Die Basis für eine individualisierte Mikronährstoffrezeptur ist ein optimiertes Ernährungsverhalten und die richtige umfassende zelluläre Analytik. Bis heute existieren weltweit keine leistungsphysiologischen Daten zur praktischen Überprüfung der klinischen Relevanz bisheriger Dosierungsempfehlungen bei Leistungs- und Spitzensportlern. Diese leiten sich aus nur aus dem Energieverbrauch und dem Nährstoffbedarf ab.
(Zitat: “Sportmedizin für Ärzte”, Deutscher Ärzte-Verlag 2010.)
Langjährige Untersuchungen mithilfe der FACE Methode (Free-Air Carbon dioxide Enrichment) von Myers / Smith am 27. August 2018 von der Harvard University zeigen in 151 Ländern den Zusammenhang von CO2-Anstieg und hierdurch entstehenden zunehmenden Mikronährstoffverlusten in unseren Pflanzen [1]. Unsere langjährigen Untersuchungsergebnisse konstatieren, dass trotz individualisierter optimierter Ernährung bei Spitzensportlern der Bedarf an Mikronährstoffen nicht im Laufe einer Saison abgedeckt werden konnte. In der retrospektiv evidenz-basierten Studie werden die Ergebnisse von 144 Profi-Fußballspielern über einen Zeitraum von zwei Jahren dargestellt. Im Zeitraum der Untersuchung erfolgte die Ernährungsanalyse mit der Opti-Diet Software. In beiden Jahren ernährten sich die Spieler nach jeweiligen Vorgaben der einzelnen Ernährungswissenschaftler. In der 2. Saison erfolgt zusätzlich eine individuell zusammengestellte Mikronährstoffrezeptur. Das Ernährungsverhalten wird den Trainings- und Wettkamphasen angepasst (Kohlenhydratmodifiziert in intensiven Trainings- Wettkampfphasen, Eiweißreich und Fettoptimiert) nach den Grundprinzipien des Glykoplans von Dr. Kurt Mosetter.
Erstellung der individualisierten Mikronährstoffrezepturen
Die Erstellung der individualisierten Mikronährstoffrezepturen erfolgt aus einer Vielzahl von Blut- und Urinanalysen: zelluläre (intraerythrozytäre) Blutanalysen der Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, funktioneller Energiestoffwechsel, Pyridinium Crosslinks, Messung der 48-Stunden-Herzratenvariabilität (pNN50, LF /HF-Ratio, Stressindex) zu unterschiedlichen Messzeitpunkten und den entsprechend aufgeführten Befindlichkeitsstörungen der Sportler. Auf eine Vollblutanalyse wird verzichtet, da diese kurzfristigen Ernährungseinflüssen unterliegt. Neben einer differenzierten Laboranalytik liefert der Abgleich mit den Referenzwerten von mehr als 60.000 untersuchten Personen davon 13.500 Leistungs- und Spitzensportlern in einer weltweit einmaligen Datenbank zusätzliche Indikatoren für Mikronährstoff-Rezepturen, die auf jeden Einzelnen abgestimmt werden.
Paradigmenwechsel gegenüber der bisherigen Labordiagnostik
Die Ergebnisse des funktionellen Energiestoffwechsels zeigen eine spezielle Dysfunktion der Mitochondrien im Zitronensäurezyklus bei bestehenden Defiziten an Aminosäuren, Vitaminen und Mineralien. Die gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe normalisieren die Carbonsäuren (Zitronensäure, Cis-Aconitsäure, Alpha-Ketoglutarsäure, Bernsteinsäure, Fumarsäure und einen möglicherweise erhöhten Laktat-Pyruvat-Ratio). Die Pyridinium-Crosslinks zeigen, wie stark körpereigene Strukturproteine energetisch beansprucht worden sind. Die genaue intraerthrozytäre Analyse der Mikronährstoffkonzentrationen ermöglicht dann die Erstellung der individuellen Mikronährstoffrezepturen. Mithilfe unterschiedlicher Parameter (u. a. Zonulin, Calprotectin) werden Permeabilitätsstörungen des Mikrobioms analysiert und gegebenenfalls therapiert. Tab. 1 und Abb. 1 zeigen den Einfluss der optimierten Ernährung mit und ohne individualisierte Mikronährstoffrezeptur. Im Laufe von zwei Jahren bei 144 Profi-Fußball-Spielern auf die psycho-/physische Leistungsfähigkeit. Mit der 48-Stunden-HRV-Analysen werden zu unterschiedlichen Messzeitpunkten die Parameter Stressindex, pNN50, HF (High Frequency), LF (Low Frequency, LF / HF-Ratio) bestimmt. Außerdem erhalten die Spieler einen speziellen Fragebogen. Die Messungen erfolgten vor Beginn der Vorbereitung, nach sechs Wochen, Ende der Hinserie und Ende der Rückserie.
