Die Injektion von plättchenreichem Plasma (PRP) bei Gonarthrose wird immer wieder kontrovers diskutiert. Daher war es das Ziel der ESSKA (European Society of Sports Traumatology, Knee Surgery & Arthroscopy), einen europäischen Konsensus zur Anwendung von PRP bei Gonarthrose zu erstellen.
Dazu wurde die aktuelle wissenschaftliche Literatur analysiert und mit Expertenmeinung kombiniert, um aussagekräftige Statements zur Anwendung von PRP zu erstellen. Hierbei wurde ein exaktes methodisches Vorgehen nach dem modifizierten Delphi Prozess verwendet (wissenschaftlicher Berater Philippe Beaufils, Frankreich). Unter der Leitung von Laura de Girolamo (Italien) und Lior Laver (Israel) formulierte eine Steering Gruppe (12 Spezialisten aus 9 europäischen Ländern) Fragen und Antworten basierend auf der Literatursuche zu den Themengebieten 1) PRP – Rationale und Indikation, 2) PRP – Präparation und Charakterisierung und 3) PRP – Protokoll. Die Fragen wurden dann in einen zweistufigen Prozess von einer weiteren Rating Gruppe (22 Spezialisten) beurteilt, bis Übereinkunft erzielt wurde. In einem abschließenden Schritt wurde dann von einer dritten Gruppe die geographische Anpassung an die verschiedenen europäischen Länder überprüft. Nach diesem aufwendigen Prozess wurden insgesamt 28 Fragen und Antworten inklusive Literaturübersicht erstellt. Dabei wurde u. a. auf Fragen, wie der Abhängigkeit vom Arthrosegrad, dem Alter der Patienten, dem Einsatz in der inflammatorischen Phase, dem präventiven Einsatz, dem Vergleich mit Kortikosteroiden oder Hyaluronsäure, der Überlegenheit von leukozytenreichem oder leukozytenarmen PRP sowie vielen weiteren eingegangen. Das wichtigste Statement zur klinischen Evidenz des Einsatzes von PRP soll hier im Original wiedergegeben werden.
QUESTION 1: Does current clinical evidence support the use of PRP for knee OA?
Statement: Clinical evidence confirms the efficacy of PRP in the treatment of knee osteoarthritis (OA). Level I and II clinical studies, as well as additional prospective studies, support the safety and clinical benefit of PRP for knee OA, which was shown in comparison to both placebo (saline) and control treatments such as hyaluronic acid or corticosteroids (CS). The efficacy of PRP in the treatment of knee OA has been also supported by meta-analyses and confirms the findings of preclinical research. The consensus group can therefore conclude that there is enough preclinical and clinical evidence to recommend/support the use of PRP in knee OA (see following questions addressing PRP specifications and indications).
Die Antwort beruht dabei auf 5 Metaanalysen, einem 1 RCT und einem systematischen Review. Der komplette Konsensus kann kostenlos auf der Internetseite der ESSKA heruntergeladen werden (https://www.esska.org/page/Projects).
Chairpersons: Laura de Girolamo, Lior Laver / STEERING AND LITERATURE GROUP MEMBERS: Philippe Beaufils (France) – ESSKA Consensus Projects Advisor, Mikel Sanchez (Spain), Giuseppe Filardo (Italy), Ramon Cugat (Spain), Thomas Tischer (Germany), Jeremy Magalon (France), Rodica Marinescu (Romania), Marko Ostojic (Bosnia), Ferran Abat (Spain), Elizaveta Kon (Italy), Ricardo Bastos (Portugal), Baris Kocaoglu (Turkey), Michael Iosifidis (Greece)
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnungen u.a. Sportmedizin und spezielle orthopädische Chirurgie. Er ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen. Außerdem ist Prof. Tischer Präsident der GOTS sowie Kongresspräsident des GOTSKongresses 2024 in Nürnberg.