Generell werden Schlafprobleme von Ärzten noch viel zu selten abgefragt. Dies ist jedoch die Voraussetzung für die Diagnose von Schlafstörungen. Denn zu wenig oder schlechter Schlaf hat eine zentrale Bedeutung in der Entstehung von Übergewicht und zahlreichen chronischen Erkrankungen. Bei Sportlern im Speziellen spielt der Schlaf ebenso in der Verletzungsprävention und der Performance eine wesentliche Rolle. Ein guter Schlaf unterstützt zudem die Regeneration.
Schlafstörungen nehmen mit dem Alter zu, da das zirkadiane System sensibler auf Licht reagiert. Zu den Strukturen, welche durch das zirkadiane System gesteuert werden, zählen der Schlaf-Wach-Rhythmus, die Körpertemperatur, der Blutdruck sowie die Produktion von Hormonen wie z. B. Melatonin und Cortisol. Die Periodenlänge des zirkadianen Rhythmus beträgt im Durchschnitt 25 Stunden [1]. Insomnie, obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom, das Restless-legs-Syndrom sowie Störungen des zirkadianen Schlafrhythmus gehören zu den häufigsten Schlafstörungen.
Höheres Risiko bei Frauen / Sportlerinnen
Frauen zeigen ein 40 % höheres Risiko für Schlaflosigkeit. Insbesondere in hormonellen Übergangsphasen ist der Schlaf dann deutlich beeinträchtigt. So verstärken sich Schlafstörungen in der Perimenopause durch nächtliche Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Es kommt zu einem steigenden FSH-Level, welcher mit einer schlechten Schlafqualität und mehr non-rapid Eye Movement Phasen (NREM) assoziiert ist. Die tiefste Körpertemperatur und die höchsten Melatoninspiegel in Bezug auf die Aufwachzeit sind bei Frauen früher nachweisbar als bei Männern [2]. Man geht heute davon aus, dass neben genetischen Unterschieden und Faktoren der Umwelt (Schichtdienst, häufiger Schlafentzug, soziale Zeitgeber) insbesondere die Geschlechtshormone eine tragende Bedeutung haben. Soviel zur Normalbevölkerung und dem Vergleich Mann zu Frau. Wie verhält es sich nun aber bei Sportlerinnen? Gibt es hier zusätzliche Unterschiede und/oder Einflussfaktoren?
Studienlage
Viele Studien berichten, dass Athletinnen in Bezug auf objektive Parameter besser schlafen. Jedoch zeigt sich im subjektiven Empfinden ein schlechterer Schlaf. Carter et al. haben in einer Studie mit 121 Hochschulsportlern (65 Männer, 56 Frauen) untersucht, wie hoch die Prävalenz von schlechtem Schlaf bei eben dieser Population ist. Im zweiten Schritt wurde geschaut, ob es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Athleten gibt. Zur subjektiven Beurteilung wurden der Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), Epworth Sleeiness Scale (ESS) und der Insomnia Severity Index (ISI) sowie ein Schlaftagebuch genutzt. Objektiviert wurden die Daten mittels Handgelenks-Aktigraphie, um die totale Schlafzeit und die Schlafeffizienz zu beurteilen. Für die totale Schlafzeit konnten keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gezeigt werden. Jedoch zeigte sich auch hier eine höhere Schlafeffizienz bei Frauen. Die subjektiv, über Fragebögen erfassten Daten, zeigten keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern [3].
