Randomisierte Doppelblindstudie mit Aminosäuren zeigt außergewöhnliche Ergebnisse und spannende Tendenzen im wissenschaftlichen Kontext. Die mentale/physische Leistungsfähigkeit und das myofasziale System werden durch die vielfältig beanspruchten Bindegewebsstrukturen entscheidend beeinflusst.
Eine gute Versorgung mit qualitativ hochwertigen Kollagenpeptiden ist der Garant für einen optimal funktionierenden Gehirnstoffwechsel, die Sehnen, Muskel, Knorpel-, Knochenstrukturen, das komplexe Immunsystem* und die Elastizität des gesamten myofaszialen Systems. Die extrazelluläre Matrix besteht aus Fasern: Kollagen-/retikuläre und elastische Fasern, der Grundsubstanz bestehend aus Glykosaminoglykan, Proteoglykan, Glykoprotein und Wasser. Die Faszien setzen sich zusammen aus den Fibroblasten und der umgebenen Matrix. Die strukturelle und funktionelle Vielfalt der Aminosäuren (AS) verdeutlicht ihre hohe Relevanz für diverse somatische und psychische Prozesse des menschlichen Organismus. Dies gilt gerade für die wichtigen Aminosäuren Phenylalanin, Tryptophan, Tyrosin und Taurin, die für den Gehirnstoffwechsel und für die Emotionen der Sportler von besonderer Bedeutung sind. Die Aminosäuren wie Arginin, Prolin, Methionin, Glycin, die speziell für die Elastizität und der Funktionserhaltung des myofaszialen Systems von elementarer Bedeutung sind, unterstützen die Fibroblasten bei der Synthese der Kollagenfasern in der extrazellulären Matrix. Erste Interventionsstudien zeigen nachweisliche positive Effekte des myofazialen Systems durch die gezielte Zufuhr von Aminosäuren.
Individualisierte Zufuhr von Aminosäuren
Evidenz-basierte retrospektive Studien bei Leistungs- und Spitzensportler zeigen selbst bei einem optimierten Ernährungsverhalten (Nährwertberechnung erfolgte mit Hilfe des Opti Diet der GOE) die Notwendigkeit der individualisierten Zufuhr von Aminsäuren. Die hier erfassten 144 Profi-Fußball Spieler (28,0 +– 3,5 Jahre) und 158 Marathonläufer (29,1 +– 3,9 Jahre) zeigen den positiven Effekt einer gezielten individualisierten Mikronährstoffzufuhr, insbesondere der Aminosäuren auf die Balance des vegetativen Nervensystems mit Hilfe der 48-Stunden Herz-ratenvariabilitätsmessung. Der pNN50 (Parameter für den Parasympathikus) steigt kontinuierlich an; LF/HF-Ratio (der vegetative Quotient) und der Stressindex konnte durch die gezielte Zufuhr statisch signifikant reduziert werden. Die Sportler haben sehr gut geschlafen, konnten sich besser konzentrieren und haben sich subjektiv viel ausgeglichener gefühlt (siehe Sportärztezeitung 02/2019).
Masterarbeit: Einfluss von Aminosäuren auf die Schmerzsymptomatik und das allgemeine Wohlbefinden
Infolgedessen bietet die Forschung hinsichtlich präventiver und therapeutischer Aspekte im Zusammenhang mit Aminosäuren viel Potenzial, welches im Rahmen der durchgeführten Masterarbeit im Bereich Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin an der FHM Bielefeld erforscht worden ist. Das Ziel dieser Masterarbeit war, den Einfluss von Aminosäuren auf die Schmerzsymptomatik und das allgemeine Wohlbefinden empirisch anhand einer Experimental-Doppelblindstudie zu untersuchen. Die Intervention wurde für einen Zeitraum von acht Wochen durchgeführt. Während dieser Periode wurden die Probanden instruiert, täglich 16 Presslinge eines hydrolysierten Erbsenproteins des Aminosäuren-Komplexes respektive des Placebos einzunehmen. Als Präparat für die Kontrollgruppe ist mikrokristalline Cellulose in Tablettenform verwendet worden. Die Einnahme ist in drei Einzeldosen über den Tag verteilt erfolgt (Dosierung der Aminosäuren s. Tab. 1). Vorzugsweise sollten je 2 x 6 Presslinge morgens und mittags sowie am Abend 1 x 4 Presslinge jeweils vor der Hauptmahlzeit eingenommen werden. Alle Probanden trainieren seit vielen Jahren unter medizinischer und sportwissenschaftlicher Kontrolle drei bis vier Stunden in der Woche. Eine Kombination aus funktionellem Training, apparativen Kraft- und Ausdauertraining mit individualisierter Herzfrequenzvorgabe. Alle Probanden haben seit Jahren leichte Beschwerden im aktiven und passiven Bewegungsapparat, die sich im Laufe der Jahre durch das Training verbessert haben. Die Ergebnisse dieser Masterarbeit stehen im Gegensatz zu bisherigen postulierten Aussagen von Experten, dass die gezielte Zufuhr von Aminosäuren abzulehnen ist und zu keiner nachweislichen Verbesserung der Lebensqualität führen kann. In der Tabelle 2 werden die anthropometrischen Daten der Probanden erfasst (Auszug aus der Masterarbeit). Zur Prüfung auf Strukturgleichheit der Untersuchungsgruppen, wurden die Probandenkollektive hinsichtlich ihrer zentralen Tendenz analysiert. Verglichen wurden die arithmetischen Gruppenmittel der in der Eingangsuntersuchung erhobenen Basisdaten. Außerdem wurde der Parameter Ernährungsverhalten zusätzlich innerhalb der Gruppen auf das Vorliegen signifikanter Unterschiede von T1 zu T2 geprüft. Nachfolgend werden relevante deskriptive Maßzahlen für beide Probandenkollektive sowie die Auswertungsergebnisse der statistischen Tests veranschaulicht und beschrieben.
