Die chronische Tendinopathie der distalen Bizepssehne (cTDB) tritt häufig bei Gewichthebern, Wrestlern, Bodybuildern, Tennis- und Squashspielern auf sowie bei Menschen, deren Beruf eine häufige kraftvolle Rotation des Unterarms erfordert. In vielen Fällen kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer Ruptur der Sehne, die dann operativ versorgt werden muss.
Die genaue Ursache und Pathophysiologie der cTDB ist nach wie vor unklar. Klassische konservative Behandlungen bringen in vielen Fällen nur unbefriedigende Ergebnisse. Injektionen von Kortison werden wegen der weiteren Schwächung der Sehne weitgehend vermieden; der Stellenwert von Injektionen von Plateled Rich Plasma (PRP) ist unklar. Letztlich bleibt in vielen Fällen nur die Operation.
Vor dem Hintergrund der guten Ergebnisse bei der Behandlung verschiedenster chronischer Tendinopathien mit extrakorporaler Stoßwellentherapie [1] haben wir uns dazu entschlossen, dies auch bei cTDB zu versuchen. Da die distale Bizepssehne in unmittelbarer Nachbarschaft zur A. radialis verläuft, kam nur radiale Stoßwellentherapie (rESWT) in Frage, bei der der Applikator des verwendeten rESWT-Gerätes (Swiss DolorClast, Electro Medical Systems, Nyon, Schweiz) so über der Sehne positioniert wurde, dass eine Exposition der A. radialis mit radialen Stoßwellen ausgeschlossen war.
Alle Patienten wurden im SUN Orthopaedics and Sports Medicine Center, einer Abteilung des Evangelical Community Hospital in Lewisburg (Pennsylvania, USA) diagnostiziert, in die Studie eingeschlossen und behandelt. Insgesamt wurden 48 Patienten in die Studie eingeschlossen, wobei die Patienten nach eingehender Aufklärung über Möglichkeiten, Risiken und Nebenwirkungen der verschiedenen Therapieoptionen selber entscheiden durften, ob sie mit rESWT (n=24 Patienten mit n=24 Ellbogen) oder konservativ (n=24 Patienten mit n=24 Ellbogen) behandelt werden wollten. Die Behandlung mit rESWT umfasste die einmalige Applikation von 2.000 Impulsen mit positiver Energieflußdichte von 0.18 mJ/mm2 ohne Lokalanästhesie. Die konservative Behandlung umfasste die Anleitung zur Vermeidung von Aktivitäten, die den Schmerz reproduzierten, sowie topische und orale nichtsteroidale Antiphlogistika für zwei Wochen und anschließend nach Bedarf.
Ergebnisse
Vor Beginn der Behandlung zeigten die beiden Gruppen (rESWT, konservative Behandlung) keine statistisch signifikanten Unterschiede in Bezug auf das mittlere Alter der Patienten, die relative Anzahl weiblicher Patienten, die betroffene Seite, die Zeitdauer von Schmerzen vor der Behandlung, den mittleren Schmerz-Score (VAS; 0/10: kein/maximaler Schmerz) und den mittleren Roles-Maudsley (RM) Score (1/4: exzellente/am stärksten eingeschränkte Lebensqualität). Abb. 1 zeigt die Veränderungen des VAS-Scores und des RM-Scores im Verlauf von 12 Monaten sowie die modifizierten QuickDASH Scores „Sport“ und „Arbeit“ 12 Monate nach der Behandlung. Alle Patienten zeigten einen komplikationslosen Verlauf.
Fazit
Bei diesen Daten handelt es sich um den erstmaligen wissenschaftlichen Nachweis von Effizienz und Sicherheit bei der Behandlung der cTDB mit rESWT. Es erscheint angebracht, bei cTDB in jedem Fall vor einer Operation zunächst einen Behandlungsversuch mit rESWT zu unternehmen.
Literatur
Autoren
arbeitet als konservativer und operativer Orthopäde am SUN Orthopaedics and Sports Medicine Center, einer Abteilung des Evangelical Community Hospital in Lewisburg (Pennsylvania, USA). Er gilt als Pionier der wissenschaftlichen Beschäftigung mit ESWT in den USA. In 2009 erhielt er den begehrten „Achilles Orthopaedic Sports Medicine Research Award“ der International Society of Arthroscopy, Knee Surgery and Orthopaedic Sports Medicine (ISAKOS) für eine Arbeit zur rESWT beim Trochanter major Schmerzsyndrom.