Im Sport ist die Regeneration genauso bedeutsam wie das Training selbst. Eine strukturierte und regelmäßige Regeneration hilft, Belastungen besser zu verarbeiten und eine zügige Wiederbelastung zu ermöglichen. In der Regenerationszeit, die abhängig ist von Dauer und Intensität der Belastung, wird dem Organismus die Möglichkeit gegeben, sich den Belastungsreizen anzupassen. Somit dienen regenerative Maßnahmen dem physiologischen Gleichgewicht und der Bereitstellung versorgender Funktionen.
In der modernen Gesellschaft spielt die körperliche und geistige Erholung zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit insgesamt eine immer größere Rolle. Entspannung, Gelassenheit, Wohlbefinden und Zufriedenheit sind eng mit Work-Life-Balance und Achtsamkeit verbunden. Die Regeneration stellt somit ein wichtiges Werkzeug zur Verbesserung der Selbstregulation dar, sei es um akute/chronische Spannungszustände zu lösen oder mit ritualisierten Settings Stressmanagement zu betreiben. Per Definition ist die Regeneration (von lateinisch: re- – zurück, generare – zeugen, erzeugen) eine erneute Belebung und Revitalisierung des Organismus. Daher hat sie in der Medizin, dem Sport und der Gesellschaft eine große Bedeutung hinsichtlich der funktionellen und morphologischen Wiederherstellung der körperlichen Ressourcen.
„Dreieinigkeit der Gesundheit“ und weitere Maßnahmen
Neben der „Dreieinigkeit der Gesundheit“ (E. Rambourg), bestehend aus Schlaf, Ernährung und Bewegung, stehen als weitere Regenerationsmaßnahmen u. a. autogenes Training, Yoga, meditative Verfahren, physikalische & manuelle Behandlungen sowie funktionelle Entspannung (wie z. B. Faszien- oder Biofeedbacktraining) zur Verfügung. Ausgewogener Schlaf hat sich mittlerweile in einen schwer greifbaren Luxus entwickelt. In Zeiten sozialer Medien und der sogenannten Leistungsgesellschaft brüsten sich „Karriere“-Menschen damit, wie wenig Schlaf sie brauchen, weil sie ein vermeintlich aufregendes, erfolgreiches und anspruchsvolles Leben führen und mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen. Schlafen sei Zeitverschwendung und Vergeudung von Lebenszeit, da eine 8-stündige Nachtruhe bedeuten würde, dass man 1/3 seines Lebens verpennt. Oder haben Sie zuletzt mal erlebt, dass jemand damit prahlt, wie gut er schlafen würde und sich dadurch antriebsstark und energiegeladen fühle? Dabei leiden laut Studien viele Menschen unter Schlafstörungen und den damit verbundenen Nebenwirkungen. „Das große Buch vom Schlaf“ des US-amerikanischen Neurowissenschaftlers und Schlafforschers Matthew Walker zeigt u. a. eindrucksvoll die Bedeutung des Schlafs hinsichtlich der Vorbeugung gegen Alzheimer, Krebs und Herzinfarkt. Schlafen mag noch nicht sexy genug sein, aber dies scheint sich zu ändern. Kunden sind bereit, an stressigen Arbeitstagen dafür zu bezahlen, dass sie Energie tanken können. Ob in der Dreamery by Casper, einer New Yorker Nap Bar, wo ein 45-minütiges Nickerchen 25 Dollar kostet oder in Frankreich in den sogenannten ZZZen-Trucks, wo mobile Gelegenheiten zur Entspannung angeboten werden.
