Rückblick: Im April 2022 hatte ich Besuch von einem sehr ambitionierten, aber leider auch sehr deprimierten 18-jährigen Sportler aus Hamburg (siehe Patients-Voice 2022).
Sehr ambitioniert, weil sowohl im Tennis wie auch im Fußball sehr erfolgreich und auch noch angehender Abiturient mit Leistungskurs Sport. Leider sehr deprimiert, weil Ihm wegen einer Schambeinastentzündung, stärkster Schmerzen und angeblicher Hüftdysplasien jeder weitere professionelle Sport untersagt und sogar ein Wechsel des Leistungskurses dringend empfohlen worden war. Dies war von Kollegen aus Hamburg sogar schriftlich der Schule mitgeteilt worden. Über seine sehr besorgte und engagierte Mutter fand H.R. den weg zu uns nach Augsburg, wo er 2 Wochen lang sehr intensiv (täglich) von mir, dem Physiotherapeuten Alexander Ablass (ebenfalls Beirat der SÄZ) und dem Athletiktrainer Martin Dorn aus Friedberg (bei Augsburg) behandelt und trainiert wurde. Er wurde schmerzfrei, er bekam ein neues Verständnis für seinen Körper und dessen Signale und er lernte sehr rasch die Notwendigkeit von Training als Prävention zu verstehen.
Hier und heute wollen wir die Geschichte eines außergewöhnlichen jungen Sportlers weitererzählen, die aufzeigt, welchen Einfluss wir als Ärzte und Therapeuten in positiver aber auch negativer Hinsicht nehmen können. Aber dafür lassen wir am Besten zunächst H.R. selbst berichten, wie es ihm seit April 2022 ergangen ist…
Patients Voice, die Fortsetzung…
„ Meine Verletzungsgeschichte hat ein Happy End, das ich hier erzählen möchte:
Mein Augsburger Athletiktrainer Martin Dorn – Peter Stiller hatte ihn in meine Behandlung ein- gebunden wie auch den Physiotherapeuten Alexander Ablaß – hatte mir vor meiner Abreise aus Augsburg verschiedene Übungen mit auf den Weg gegeben, um meine Muskulatur (Rumpf und Beine) zu stärken und so einer neuen Entzündung entgegenzuwirken. Darüber war ich sehr dankbar, denn ich hatte auf diese Weise schnell wieder die Möglichkeit, überhaupt Sport zu machen, was nur Wochen vorher kaum vorstellbar war. Peter Stiller legte mir ans Herz, erst einmal wieder Stück für Stück in den Leistungskurs Sport und das Tennistraining einzusteigen und dann etwas später wieder mit dem Fußball anzufangen, da hier (vor allem auf Kunstrasen) das Schambein noch mehr beansprucht würde. Am Anfang hatte ich noch wenig Zutrauen zu meinem Körper, zum Beispiel wenn es um die Steigerung zu Vollsprints oder einen Spannschuss ging. Aber ich merkte schnell, wie effektiv die Behandlung gewesen war, denn bald konnte ich wieder ohne Bedenken Fußball spielen, Tennis ja schon sehr viel früher. In der nächsten Zeit geriet der Fußball dann allerdings deshalb in den Hintergrund, weil meine sehr erfolgreiche Jugendmannschaft sich auflöste. Ab da hatten mein Sportleistungskurs bis zum Abi und das Tennisspielen sportliche Priorität. Ich hatte keinerlei Probleme mehr, die verschiedenen Sportarten im Leistungskurs (von Volleyball über Triathlon bis hin zu Leichtathletik) schmerzfrei zu absolvieren, was ich nur wenige Monate vorher nie für möglich gehalten hätte. Martin Dorn‘s Übungen habe ich noch lange weitergeführt und kenne sie bis heute auswendig. Sie gaben mir Sicherheit und Stabilität. Mein Training wurde sozusagen zu meiner Therapie. Auch bin ich in Norddeutschland vorsorglich von einer Physiotherapeutin weiter begleitet worden, erst in kürzeren Abständen, später dann nicht mehr so oft. So konnte – wie in Augsburg geraten – neu auftretenden muskulären Dysbalancen immer sofort entgegengewirkt werden.
