Prof. Dr. med. Wolf Petersen, Dr. med. Sebastian Bierke, Hi Un Park
Die Sonographie nimmt in der Sporttraumatologie eine große Rolle ein, da viele Verletzungen die Weichgewebe (Muskel, Sehnen Ligamente) betreffen. Wesentliche Vorteile der Sonographie liegen im Vergleich zum MRT in der schnellen Verfügbarkeit, in der Möglichkeit der dynamischen Untersuchung sowie in der unkomplizierten vergleichenden Untersuchung der Gegenseite. Außerdem ist eine Ultraschalluntersuchung oft wiederholbar, ohne das Risiko einer Strahlenexposition.
Auf diese Weise kann der Verlauf von Hämatomen, Muskelverletzungen oder intraartikulären Ergüssen risikoarm und kostengünstig beobachtet werden. Der technische Fortschritt hat in den letzten Jahren zu immer kleineren Ultraschallgeräten geführt, die außerdem noch eine hohe Auflösung haben. Mittlerweile können Ultraschallbilder direkt vom Schallkopf auf einen Laptop oder sogar kabellos auf ein „Tablet“ oder „Smartphone / iPhone“ übertragen werden (Abb. 1). Damit wird der Gebrauch dieser Geräte in der Sporttraumatologie insbesondere in Situationen interessant, in denen andere bildgebende Diagnostik nicht verfügbar ist (Spielfeldrand, Kabine, Trainingslager etc.).
Einige Geräte sind über ein Kabel mit dem Schallkopf verbunden; andere funktionieren kabellos. Dann werden die Bildsignale per Bluetooth oder WLAN vom Schallkopf auf ein mobiles Endgerät (Tablet, Smartphone) übertragen. Aufgrund dieser Kompaktheit und der notwendigen technischen Komprimierung ist die Qualität der Bildgebung im Vergleich zu „High End Geräten“ zwar noch eingeschränkt, aber soweit ausreichend, dass mobile Ultraschallgeräte in vielen medizinischen Disziplinen bereits erfolgreich eingesetzt werden (z. B. Kardiologie, innere Medizin, Notfallmedizin im Rettungswagen). Das betrifft meist Länder, in denen aufgrund der Bevölkerungsdichte auch die Telemedizin eine Rolle spielt oder klinische Situationen, in denen der Patient für große Apparate schwer zugänglich ist.
Aus diesen Bereichen und Fachgebieten stammen auch die ersten wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der Sensitivität und Spezifität dieser Geräte beschäftigt haben. So haben mobile Taschen-Ultraschallgeräte z. B. in der Aszites-Diagnostik, bei der Diagnostik der Cholelithiasis, oder in der transthorakalen Echografie im OP Saal eine hohe Sensitivität und Spezifität gezeigt. Mit High-End-Geräten konnten zwar mehr pathologische Befunde festgestellt werden, dennoch blieben mit dem mobilen Taschen-Ultraschallgerät relevante oder schwerwiegende Pathologien nicht unentdeckt.
Portable Ultraschallgeräte in Orthopädie und Unfallchirurgie
Im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinen ist der Einsatz mobiler Taschen-Ultraschallgeräte in der Orthopädie und Unfallchirurgie noch begrenzt. Bisher liegen Mitteilungen zur Anwendung dieser Geräte am Skelettmuskel, zur Diagnostik der Radiusfraktur und an der Schulter vor. Diese Erfahrungen waren im Hinblick auf die diagnostischen Möglichkeiten positiv. Weitere wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien erscheinen jedoch notwendig, um die diagnostische Sicherheit dieser neuen Ultraschallgerätegeneration zu evaluieren.
