Effektivität einer 18-wöchigen Kräftigungs- und Foam-Rolling Intervention auf die Entstehung von Laufverletzungen bei Freizeitläufern
Laufbedingte Verletzungen (RRIs) sind komplex und vielschichtig. Es wird vermutet, dass biomechanische Aspekte das Verletzungsrisiko erhöhen, wenn die neuromuskuläre Funktion unzureichend ist, wobei die Kontrolle und Kraft der Rumpf- und Beinmuskulatur eine entscheidende Rolle spielen. Ungleichgewichte zwischen Hüftadduktoren-, Abduktoren- und Beugekraft können bei Freizeitläufern mit Verletzungen der unteren Extremitäten einhergehen.
Eine Instabilität des Sprunggelenks wird zudem mit laufbedingten Verletzungen in Verbindung gebracht. Darüber wird vermutet, dass eine eingeschränkte Flexibilität & Elastizität der Muskeln der unteren Extremitäten eine Rolle bei der Entwicklung von Laufverletzungen spielen.Interventionsstudien zur Kontrolle der Trainingsbelastung (z. B. Laufumfang & Intensität) konnten bisher keine Reduzierung des Auftretens von laufbedingten Verletzungen zeigen, sodass die Wirksamkeit solcher Interventionen unklar ist. Interventionsstudien, die aus allgemeinen Kraft- und Foam-rolling Übungen in Kombination bestehen, fehlen in der wiss. Literatur. Ziel dieser Studie war es, die Verletzungshäufigkeit von Freizeitläufern, die ein gezieltes Kraft- und Foam-rolling Training zum normalen Lauftraining absolvieren, zu ermitteln und zu vergleichen mit Freizeitläufern, die nur ein Lauftraining durchführen.
Methode
Bei der durchgeführten Studie handelt es sich um eine 18-wöchige vergleichende Beobachtungsstudie, bei der Freizeitläufer (die in den letzten 12 Monaten mindestens 15 km/Woche gelaufen sind) randomisiert in eine Interventionsgruppe (Kraft- und Foam-rolling Übungen) und eine Kontrollgruppe (keine Intervention) eingeteilt wurden. Laufbedingte Verletzungen wurden prospektiv über einen Zeitraum von 18 Wochen erfasst.
Interventionsprogramm
Zur Durchführung und Kontrolle des Interventionsprogramms wurde auf der Webplattform GoMobilus (2018 Mobilus Digital Rehab AB) ein online Programm entwickelt. Es umfasste Kraftübungen für die Abduktoren, den Quadrizeps und die Fußsupinatoren, wobei u. a. ein elastisches Trainingsband von Blackroll zum Einsatz kam. Die Foam-rolling Übungen mit einer blackroll umfassten die Muskulatur des Oberschenkels, die Gesäß- und Abduktorenmuskulatur, die Waden- und Schienbein-muskulatur sowie die Plantarfaszie. Die Übungen wurden in Form von Bildern, Videos und Lehrtexten präsentiert. Die Interventionsgruppe wurde angewiesen, das Programm 18 Wochen lang zweimal pro Woche zusätzlich zum normalen Lauftraining durchzuführen und jede Sitzung über GoMobilus zu dokumentieren. Die Compliance der Intervention wurde wie folgt kategorisiert: hohe Compliance = ±10 % der empfohlenen Trainingseinheiten (32 – 40 Sitzungen); mittlere Compliance = 18 – 31 Sitzungen; und geringe Compliance = <1 Sitzung pro Woche (0 – 17 Sitzungen).
Ergebnis
Bei der Untersuchung der Effektivität der Interventionsuntergruppen wurden die niedrigen, mittleren und hohen Compliance Gruppen mit der Kontrollgruppe verglichen. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Für die Gruppe mit hoher Compliance (2 zusätzliche Kraft- und Foam-rolling Trainingseinheiten pro Woche) wurde ein um 85 % geringeres Risiko der Entstehung einer laufbedingten Verletzung ermittelt, im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Gruppe mit einer mittleren compliance (1 – 2 zusätzliche Kraft- und Foam-rolling Trainingseinheiten pro Woche) hatte ebenfalls ein geringeres Risiko der Entstehung einer laufbedingten Verletzung im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Fazit
Läufer, die die Kraft- und Foam-roll Übungen 18 Wochen lang durchschnittlich zweimal pro Woche durchführten, hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe ein deutlich geringeres Risiko für laufbedingte Verletzungen. Diese hochgradig konforme Interventionsuntergruppe hatte nach dem 18-wöchigen Studienzeitraum nur noch eine Verletzungsinzidenz von 4,6 %.
Originalstudie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36630577/
Autoren
Professor in Biomechanics and Movement Science, University of Gothenburg, Sweden.