Prophylaxe mit Sportmedizin – Die Bedeutung der Prophylaxe hat gerade auch aufgrund der aktuellen Situation stark zugenommen und wird in Zukunft immer wichtiger werden. Für die Sportmedizin, die eben nicht nur Therapie und Rehabilitation ist, sondern gerade auch auf dem Gebiet der Prophylaxe ein hohes Potenzial hat, das bei weitem noch nicht erkannt und ausgenutzt ist, bedeutet dies, dass sich neue Herausforderungen und Chancen ergeben. Der Mensch sollte optimal auf Situationen, wie z. B. Pandemien, vorbereitet sein – dies funktioniert im Idealfall interdisziplinär und individuell mit einem Zusammenspiel von Mediziner, Therapeut, weiteren Akteuren und auch dem Verhalten (behavior) des Patienten/Menschen. Wir sollten nicht nur warten – auf Impfstoffe, Medikamente etc. – wir sollten aktiv handeln und uns bestmöglich vorbereiten. Stay at home kann auf Dauer nicht die einzige Option sein. Hier sehen wir eine wichtige und herausfordernde Rolle der Sportmedizin.
Be prepared – Be prophylaxed! Wir von der sportärztezeitung haben 2018 den Begriff Prophylaxe ganz bewusst auch in Abgrenzung zu dem in der Sportmedizin geläufigen Begriff der Prävention als feste Rubrik eingeführt. Die aktuelle Corona-Situation hat uns vor Augen geführt, dass dies auch in Zukunft noch weiter ausgebaut werden muss. Nach einem Interview zwischen Dr. Kurt Mosetter und der Frankfurter Rundschau, in der unser langjähriger Beirat betonte, dass man sein Immunsystem gegen Viren scharf stellen kann, haben wir mit Univ.Prof. Dr. med. Christoph Schmitz, PD Dr. med. Felix Post und Dr. med. Kurt Mosetter drei absolute Fachleute auf ihren Gebieten per Videoschaltung zu einem Diskurs-Talk „Sportmedizin & Prophylaxe“ zusammengebracht und mit ihnen über die Rolle und Umsetzung der Prophylaxe in puncto Immunsystem, Pandemie und deren Bedeutung in der modernen Sportmedizin gesprochen. Wichtig war es uns dabei, gerade auch psychoneuroimmunologische- und Ernährungsaspekte zu integrieren, die
in der aktuellen Diskussion leider überhaupt nicht – oder wenn, dann nur am Rande – beachtet werden. Support your Immunsystem? Das geht prophylaktisch nur mit Bewegung, Ernährung und Psyche, der Mensch ist ein Bio-Psycho-Soziales Wesen (der Athlet wird als psychosociophysiological entity bezeichnet (Kenttä & Hassmén, 2002)) – die Sportmedizin hat alle Werkzeuge und Fachdisziplinen / Zugang dafür parat, man muss sie nur anwenden und vor allem auch wissen, wie man sie anwenden kann.
Es folgen einige Kernaussagen unseres Diskurs-Talks, das komplette Video der Diskussion finden Sie hier https://youtu.be/Q2tn-N9OUhE
Univ. Prof. Dr. med. Christoph Schmitz
- Covid-19: Herausforderungen und Chancen für die Sportmedizin – die Welt war gewarnt (und hat die Warnung ignoriert)
- Nach dem derzeitigen Stand des Wissens ist Primärprevention (also erst gar keine Ansteckung) die beste Strategie gegen SARS-CoV-2
- Wenn es trotzdem zur Ansteckung mit SARS-CoV-2 kommen sollte, sollte der Körper so gesund wie möglich sein
- Aktive Prophylaxe mag dabei von erheblicher Signifikanz sein (siehe Transfer aus der Zahnmedizin)
- Psyche hat einen massiven Einfluss auf das Immunsystem; das ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt
Dr. med. Kurt Mosetter
- Das Fundament und die Kraft des Immunsystems generiert sich aus dem Darm und einer intelligenten antientzündlichen Ernährung
- Prophylaxe: Natürlich intelligente Ernährung, individuell personalisiert und selbst zubereitet – eat for Regeneration
- Plädoyer für gesunden Schlaf & gesunden inneren Rhythmus. Je besser die Regeneration, desto besser die natürliche Immunresistenz
- Der Dynamo und die Batterie des Immunsystems sind individuell trainierte Muskeln
- Mehr Sensibilität und besseres Wissen kann bei den Menschen zu mehr Selbstverantwortung und Eigeninitiative im Verhalten führen – when therapy becomes training
PD Dr. med. Felix Post
- Covid-19 – wer gesund „hinein geht“, kann auch wieder gesund „herauskommen“ und im Grunde wissen wir, wie wir gesund und gestärkt leben können.
- Hier müssen wir ganz klar über Prophlyaxe reden. Das ist individuell, trainierbar und geht nicht ohne Eigenverantwortung / Eigeninitiative
- Wichtig ist, mögliche Mangelerscheinungen bei Menschen, wie z. B. Vitamin-D-Mangel oder Eisenmangel u. w. frühzeitig zu diagnostizieren und dementsprechend zu substituieren. Dann gehen wir gesünder und geschützter in die Krisensituation
- Man muss über diese Themen mit den Menschen sprechen, bevor sie Patienten werden, nur dann
haben wir einen sinnvollen prophylaktischen Effekt
Ein weiteres Video zu dem Thema „Sportmedizin & Prophylaxe 2.0 Fußballmedizin & Fußballmanagement“ mit Ralf Rangnick, Dr. med. Kurt Mosetter und Robert Erbeldinger finden Sie hier https://youtu.be/OhjaGUAtZOI
Autoren
Sportmedizin für Ärzte, Therapeuten & Trainer