basketball zusammengetragen wurde. Da im Fußball bereits seit längerem abgestufte Untersuchungen empfohlen werden, haben wir uns von dieser Idee inspirieren lassen. Den Funktionstest haben wir im Jugendbereich aus finanziellen, aber auch aus praktischen Gründen gestrichen, da hier häufig die entsprechend ausgebildeten Personen z. B. Athletiktrainer Physiotherapeuten usw. nicht vorgehalten werden. Da man mit der Untersuchung jedoch die Möglichkeit hat, drohende Beschwerden schon frühzeitig zu erkennen, wäre es natürlich super, wenn dieser Test im Jugendbereich durchgeführt würde.
Es geht um die Gesundheit
Leistungstests, wie z. B. der NBA-Combine Test oder auch Laktatdiagnostik sucht man bei den Checks vergeblich. Aus dem einfachen Grund, da dies ein komplett anderes Thema ist. Uns geht es im Rahmen der Eingangschecks ausschließlich um die Gesundheit. Es geht darum, die Spieler davor zu schützen, dass sie sich durch Sport schädigen und darum, drohende Verletzungen zu vermeiden. Leistungstests dienen eher der Standortbestimmung und dazu, die Trainingsplan zu optimieren. Auch das ist natürlich sinnvoll, sollte aber nicht vorgeschrieben sein, hier sollte jeder Verein entscheiden, was ihm wichtig ist und welche Daten der Trainer letztendlich auch nutzt. Wir haben in Würzburg den Vorteil, dass wir sehr eng mit dem Sportzentrum der Universität kooperieren und im Zuge dessen den NBA Combine Test in den letzten Jahren für alle Mannschaften, also auch die Jugendlichen durchgeführt haben. Hier zeigte sich, dass in vielen Fällen eine Korrelation zwischen mangelhafter Performance und Verletzungsrisiko bestand. Die abschließende Auswertung dieser Daten ist jedoch noch ausstehend.
Kosten & Ausblick
Bei dem oben angegebenen Umfang kommt man nach GOÄ mit moderatem Steigerungsfaktor auf ca. 80 Euro pro Spieler. Wir haben zwischenzeitlich erreicht, dass medizinische Eingangs Untersuchungen in der zweiten Bundesliga im Erwachsenenbereich verpflichtend sind und kontrolliert werden, im männlichen Bereich ist das Thema zumindest weiterhin auf der Agenda der JBBL/NBBL. Die BBL empfiehlt ihren Vereinen, im Rahmen der Lizenzierungsbedingungen, medizinisch Eingangsuntersuchungen im männlichen Jugendbereich bis hinunter zur U14 durchzuführen, bzw. erwartet dies, obwohl es leider noch nicht verpflichtend ist.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie mit den Zusatzbezeichnungen Sportmedizin, Chirotherapie, Akupunktur und Sozialmedizin. Er ist leitender Arzt der Reha-Zentren in Bietigheim-Bissingen, Crailsheim und Pforzheim-Birkenfeld mit Privatpraxis (www.drlukas.de). Er ist Mannschaftsarzt der Hakro Merlins Crailsheim, 1. Vorsitzender der Deutschen Basketballärzte e.V. (BasketDocs), Verbandsarzt des BBW und wiss. Beirat der sportärztezeitung.
M.A. (Sportwiss.) ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
mit Zusatzbezeichnungen spezielle Unfallchirurgie und Sportmedizin.
Er ist Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie Johanniter Waldkrankenhaus Bonn und Vorsitzender Handballärzte Deutschland e.V. Außerdem ist Dr. Fehske zweiter Vorsitzender Basketdocs, langjähriger Mannschaftsarzt des DHB und der Würzburg Baskets (Basketball Bundesliga), Mitglied im Komitee Prävention der GOTS und wiss. Beirat der sportärztezeitung.