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    Cervico-Thorakaler-Übergang

    Der schlafende Riese
    Wibke WirthBy Wibke Wirth8 Mins Read
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    Einschlafende Hände, (Spannungs)-Kopfschmerzen, Migräne, erhöhter Blutdruck, Schwindel, nächtliches Schwitzen – ich bin mir sicher, jeder von Ihnen kennt Patienten mit einem dieser Symptombilder. Oftmals kann die Problematik in der oberen Brustwirbelsäule liegen – dem so genannten Cervico-Thorakalen-Übergang (CTÜ).

    Es handelt sich dabei um eine klinische Symptomatik, weswegen eine Bildgebung nur wenig Erfolg zeigt. Die Beschwerden sind vielseitig und verursachen oft einen jahrelangen Leidensdruck. Das sympathische Nervensystem dient u. a. der Leistungssteigerung. Was passiert jedoch, wenn dieses System so übererregt ist, dass es mehr Schaden als Nutzen bringt?

    Anatomie

    Die synaptischen Verschaltungen der Speicheldrüsen und der glatten Halsmuskulatur erfolgen hauptsächlich im Ganglion Cervicale Superius – dort, wo wir in der Praxis die häufigsten Beschwerden finden. Lokalisiert ist es auf Höhe des zweiten bis dritten Halswirbels. Ventral des Ganglions befindet sich die Arteria carotis interna und die Vena jugularis interna, dorsal des Musculus longus capitis. Der Sympathikus hat u. a. Einfluss auf Herzleistung, Muskelleistung, Lungenfunktion, Schwitzen, Stoffwechsel (Glucoseproduktion), Sehvermögen sowie Schmerz – und Gefühlsnerven. Der Ursprung von sehr vielen wichtigen Prozessen sind die Segmente Th1 – Th4. Sie sind direkter Einflusspartner der Halswirbelsäule und somit auch des Ganglion Cervicale Superius. Weiterhin finden wir dort die Arteria und Vena vertebralis, die Scalenusloge, den Nervus Vagus, den Plexus Brachialis und die 1. Rippe, um nur einige Beispiele zu nennen. Eine verminderte Beweglichkeit im Cerviko-Thorakalen-Übergang (Th1 – Th4), eine so genannte Hypomobilität, kann durch die erhöhte Spannung in den Segmenten zu einer Sympathikushyperaktivität führen. Die Symptome? – so unterschiedlich wie die Gründe. 

    Der Ersteindruck

    85 % aller Patienten, die sich in meiner Praxis vorstellen, fallen unter Haltungstyp „Hohlrunder Rücken (Kypho-Lordose)“ (nach Staffel). Ob diese Fehlstellung geprägt ist durch Übergewicht, eine angeborene Fehlstellung der Wirbelsäule oder durch eine verminderte Ansteuerung der aufrichtenden Muskulatur herrührt, spielt vorerst keine Rolle. Fakt ist: Sie bringt Stress auf das Bindegewebe und unser vegetatives Nervensystem. 

    Fallvorstellungen

    Patient A entwickelt eine Bizepssehnenreizung durch eine Fehlhaltung der Brustwirbelsäule (thorakale Hyperkyphose) und Fehlstellung des Humeruskopfes. Meist hervorgerufen durch stark protrahierte Schultern und eine Steilstellung der Halswirbelsäule. Der Humeruskopf sorgt durch seine Fehlstellung für eine Reizung der Bizepssehne. Primär die Sehne zu behandeln, wäre der falsche Ansatz.  Der klassische Fall von rezidivierenden Bizepssehnenentzündungen.

    Patient B beißt nachts erneut eine vom Zahnarzt verordnete Knirsch-Schiene durch, klagt über einen einseitigen Tinni­tus und Schwindel beim Ablegen. Durch die Hyperkyphose der Brustwirbelsäule kommt es zu einer Translation des Unterkiefers nach vorne. Form follows Function. Direkt den Kiefer zu therapieren, ohne die Brustwirbelsäule zu korrigieren, wird keine langfristigen Erfolge erzielen.

    Patient C geht davon aus, dass er unter einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule leidet, da symptomatisch seine Hand einschläft. Möglicherweise liegt auch ein Bandscheibenvorfall vor, jedoch ist dieser Vorfall in der Regel nicht die Ursache für die Symptome. Das CTÜ und seine Hypomobilität spielen auch hier eine Hauptrolle.