Schlafstörungen und die Bedeutung von Melatonin
Wenn man sich mit dem Thema Schlafstörungen beschäftigt, spielen hauptsächlich Stress, körperliche oder seelische Erkrankungen, Medikamente, Alkohol- und Koffeinkonsum, hormonelle Stoffwechseländerungen, Schichtarbeit, aber auch gerade im Sport Reise- und späte Anstoßzeiten eine entscheidende Rolle. Beim Thema Ernährung zur Verbesserung des Schlafs tauchen in Medien regelmäßig Baldrian, die Vitamine B1 und B6 sowie zuletzt gehäuft Melatonin, das natürliche Schlafhormon, auf. Dabei steuert Melatonin den Tag-Nacht-Rhythmus und wird aus Serotonin synthetisiert, das aus der essenziellen Aminosäure Tryptophan erhalten wird. Neben der Förderung der Schlafbereitschaft und Erleichterung des Einschlafens, wirkt Melatonin als Radikalfänger in Mitochondrien („Kraftwerk der Zelle“) und fördert die Expression von antioxidativen Enzymen. Die Königin unter den Lebensmitteln ist dabei die Montmorency Sauerkirsche aus Michigan/USA. Mit ihrem hohen Nährstoff- (sekundäre Pflanzenstoffe) und Melatoningehalt ist sie antioxidativ, schlaffördernd und zudem antiinflammatorisch und harnsäuresenkend wirksam.
Gerade erhöhte Harnsäurewerte spielen im Rahmen akuter und chronischer Erkrankungen und Verletzungen in der Sportmedizin eine wesentliche Rolle. Dabei zeigen sich erhöhte Plasma- und Gewebespiegel an Harnsäure bei ca. 30 % der Männer und bei 3 % der Frauen [1]. Bei Männern ist dies unabhängig vom Lebensalter. Frauen profitieren zunächst vom urikosurischen Effekt der Östrogene, der zu niedrigeren Harnsäurewerten führt. Nach der Menopause allerdings steigen die Werte aufgrund der Umstellung des Hormonhaushalts an. Steigt die Harnsäure im Blut, z. B. durch körperliche Arbeit oder Sport, über 7 mg/dl an, kann sie in kristalliner Form ausfallen und zu Ablagerung in den ableitenden Harnwegen, in der Blutbahn und in bradytrophen Geweben, wie Sehnen und Knorpel, führen [2, 3]. So ist beispielseweise der Zusammenhang zwischen Tendinopathien und Hyperurikämie in der Literatur mehrfach belegt und im Grunde ein alter Hut [4]. Dodds et al. aus Neuseeland verglichen den Serumharnsäurespiegel von 30 Patienten mit Achillessehnenruptur mit denen von 30 gesunden Kontrollen, die an Alter und Geschlecht angepasst waren. Bei Patienten mit einer gerissenen Achillessehne waren die Serumharnsäurespiegel signifikant höher als bei den Kontrollpersonen. Dieser Befund war nicht vom Geschlecht oder Ethnie abhängig [5]. Harnsäureablagerungen zwischen den Sehnenzellen vermindern die Steifigkeit und reduzieren die Elastizität des Sehnengewebes. Es wird daher angenommen, dass dieser Befund mit einer nachteiligen Wirkung auf die Ernährung der Sehne zusammenhängen kann.
Chronische Entzündungen
Mittels spezieller CT-Untersuchungen (dual-energy CT) können eindrucksvoll Harnsäureablagerungen im Körper dargestellt und detektiert werden. Und diese zum Teil sehr hartnäckigen chronischen Entzündungen stellen uns in der täglichen Praxis vor große Herausforderungen, vor allem wenn die herkömmlichen Therapien keine ausreichende Wirkung zeigen. Präventiv und therapeutisch betrachtet liefert uns die Montmorency Sauerkirsche im Rahmen der Ernährungssteuerung ein natürliches und potentes Werkzeug, die Harnsäure zu senken und somit antiinflammatorisch zu arbeiten. Der Sauerkirschsaft hemmt das Enzym Xanthin-Oxidase, welches für die Bildung von Harnsäure notwendig ist [6]. Eine weitere Studie zeigte, dass durch das Trinken von 30 – 60 ml Montmorency-Sauerkirschsaft-Konzentrat die Harnsäure-Ausscheidung von Probanden um 250 % gesteigert werden konnte, wodurch die Harnsäure-Konzentration im Blut um 36 % sank [7]. Der Verzehr von Kirschen kann das Risiko einer Gichtattacke um 35 % reduzieren. Als Kirschsaftkonzentrat um 45 %, und in Kombination mit Allopurinol sogar um bis zu 75 % bei insgesamt 600 Probanden [8].