Das Resultat aus allem hat mich am Ende versöhnt:
In allen drei praktischen Prüfungen im Sportabitur erreichte ich 15 Punkte. Mehr muss ich wohl nicht sagen. Und jetzt nach dem Abitur werde ich mich für 1 Jahr der Andi Murray tennis academy scotland anschliessen, um zu sehen, ob mein Weg vielleicht doch ins Profitennis führt. Sollte dies nicht funktionieren spiele ich mit dem Gedanken, evtl. tatsächlich Medizin zu studieren und mich auf Sportmedizin zu spezialisieren. Ohne Peter Stiller, seinen schnellen Einsatz und sein tolles Team hätte ich höchstwahrscheinlich meinen Sport-Leistungskurs verlassen und ein Ersatzfach belegen müssen… eine grauenhafte Vorstellung! Und den Traum vom Tennisprofi hätte ich ja auch begraben können. Die Kombination aus den verschiedenen modernen Therapieformen, die ich in Augsburg erhielt und dem ganz auf mich und meine Bedürfnisse zugeschnittenen Training zur muskulären Stabilisierung hat für mich tatsächlich Wunder bewirkt.
An dieser Stelle daher nochmals ein ganz großes DANKE an Peter Stiller, Alexander Ablass und Martin Dorn! Ich habe viel aus den zwei Augsburger Wochen mitgenommen, was ich sicher nie vergessen werde.“
H.R.
Abschließender Therapeuten-Kommentar
Aus Therapeutensicht – und da saßen auch in diesem Fall mal wieder Alex, Martin und ich in einem Boot – ist diese Geschichte natürlich wunderbar, denn sie zeigt, was heute durch moderne Behandlungsmethoden, Teamwork in der Therapie und den Grundsatz „Therapie ist Training, Training ist Therapie“ auch bei angeblich aussichtslosen Fällen erreicht werden kann.
MBST, ESWT (EMS), Laser (EMS) und Cryo-Therapie (Cryolight) nahmen dem Sportler die Entzündung und die Schmerzen, heilten sein Schambein und lösten zusammen mit der Physiotherapie, Chiro- & manuelle Therapie (+ Kinesiotaping) die muskulären Dysbalancen und die Muskelkettenprobleme. So konnten wir ihm eine bessere Haltung und Schmerzfreiheit ermöglichen, was dann durch genau abgestimmtes, individuelles und hocheffektives Athletiktraining abgerundet wurde.
Leider zeigt dieser Fall aber auch, wie schnell Träume zerplatzen können, wenn der ärztliche (oder therapeutische) Tellerrand das Ende der Sportlerkarriere bedeutet. Was es aus diesem jungen, erfolgreichen und hochmotivierten Sportler in kürzester Zeit gemacht hat, vor solch niederschmetternde Tatsachen gestellt zu werden, musste ich bei unserem ersten Kennenlernen erleben. Es galt also auch einen völlig geknickten und verzweifelten jungen Mann wieder aufzubauen und ihm das zurückzugeben, was ihm vollständig abhanden gekommen war… Hoffnung. Nach Sichtung der Bilder, eingehender Untersuchung und Rücksprache mit meinen Kollegen, war dieser erste Schritt recht schnell gemacht und es war schön zu sehen, wie die Lebensfreude wiederkam und sich der Sportler und sogar seine Mutter hoffnungsvoll und mit allem Einsatz mit uns in dieses „Projekt“ warfen.
Wir möchten mit dieser Geschichte (für deren wunderbare Schilderung wir H.R. ganz herzlich danken🙏🏼😊) zunächst einmal Sportlern Hoffnung geben, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befinden. Aber natürlich wollen wir auch – vor allem den jungen – Therapeuten (egal ob Arzt, Physio, Osteopath oder Athletiktrainer), die motiviert sind und wirklich etwas bewegen wollen, mit auf den Weg geben, dass in der modernen Medizin durch Wissen, Erfahrung, Leidenschaft, Teamwork (mit Kollegen und mit dem Patienten) und den Mut, ständig seinen Horizont zu erweitern, extrem viel zu erreichen ist, auch wenn das am Anfang niemand für möglich gehalten hätte.
Autoren
ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin in der Praxis Allgemeinmedizin Lechhausen & MedWorks – Privatärztliche Praxis, Augsburg. Er ist ehemaliger Mannschaftsarzt des Profiteams des FC Augsburg und wiss. Beirat der sportärztezeitung.