Ergebnisse der Mikronährstoffrezepturen auf die psychisch / physische Leistungsfähigkeit
Die 48-Stunden-HRV-Analyse ermöglicht Erkenntnisse über die Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus, über die Leistungsbereitschaft, über die Entspannungsfähigkeit sowie über Schlaf- und Stressbelastungen. Aus Tab. 1 lassen sich die positiven Einflüsse der individualisierten Mikronährstoffrezepturen auf die folgenden Parameter erkennen: Der Parameter pNN50 stellt den Prozentsatz der benachbarter RR-Intervalle, die mehr als 50 ms voneinander in der gesamten Aufzeichnung abweichen, dar. Dieser Wert wird als stabiler Indikator für die Parasympathikusaktivität verwendet. Ein pNN50 > 10 % und < 25 % zeigt eine sehr gute Aktivität des Parasympathikus. Der pNN50 zeigt einen hochsignifikanten Anstieg von 89,96 % (p < 0,001) von 7,27 +- 0,61 vor Beginn der Vorbereitung bis zum Ende der Rückserie auf 13,81 +- 1,27 mit individualisierter Mikronährstoffrezeptur (i. M.), während die Spieler in der Saison ohne individualisiert Mikronährstoffrezeptur (o. M.) nur einen Anstieg von 6,63 % erzielen konnten. Der Stressindex (SI) ist eine mathematische Größe, die sensitiv auf Verschiebungen des vegetativen Gleichgewichts reagiert. Der Stressindex reduzierte sich bei gleichen Ausgangsniveau hochsignifikant um 52,12 (p < 0,001) bei den Spielern mit Mikronährstoffrezeptur von 365,85 auf 171,35 am Ende der Hinserie, während bei den Spielern ohne Mikronährstoffrezeptur ein hochsignifikanter Anstieg (p < 0,001) von 3,95 % erkennbar wird. Der LF / HF-Ratio als vegetativer Quotient reduzierte sich hochsignifikant um 76,95 % (von 7,31 +- 0,61 auf 1,78 +- 0,21) bei Spielern mit Mikronährstoffrezeptur, während die Spieler ohne Mikronährstoffrezeptur eine hochsignifikante Reduzierung von nur 14,94 % (7,26 +- 1,15 auf 6,16 +- 1,21) aufweisen.
Fazit
Aus Abb. 1 lassen sich die Veränderungen der zellulären Mikronährstoffkonzentrationen durch die individualisierten Mikronährstoffrezepturen (Beispiel: Tab. 2) und deren positiven Einfluss auf die psycho-/physische Leistungsfähigkeit erkennen. Die individuelle Mikronährstoffrezeptur führte zu einer verbesserten Regulation der Schilddrüsenhormone. Die Spieler zeigten in der Saison mit individualisierter Mikronährstoffrezeptur eine konstant gute Leistungsfähigkeit und nur einen Infekt bedingten Trainingsausfall von 5,2 %, während die Spieler in der Saison ohne Mikronährstoffrezeptur eine sehr schwankende Leistungsfähigkeit und Infekt bedingte Trainingsausfälle von 63,7 % aufweisen.
Literatur
[1] Smith, M. ; Myers S. “Impact of anthropogenic CO2 emissions on global human nutrition”. Nature Climate Change 8, pages 834–839 (2018). https://doi.org/10.1038/s41558-018-0253-3
Autoren
studierte und promovierte an der DSHS Köln (Promotionsabschluss Sportwissenschaftler
im Fachbereich Sportmedizin/ Kardiologie). Nach Beendigung einer fünfjährigen Trainertätigkeit mit Bundesligalizenz (u.a. 2. Fußball-Bundesliga) gründete er SALUTO – das Kompetenzzentrum für Gesundheit und Fitness in Halle/Westfalen. Er hat eine Stiftungsprofessur für Sport, Ernährung und Regulationsmedizin an der FHM Bielefeld und ist Leiter des Master Studiengangs Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin, dazu erhielt er 2017 den Innovationspreis der Stiftung für Gesundheit und Umwelt, Schweiz.