Portable Ultraschallgeräte in der Sporttraumatologie
Die Sporttraumatologie ist eine Teildisziplin, in der mobile Ultraschallgeräte von hoher Relevanz sind, da die Betreuung von Sportlern oft unter Bedingungen erfolgt, die eine aufwendige apparative Diagnostik erschweren (Abb. 1). Verletzungen entstehen entweder im Wettkampf oder im Training. Daher sind gerade am Spielfeldrand oder auch im auswärtigen Trainingslager oft Entscheidungen notwendig, die das Spielgeschehen nachhaltig beeinflussen können. Hier können mobile Ultraschallgeräte helfen, da sie aufgrund der bisherigen Erfahrungen geeignet sind, relevante Verletzungen am Muskel- und Skelettsystem zu darzustellen. So ist im Rahmen der Wettkampf- und Trainingslagerbetreuung auch unabhängig von ortsansässigen medizinischen Versorgungstrukturen bildgebende Diagnostik möglich. Auch für die Verlaufsbeobachtung vorbestehnder Verletzungen erscheinen diese neuen diagnostischen Möglichkeiten relevant.
Typische Akutverletzungen wie Muskel-, Sehnen- und Bänderrisse sind mit mobilen Taschen-Ultraschallgeräten gut zu erfassen (Abb. 2 und 3). Auch Gelenkergüsse, Weichteilschwellungen und Hämatome sind einfach darstellbar. Qualitativ sind zwar Abstriche im Hinblick auf die Bildauflösung im Vergleich zu herkömmlichen Ultraschallgeräten in Kauf zu nehmen. Diese beeinträchtigen die diagnostischen Aussagen kaum. Die Abbildungen 2 und 3 zeigen jeweils vergleichend Ultraschallbilder, die mit einem mobilen Taschenultraschallgerät oder einem hochauflösendem stationären Ultraschallgerät durchgeführt wurden. Die Möglichkeiten mobiler Taschen-Ultraschallgeräte können auch für die Überwachung von Rehabilitationsmaßnahmen von Relevanz sein. So könnte ein Kniegelenksergußmonitoring im Rahmen einer kriterienbasierten Rehabilitation interessant sein.
Erfahrungen & Ausblick
Erfahrungen mit mobilen Taschen-Ultraschallgeräten, die im Rahmen einer Studie bei einem Ultramarathon eingesetzt wurden, waren positiv [Diermeier et al.2019]. In dieser Studie erfolgte der Einsatz eines mobilen Ultraschallgerätes unter wissenschaftlichen Aspekten. Mitglieder unserer Arbeitsgruppe haben mobile Ultraschallgeräte in den letzten Jahren erfolgreich im Profi-Fußball und Profi-Handball eingesetzt und können die oben skizzierten Vorteile und Erfahrungen bestätigen. Mobiler Ultraschall liefert dem betreuenden Sportarzt wertvolle Zusatzinformationen, um die weitere Diagnostik und gegebenenfalls auch die Therapie von Sportverletzung zu gestalten. Als Vorteile dieser neuen Ultraschallgerätegeneration sind auch deren geringe Kosten anzusehen.
Eine breite Anwendung mobiler Ultraschallgeräte in der Sportbetreuung kann jedoch auch Gefahren beinhalten (z. B. falsch positive oder negative Befunde bei der Anwendung durch Personen, die keine Erfahrung in der Beurteilung muskuloskeletaler Sono-Befunde haben). Als weiterer Nachteil mobiler Ultraschallgeräte ist zu beachten, dass bei Verwendung von Tablets oft Schwierigkeiten bestehen, den Bildschirm zu positionieren, während der Schallkopf gehalten wird. Auch ist gelegentlich die Bildübertragung bei kabellosen Geräten anfälliger als bei Übertragung mit Kabel. Ebenso kann die Akku-Laufzeit limitiert sein und so die Einsatzzeit einschränken. Der technische Fortschritt wird vermutlich jedoch auch diese Nachteile beseitigen. Daher sind wir zuversichtlich, dass sich diese neuen diagnostischen Möglichkeiten in der Sporttraumatologie durchsetzen werden.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnungen Spezielle Unfallchirurgie, Sportmedizin und Physikalische Therapie. Er ist Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie und Ärztlicher Leiter der physikalischen Therapie des Martin-Luther Krankenhauses Berlin. Außerdem ist er Mitglied im Vorstand und Past-Präsident der Deutschen Kniegesellschaft.