    Was ist der springende Punkt? Weg von lokaler Schmerzbehandlung und mehr in Funktionsketten zu denken. Die meisten Beschwerden lassen sich nicht durch eine Bildgebung verifizieren und so laufen die Patienten mehrere Jahre von Therapeut zu Therapeut und entwickeln eine derartige Schon– und Schutzhaltung, die es schwierig macht, die vorhandenen Muster wieder aufzulösen. Um dieses Schmerzgedächtnis wieder zu löschen, arbeiten wir in meiner Praxis mit dem nachfolgenden Therapieansatz. Die Compliance des Patienten ist hierbei genauso wichtig wie die spezifische Anamnese, die Analyse der Laborwerte, Schlaf – und Stressmanagement, eine antientzündliche Ernährung sowie tägliche Alltagsbewegung. 

    Therapie

    Primäres Ziel: Verbesserung der Mobilität der Brustwirbelsäule und damit auch des CTÜ’s. Wir nutzen individuelles Training, um die Muscle-Mind-Connection zu verbessern und neue Bewegungsmuster anzubahnen und zu forcieren. Zwei Grundlagen sind hierfür essenziell wichtig und werden vorab angesteuert und beübt.

    Beckenaufrichtung

    Die Aufrichtung hängt koordinativ v. a. von einer sauberen Gesäßansteuerung ab. Die Ansteuerung erfolgt muskulär primär über die tiefe Bauchmuskulatur und den Gluteus maximus. Anbahnen lässt sich diese z. B. über einen Kniehub im Einbeinstand oder über einbeinige Hip Thrusts. Fehlt diese Ansteuerung und Aufrichtung, können die Patienten die Wirbelsäule von caudal nicht verriegeln. Diese Verriegelung ist erforderlich, um eine weiterlaufende Bewegung in die nachfolgenden Segmente zu verhindern und somit nur die Brustwirbelsäule zu beüben. 

    Atmung

    Der zweite Ausweichmechanismus erfolgt über die Rippenbögen und die Atmung. Wir versuchen, den Rippenbogen in Ausatemstellung, „geschlossen zu halten“, um bewusst die Segmente der Brustwirbel zu erreichen. Dabei ist bei einigen Patienten vorher nötig, das Zwerchfell zu detonisieren.

    Training

    Danach sind trainingstherapeutisch für mich folgende Basics essenziell:

    Wall Slides, PIN Squats, Kurzhantel Nacken­drücken und OHP (siehe Abb. 1 – 4). Fokus dabei liegt auf der Trophi­kan­regung und Verbesserung der Gelenkflüssigkeit (Synovia). Ziel ist es, die Gleitfähigkeit der Segmente wieder zu verbessern, die nervalen Strukturen zu entlasten und den Sympathikus zu dämpfen. Nachdem wir die Mobilität der Brustwirbelsäule verbessert haben, gehen wir in spezifischere Übungen über. 

    Abb. 1 Wall Slides: » Maximale Beckenaufrichtung, der Schub geht primär über die Ferse. » Die gesamte Wirbelsäule, speziell der Thorakolumbale Übergang (TLÜ), versucht imaginär einen Abdruck in der Wand zu hinterlassen. » Arme werden aus 90° Grad in die Streckung bewegt und wieder zurück.
    » Dabei sollten die Wirbelsäule, Schulterblätter, Ellenbogen und Hände die Wand nicht verlassen.
    Abb. 2 PIN Squats: » Kombination aus Good Morning und Squat. » Wichtig ist die Low Bar Position der Stange. Dabei bilden Handgelenke und Ellenbogen eine senkrechte Linie und die Schulterblätter sind maximal in Adduktion. » Die Stange wird in der Endposition auf den PINS (Sicherung am Rack) abgelegt.
    Abb. 3 Kurzhantel Nackendrücken: » Maximale Beckenaufrichtung über den Fersenschub. » Die Hanteln bleiben zu jederzeit hinter den Ohren, um die Aufrichtung zu gewährleisten. » Sollte der Patientin beidseits
    10 kg bewegen können, wird die Langhantel genutzt.
    Abb. 4 OHP: » Griff auf Schulterbreite, Orientierung bringt die senkrechte Linie zwischen Handgelenken und Ellenbogen. » Der Schub geht nach hinten/oben zur Decke. » Die Ellenbogenflexion führt den Rückweg an und es wird versucht, die Stange so eng wie möglich am Gesicht entlangzuführen. » Grundlegende Voraussetzung: Beckenaufrichtung.