In einer Meta-Analyse (eingeschlossen wurden 38 Studien) von Miles et al. wurde gezeigt, dass Athletinnen im Durchschnitt 7,8 Stunden schlafen. Schlafbeschwerden traten sowohl vor als auch nach dem Wettkampf und nach dem Training auf. 63 % der Studien berichteten hier über eine Reduktion der totalen Schlafzeit nach dem Training. 75 % berichteten über eine Reduktion der Schlafzeit nach dem Wettkampf [4]. In einer Studie von Maria Hrozanova et al. wurde untersucht, welchen Einfluss der Menstruationszyklus auf den Schlaf hat. Frauen (Alter 20 + 7 Jahre) berichteten hier eher über einen schlechteren Schlaf. Betrachtet man jedoch die mittels no-contact radar gewonnenen objektiven Daten zeigt sich, dass Frauen eine längere Schlafdauer, einen besseren REM-Schlaf, eine kürzere REM-Latenz sowie eine höhere Schlafeffizienz erreichten. Während der Blutung zeigten sich längere Bettzeiten sowie mehr Tiefschlaf- und weniger Leichtschlafphasen als in der blutungsfreien Zeit. Verglich man die Follikel- mit der Lutealphase zeigt sich in der Follikelphase eine geringere Schlafeffizienz bei insgesamt tieferem Schlaf. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Menstruationszyklus das Bedürfnis nach physiologischer Erholung beeinflussen kann, was sich in den Schwankungen der Schlafstadien zeigt. Insgesamt könnten die beobachteten geschlechtsspezifischen Unterschiede in den subjektiven und objektiven Schlafparametern mit dem Menstruationszyklus der Sportlerinnen zusammenhängen [5]. Dass die Umsetzung von Schlafmanagementstrategien dazu beitragen kann, die Symptome des Menstruationszyklus zu lindern und umgekehrt eine wirksame Behandlung der Symptome des Menstruationszyklus die Schlafqualität verbessern kann, haben Kullik et al beschrieben [6].
Folgende Schlafhygienestrategien sind denkbar:
- Handy, Tablet, Gaming ab Eintritt der Dämmerung meiden
- bei späten Reisen / Terminen Unterstützung der natürlichen Melatoninproduktion durch Lichtblockfilterbrillen (Achtung: die im Handy und Co eingebauten Filtern sind unzureichend)
- eher Kerzen- oder gedämmtes Licht ab Eintritt der Dämmerung
- schwer verdauliche Nahrungsmittel ab zwei Stunden vor dem geplanten Schlafbeginn meiden
Neben dem Einfluss von Training und Wettkampf sowie den hormonellen Schwankungen haben Kawasaki et al. in der Befragung von insgesamt 422 Sportlern (207 Männer, 215 Frauen) herausgefunden, dass bei Frauen insbesondere gewohnheitsmäßiges Trinken, ein Bad kurz vor dem Schlafen gehen und störende Geräusche die Schlafqualität verschlechtert haben [7].
Fazit
Zusammenfassend steht fest: es gibt in Bezug auf Schlaf einen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Es gibt viele verschiedene Einflussfaktoren und es darf weiter geforscht werden. Die zukünftige Forschung sollte sich auf die Optimierung der Schlafbewertungsmethoden und die Erstellung hochwertiger Studiendesigns in einer breiteren Anzahl von Sportarten konzentrieren.
Literatur
- Hippius, H., Rüther, E., Schmauss, M.: Schlaf-Wach-Funktionen, Springer Verlag, 1988, S. 5.
- Univ.Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer: Frauen schlafen anders. Männer auch. AEK 12/2023
- Jason R Carter et al.: Subjective and objective sleep differ in male an female collegiate athletes. Sleep Health. 2020 Oct; 6(5):623-628. Epub 2020 Mar 6.
- Kathleen H Miles et al.: What are the sleep charateristics of elite female athletes? A systematic review with meta-analysis. Biol Sport. 2022 Sept; 39(3):751-763.
- Maria Hrozanova et al.: Sex differences in sleep and influence of the menstrual cycle on women´s sleep in junior endurance athletes. PLOS One. 2021 Jun 17; 16(6): e0253376.
- Lisa Kullik et al. The prevalence of menstrual cycle symptoms and their association with mental health and sleep in German exercising women and athletes. J Sci Med Sport. 2024 Jun; 27(6):362-367.
- Kawasaki et al.: Sex differences in factors associated with poor subjective sleep quality in athletes. J Sports Med Phys Fitness. 2020 Jan; 60(1): 140-151.
Autoren
ist Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie mit Zusatzbezeichnung Sportmedizin. Sie leitet die Praxis für Sport- und Präventivmedizin in Mainz und ist Mannschaftsärztin des 1. FSV Mainz 05.