Fazit
Nach der 8-wöchigen Interventionszeit kam ein signifikant positiver Effekt auf das Schmerzempfinden der Probanden der Verumgruppe verglichen mit der Placebogruppe zum Vorschein (p < 0,05). Das allgemeine Wohlbefinden der Verumgruppe konnte im Vergleich zur Placebogruppe zwischen den beiden Messzeitpunkten zwar deskriptiv sichtbar gesteigert werden, allerdings ohne den Nachweis durch statistische Signifikanz (p > 0,05), was nicht bedeutet, dass den Beobachtungen keine Relevanz beigemessen werden kann. Im Laufe der Masterarbeit wird eingangs dazu bereits der Dualismus von klinischer und statistischer Relevanz verdeutlicht. Gestützt werden die subjektiv erhobenen Daten durch die objektiven Variablen der Aminosäuren-Messwerte: Die Einnahme des Aminosäuren-Präparats spiegelte sich messbar in der Veränderung der Aminosäuren-Serumspiegel der Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe wieder, insbesondere für die Aminosäuren Methionin, Phenylalanin, Tryptophan und Valin (p < 0,05; s. Abb. 2). Zusammenfassend wird mit dieser Arbeit herausgestellt, dass Aminosäuren einen positiven Einfluss auf die Schmerzsymptomatik haben können. Zudem werden im Rahmen der Intervention Tendenzen aufgezeigt, die auf eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens hindeuten. Damit die erzielten Ergebnisse abgesichert werden können, wird Forschungsbedarf für die Zukunft ausgesprochen. Insbesondere sollte die Fallzahl in künftigen Studien größer und der Interventionszeitraum länger gestaltet werden. Darüber hinaus sind in vitro Studien notwendig, die sich mit den biochemischen Wirkmechanismen befassen, die den beobachteten Ergebnissen zugrunde liegen und sich mit der Frage der Kausalität befassen. Weitere Details der Masterarbeit können Sie in der Schriftenreihe der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bielefeld, Heft 12 Meilensteine in der Gesundheitsmedizin erhalten (auch per Online-abrufbar).
Immunsystem* Ein gutes Niveau bestimmter Aminosäuren insbesondere Arginin und
Glutamin können nachweislich die Immunkompetenz der NK-und T-Zellen erhöhen und somit die Abwehrkräfte gegenüber viralen und bakteriellen Infektionen stärken.
Autoren
studierte und promovierte an der DSHS Köln (Promotionsabschluss Sportwissenschaftler
im Fachbereich Sportmedizin/ Kardiologie). Nach Beendigung einer fünfjährigen Trainertätigkeit mit Bundesligalizenz (u.a. 2. Fußball-Bundesliga) gründete er SALUTO – das Kompetenzzentrum für Gesundheit und Fitness in Halle/Westfalen. Er hat eine Stiftungsprofessur für Sport, Ernährung und Regulationsmedizin an der FHM Bielefeld und ist Leiter des Master Studiengangs Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin, dazu erhielt er 2017 den Innovationspreis der Stiftung für Gesundheit und Umwelt, Schweiz.
studierte Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Bachelor of Science) und absolvierte anschließend den Masterstudiengang Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin an der FHM in Bielefeld. Seitdem ist sie für das Unternehmen Energy for Health in Halle/ Westfalen tätig, mit der Vision, die individuelle Mikronährstoffdiagnostik einer breiten Bevölkerung zugänglich zu machen.