Zur Vermeidung des „Aussalzens“ (Kristallisation) der Harnsäure (Urat) werden in der Regel Xanthinoxidasehemmer verabreicht. Auf dem Markt vertretene Wirkstoffe sind Allopurinol und Febuxostat. Sie wirken urikostatisch, das heißt sie hemmen die Synthese der Harnsäure. Allerdings lassen sich bereits abgelagerte Harnsäurekristalle mit diesen Wirkstoffen nicht aus dem Gewebe lösen. Dies gelingt z. B. durch den Verzehr von Trauben oder sogenannten Urikosurika, die helfen können, Uratkristalle aufzulösen und leichter auszuscheiden.
Praxisbeispiel
Wie bedeutsam ein strategischer Einsatz zur kurzfristigen Behandlung der Harnsäure sein kann, zeigt folgendes Praxisbeispiel:
Das MRT-Bild links zeigt eine hartnäckige Tendinose mit Partialruptur der proximalen Patellasehne eines 19-jährigen Fußballprofis, die mittels Physiotherapie, Stoßwellen- und Injektionsbehandlungen nicht gelindert werden konnte. Nun wurde eine operative Therapie empfohlen und er stellte sich zur weiteren Einschätzung in unserer Sprechstunde vor. Nach Einsatz von Benzbromaron 100 mg (Urikosurikum) konnten die Beschwerden und die Entzündung im MRT bereits nach 14 Tagen reduziert werden (Abb. 1 rechts MRT-Kontrolle nach zwei Wochen).
Fazit
Die Montmorency Sauerkirsche senkt den Harnsäure-Spiegel natürlich, effektiv und ohne bisher bekannte Nebenwirkungen (Primärprävention). In eine leistungsorientierte Ernährung kann das Konzentrat der Montmorency Sauerkirsche problemlos integriert werden und eignet sich perfekt als Post-Workout Nutrition (Shakes / Kapseln). Sie besitzt das außergewöhnliche Potenzial, die Regeneration nach dem Sport zu unterstützen. Sie wirkt antioxidativ, hemmt belastungsinduzierte Entzündungen und verbessert mit ihrem hohen Melatonin-Gehalt die Schlafqualität. „Mens sana in corpore sano“, eine lateinische Redewendung nach dem römischen Dichter Juvenal, bedeutet „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“. Die Trias aus Schlaf, Ernährung und Bewegung liefert uns dafür die natürlichen Grundlagen.
Literatur
[1] Gresser U, Gathof BS, Zöllner N: Uric acid levels in Southern Germany, 1989
[2] Rakestraw N: Chemical factors in fatigue: The effects of muscular exercise upon certain common blood constituents J Biol Chem, 1921
[3] Levine, S. A., Gordon, B., & Derick, C. L.: Some changes in the chemical constituents of the blood following a marathon race. Journal of the American Medical Association, 1924
[4] Clement, D. B., Taunton, J. E. and Taunton, C. A.: The relationship between uric acid and tendonitis in the endurance athlete. 6th Annual Meeting, Canadian Association of Sports Sciences, 1972
[5] Dodds WN, et al., the relationship between Achilles tendon rupture and serum uric acid level, 1984
[6] Haidari, F et al. Inhibitory Effects of Tart Cherry (Prunus cerasus) Juice on Xanthine Oxidoreductase Activity and its Hypouricemic and Antioxidant Effects on Rats, 2009
[7] Bell, P. G. et al. Montmorency tart cherry (Prunus cerasus L.) concentrate lowers uric acid, independent of plasma cyanidin-3-O-glucosiderutinoside, 2014
[8] Zhang, Y., Neogi, T., Chen, C., Chaisson, C., Hunter, D. J., & Choi, H. K., Cherry consumption and decreased risk of recurrent gout attacks, 2012
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, M-Arzt (VBG). Nach Stationen in der Mediapark Klinik Köln und Sportsclinic Cologne gründete er ORTHO SPORTS LAB in Pulheim. Von 2008 – 2011 betreute Dr. Yildirim als Mannschaftsarzt des DFB die U15 – U19-Nationalmannschaften, von 2013-2023 war er Mannschaftsarzt des Fußballbundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Außerdem ist er wiss. Beirat der sportärztezeitung.