Einmal infiziert, sind die Krankheitsverläufe der SARS-CoV-2-Infektion sehr unterschiedlich und reichen von asymptomatischen bis hin zu schweren Verläufen mit tödlichem Ausgang. Laut WHO verlaufen 80 % der weltweiten Infektionen asymptomatisch bis mild, 15 % schwer und 5 % kritisch.
„Wie kann ein und dasselbe Virus so unterschiedlich krank machen, fragen sich viele Menschen“ bringt Univ.-Doz. Dr. Günther Neumayr, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (ÖGSMP), die Verunsicherung und Angst innerhalb der Bevölkerung auf den Punkt. „Das Entscheidende scheint neben der Pathogenität von SARS-CoV-2 die Immunitätslage des Infizierten zu sein und diese ist bei aktiven, Sport-treibenden Personen besser als bei Inaktiven oder Patienten mit chronischen Erkrankungen. Nichts beeinträchtigt die Immunitätslage mehr als körperliche Unter- bzw. Überforderung. Deshalb sind auch Maßnahmen, welche Sport und körperliche Aktivität im Freien behindern, aus immunologischer und infektionsprophylaktischer Sicht als kontraproduktiv anzusehen“. Es ist das regelmäßige, richtig dosierte Training, welches die Körperabwehr stärkt und dadurch das Infektionsrisiko mindert. Eine „antrainierte“ unspezifische Abwehr ist auch im Stande, das Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu reduzieren. Es gibt seit Jahren einen eigenen Wissenschaftszweig, der sich mit den positiven Auswirkungen körperlichen Trainings auseinander setzt – die „Exercise Immunology“, fährt Neumayr fort. „Dies aktuell zu betonen, erscheint der ÖGSMP in Anbetracht diverser bewegungsfeindlicher Lockdown-Maßnahmen als sehr wichtig, um die Bevölkerung besonders auch in Epidemie-Zeiten zur Ausübung von regelmäßiger Bewegung, Sport und Training zu motivieren. Erhaltene bzw. vermehrte körperliche Leistungsfähigkeit mehrt die Immunität, und diese wirkt sich wiederum positiv auf Infektions- und Verlaufsrisiko der Erkrankung aus, nicht nur für die SARS- CoV-2-Infektion.
„Als Präventivmediziner und Leistungsphysiologe kann man nur anraten, solange wir Immunkompetenz nicht mittels einfacher Laborparameter definieren können, dass wir zukünftig bei der Patientenbetreuung vermehrt auf die individuelle Leistungsfähigkeit achten, diese auch messen und bei Einschränkung entsprechende Trainingsberatung betreiben. Im Umkehrschluss wissen wir aus vielen klinischen Studien, dass es vor allem Patienten mit schlechter Funktion und Leistungsfähigkeit sind, die die schwersten Krankheitsverläufe einer Infektion erleiden – insbesondere dann, wenn sie zudem immunkompromittiert sind durch vorbestehende Atemwegs- und Herzerkrankung, Hochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht, Raucherstatus oder höheres Alter per se. Und dies gilt auch für die COVID-19-Infektion. Nachdem wir Leistungsfähigkeit und damit verbundene gesteigerte Immunkompetenz nicht in der Apotheke kaufen können, sollten wir speziell in Pandemiezeiten auf einen gesunden – sprich aktiven – Lebensstil mit ausreichender körperlicher Aktivität setzen, um im Falle einer Infektion eher zu den asymptomatischen bis milden Verläufen zu gehören“.
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Autoren
ist Sportarzt, Präventiv- und Umweltmediziner, Lehrbeauftragter und Lehrgangsleiter (Public Health) an der Medizinischen Universität Wien, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (ÖGSMP) und Vizepräsident der Gesellschaft für konservative Sportmedizin (GKSM).
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