    Patient A

    Um die Bizepssehnenreizung zu minimieren, ist es unser Ziel, den Humeruskopf zu zentrieren. Dies gelingt durch exzentrisches Training der Rotatorenmanschette, spezifisch durch Neuromuskuläres Training. Ebenso spielt nach Verbesserung der Mobilität der Brustwirbelsäule die Ansteuerung der Schulterblätter eine wichtige Rolle. Dies kann über einarmiges Rudern, einarmiges Latziehen oder Prone Shrugs erfolgen. Wir haben dafür das Biofeedback Training über EMG standardisiert, da die meisten Patienten nur schwer ein Gefühl für den Bewegungsumfang ihrer Schulterblätter bekommen. Über die visuelle Darstellung haben wir einen deutlich besseren Trainingserfolg. 

    Patient B

    Wir können bei 80 % unserer Kieferpatienten durch die Mobilisierung der Brustwirbelsäule eine deutliche Symptomlinderung erzielen. In der weiteren Therapie arbeiten wir bei leichten Kieferdevitationen mit Post-Isometrischer-Relaxation sowie Myofascialer Release Techniken. Äußere Stressfaktoren, Ernährung und Medikamenteneinnahme, wie z. B. die Einnahme der Antibabypille, sollten v. a. bei diesen Patienten nicht außer Acht gelassen werden. Gerade in Kombination mit Migräne oder Spannungskopfschmerzen hat sich, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, die Supplementierung von Magnesium, B Vitaminen und Q10 bewährt. 

    Patient C

    Bei den Patienten, welche insbesondere unter Symptomen wie Parästhesien in Arm und Hand leiden, gilt es, vorrangig die Engstelle des Plexus Brachialis (bzw. A. und V. subclavia) zu finden und entsprechend zu behandeln. Die häufigste Ursache für eine Sympathikushyperaktivität sind hier verschiedene Lagen, welche zur Kompression des Plexus Brachialis führen. Diese vier Engstellen sind: 

    • Scalenusloge (Adson-Test)
    • Costo-Claviculäre-Forte (Eden-Test)
    • Arcus tendineus nach Roos (Cyriax-Release-Test)
    • Pectoralis-Minor-Syndrom (Wright-Test)

    Cave: Karpaltunnelsyndrom über den Phalen-Test ausschließen. 

    Jede Engstelle bedarf einer individu­ellen Therapie. Abschließend werden die mobilisierten Bewegungsrichtungen spezifisch gekräftigt, um ein Rezidiv zu vermeiden.

    Selbsttest zur Mobilitätskontrolle des CTÜ’s 

    Wall Slides (Abb. 5)

    Wie bereits zu Beginn erklärt ist das Ziel, die gesamte Wirbelsäule an die Wand zu bringen und gleichzeitig die Arme in einer U-Position abzulegen. In dieser Position haben das Bindegewebe und die nervalen Strukturen eine optimale Gleitfähigkeit. Bei Beschwerden sollte diese Übung dreimal täglich mit 12 – 15 Wiederholungen zu je 3 – 4 Sätzen ausgeführt werden. Nach bereits 14 Tagen kann sich bei regelmäßiger Anwendung eine deutliche Linderung bemerkbar machen.

    Abb. 5

    Fazit

    Täglich begegnen mir unabhängig von ihrem Beschwerdebild Patienten, die bei der genauen Untersuchung folgende Defizite aufweisen: 

    • Beckenaufrichtung
    • Mobilität der Brustwirbelsäule
    • Atemsteuerung/Rippenstellung

    Diese drei Schwachstellen beeinflussen unsere Körperhaltung und die Zugveränderungen auf funktionelle Strukturen signifikant. Bei optimaler Positionierung und biomechanischer Statik sorgen sie für eine harmonische Balance zwischen den einzelnen Funktionsketten. All diese Erkenntnisse beruhen auf Erfahrungswerten und sind keinen Studienergebnissen geschuldet. Die Praxis jedoch zeigt, dass durch therapeutische und insbesondere trainingstherapeutische Interventionen eine nachhaltige Verbesserung der Symptome erzielt werden kann. 

    Literatur

    1. Der Körper des Menschen: Adolf Faller, Michael Schünke
    2. Manuelle Therapie & Komplexe Rehabilitation: Streeck, Focke, Klimpel, Noack
    3. Sympathikustherapie: Heesch, Steinrücken

    Autoren

    Wibke Wirth

    ist Physiotherapeutin mit Zulassungserweiterung Manuelle Therapie und Myoreflextherapie. Sie ist Inhaberin des WERK 3 Hamburg sowie Shareholderin und Expertin der Handball Performance Hub International AB. Außerdem ist Frau Wirth Physiotherapeutin der DHB Beachhandball Nationalmannschaft Frauen.

    03/24
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