Die Herausforderungen unserer Zeit (inkl. Zeitproblematik) sind politischer, wirtschaftlicher und sozialer Natur. Hier unterscheiden wir uns im Übrigen nicht von früheren Zeiten, nur werden uns aktuell viele Versäumnisse und Fehlentwicklungen der letzten Jahre schmerzlich bewusst, für die Antworten und Lösungen gefunden werden müssen.
Ein zentraler Aspekt ist unser Gesundheitssystem, insbesondere die Ausbildung und Fortbildung des medizinischen Personals, das für den Erfolg des Systems entscheidend ist. Zunächst möchten wir betonen, dass die ärztliche Ausbildung in Deutschland insgesamt gut strukturiert ist und eine solide Grundlage für angehende Ärzte bildet. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die praktische Aus- und Fortbildung, um die Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland langfristig zu sichern.
Die Sportmedizin als interdisziplinäres Feld, das viele Fachbereiche umfasst, selbst aber kein eigenes Fachgebiet ist, hat dabei die besondere Aufgabe, Wissen und Techniken aus verschiedenen medizinischen Disziplinen zu integrieren und miteinander zu verbinden. In Deutschland haben wir im Bereich der orthopädisch-chirurgischen Aus- und Fortbildung einen hohen Standard, während die Ausbildung in konservativen Therapien oft vernachlässigt wird, trotz ihrer wachsenden Bedeutung. Im Weissbuch konservative Therapie in Orthopädie und Unfallchirurgie (Psczolla et al. 2017) steht im Vorwort: „Wer konservativ behandelt, ist kein Orthopäde oder Unfallchirurg zweiter Klasse.“ Gleichzeitig wird darin gefordert, dass Orthopäden und Unfallchirurgen operative und konservative Expertise erlangen sollen und diese Inhalte in der Weiterbildungsordnung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sinnvolll verankert werden müssten. Acht Jahre später ist dies aber nach wie vor nicht umgesetzt und kein echter Teil des Lehrplans. Im Januar diesen Jahres kritisierte Dr. Müller-Wohlfahrt in einem BR-Interview, dass sich auf diesem Gebiet nichts tue: „Man geht in die Praxis und ist eigentlich Anfänger, muss sich das selbst beibringen.“ Aber welche Möglichkeiten hat man überhaupt, es sich selbst beizubringen?
Natürlich findet man in vielen Kongress- und Kursprogrammen konservative Themen, was zu begrüßen ist. Allerdings fehlt bei solchen „Kursausbildungen“ oft die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Arzt, Physiotherapeut und Sportwissenschaftler sowie innerhalb ärztlicher Fachbereiche. Wird dies nicht gefördert, erhalten die Teilnehmer keine umfassende Perspektive für eine effektive konservative Therapie. Natürlich sollten dabei auch aktuelle Forschungsergebnisse und evidenzbasierte Ansätze in der konservativen Therapie einbezogen werden. Wobei zu beachten ist, dass Evidenz manchmal aus Erfahrung entsteht und fehlende Evidenz nicht immer ein Ausschlusskriterium sein sollte. Eine häufige Problematik ist ebenfalls die unzureichende Integration von theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten. Oft mangelt es an praktischen Übungen, die das Gelernte in realen Situationen anwendbar machen. Nur mitzuhören ist etwas anderes, als wirklich anzufassen und anzuwenden. Effiziente Fortbildungen sollten praktische Elemente enthalten, in denen Teilnehmer Techniken der konservativen Therapie direkt anwenden können. Das kann bei Workshops oder auch in Form von „guided education“ stattfinden, so wie wir es mit unseren Fortbildungen im Rahmen der thesportgroup academy anbieten und dabei konkrete Lösungen und Ansätze aufzeigen. Aktuelle Informationen zu unseren Fortbildungen finden Sie HIER
Durch fundierte Fortbildungen können Ärzte und Therapeuten ihre Fähigkeiten in der konservativen Therapie verbessern und Hospitationsmöglichkeiten erkennen, was zu besseren Behandlungsergebnissen für die Patienten führt und somit auch eine erhöhte Patientenzufriedenheit bedeutet. Das schaffen wir nicht alleine, nur gemeinsam. Im Kontext der sich rasch entwickelnden Prähabiltation wird der Patient ebenfalls Edukation erleben dürfen oder müssen.
Autoren
ist Diplom Sportwissenschaftler und hat einen Professional Master´s Degree in Sports Medicine (60 ECTS). Er ist Verleger der sportärztezeitung.
ist Chefredakteur der sportärztezeitung.