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    Startseite » Haltung und Atmung im Rollstuhl
    Training

    Haltung und Atmung im Rollstuhl

    Bausteine eines ganzheitlichen Athletikkonzeptes für Rollstuhlfahrer und -sportler
    Dirk LöselBy Dirk Lösel8 Mins Read
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    Wenn für den Büromenschen „Sitzen das neue Rauchen“ ist, was ist es dann für den Rollstuhlsportler? Sicherlich eine Herausforderung, aber eine, der man sich stellen sollte. Das heißt zum einen, dass die Sitzposition und Haltung im Stuhl so gut wie möglich perfektioniert
    werden sollten. Zum anderen, jede Möglichkeit zu nutzen, aus dem Stuhl herauszukommen und im Speziellen an der Hüftstreckung zu arbeiten.

    Da sich das Becken, die Wirbelsäule, die Blickrichtung und das Gleichgewicht gegenseitig beeinflussen, beginnt jedes Training mit einer „guten Haltung“ bzw. stabilen und aufrechten Ausgangsposition, aus welcher die Übungen durchgeführt werden sollten. Im Idealfall bilden Nase, Brustbein und Bauchnabel sowie beide Schultern eine Linie (Abb. 1). Nicht immer wird man dies erreichen, aber es sollte als Ziel definiert werden, um durch ein ausgewogenes Maß an Mobilität und Stabilität die „persönliche Idealposition“ zu finden.

    Abb. 1

    Haltung kann verändert werden

    Unsere Haltung können wir über zwei Übungen gut beeinflussen. Dabei versucht die Übung „Becken kippen / aufrichten“ ein Gefühl des möglichen Bewegungsausmaßes zu vermitteln, um dann in eine „mittlere Beckenstellung“ zu führen, die als gute Ausgangsstellung für Training genutzt werden sollte (Abb. 2 a + b). Mit der Übung „Chin Tuck“ und der damit verbunden Streckung der Halswirbelsäule in der Endposition leitet man eine Streckung des Oberkörpers ein, der durch ein nach vorne oben Schieben des Brustbeins und einer Außenrotation der Schultern noch verstärkt werden kann (Abb. 3 a + b).

    Abb. 2 a+b
    Abb. 3 a+b

    Haltung, Atmung und Rumpfaktivierung beeinflussen sich gegenseitig

    Neben der Haltung sollte ein großer Fokus auf der Atmung liegen. Sitzen verhindert eine optimale Aktivierung des Zwerchfells. Durch die Enge zwischen Brustbein und Schambein nutzt man nur einen Bruchteil des Atem­volumens. Dies hat eine unzureichende Belüftung aller Lungenareale zur Folge. Hier gilt es, betroffene Strukturen gezielt zu stimulieren und zu aktivieren. Je nach Zeitpunkt der Rückenmarks­läsion, ob angeboren, frühkindlich erworben oder durch einen Unfall verursacht, fehlen dem Rollstuhlsportler Meilensteine der frühkindlichen Entwicklung wie Rollen und Krabbeln. Diese spielen aber eine wichtige Rolle für die Ausbildung von Bewegungsmustern und die Entwicklung der ­koordinativen Fähigkeiten. Man kann die Uhr zwar nicht zurückdrehen, aber es gibt immer die Möglichkeit, an diesen Elementen zu arbeiten, sie zu trainieren und zu verbessern (Abb. 4 a + b). Viele Rückenmarksgeschädigte haben keine oder nur eine eingeschränkte Aktivität ihrer Rumpfmuskulatur. Die Rumpfmuskulatur (Bauch- und Rückenmuskulatur) ist der „Kern“ (Core), ohne den ein Aufrichten der Wirbelsäule und damit eine optimale Trainingsposition nicht möglich sind. Der Rumpf bildet somit die Basis für unsere Trainingsübungen und stellt zusammen mit der Atmung das Fundament meiner Idee von Training dar. Deshalb findet sie einen besonderen Platz im Warm-up jeder Trainingseinheit und kann als isolierte Einheit auch unabhängig davon trainiert werden. Dabei ist klar, dass je nach Höhe der Läsion die Rumpfmuskulatur mehr oder weniger gut aktiviert werden kann. Ziel sollte es sein, permanent daran zu arbeiten und die Rumpfmuskulatur zu trainieren. Wie ein solches Haltungstraining aussehen kann, möchte ich in der Folge beschreiben. Dabei kommen primär Übungen zur Verbesserung der Mobilität und Stabilität zum Einsatz. Ergänzt werden sie durch S.A.M. – Übungen zur Sensibilisierung der Gelenke, Aktivierung von Atmung und Augen sowie der Mobilisation unserer Gelenke, die ich jeder Trainingseinheit vorwegstelle.

    Abb. 4 a+b

    S.A.M. – Sensibilisieren | Aktivieren | Mobilisieren

    Dabei steht das Sensibilisieren der Gelenke an erster Stelle. Hier heißt es, den Schalter auf ON zu stellen, die Gelenkrezeptoren mit Reizen zu versorgen und die Gelenke auf die nachfolgende Belastung vorzubereiten. Dies kann durch Drücken, Streichen und Klopfen, insbesondere der Hand-, Ellenbogen- und Schultergelenke erfolgen. Natürlich können die Techniken auch kombiniert werden (Abb. 5 a + b). Im nächsten Schritt erfolgt die Aktivierung von Atmung und Augen. Beide Systeme sind sowohl durch das Sitzen als auch unsere Alltags­routinen, mit eingeschränktem Blickfeld auf PC oder Handy, stark heruntergefahren. Durch das Sitzen im Rollstuhl wird die Atmung flacher und verlagert sich mehr in den Brustkorb, anstatt in den Bauchraum. Hierdurch werden nicht alle Lungenareale optimal belüftet, es wird nur ein Bruchteil des möglichen Atemvolumens genutzt. Um die Atmung nachhaltig zu beeinflussen, macht es Sinn, im Sitz oder Liegen zunächst die Atmung zu erspüren, um dann den Fokus auf die Bauchatmung zu lenken. Das Einatmen erfolgt durch die Nase, das Ausatmen durch den Mund. Je nachdem, ob man eher den Sympathikus oder den Parasympathikus beeinflussen möchte, arbeitet man mit einer forcierten oder verlängerten Ausatmung (Abb. 6 a + b).

    Abb. 5 a+b

    Abb. 6 a
    Abb. 6 b

    Die Aktivierung der Atmung vor sportlicher Aktivität erfolgt in drei Schritten: Zunächst wird das Zwerchfell stimuliert, indem man in einer Auf- und Abwärtsbewegung das Brustbein abreibt. Eine leichte Wärmeentwicklung unter der Hand ist erwünscht. Im zweiten Schritt werden die Rippen abgehoben und der Rippenbogen von innen nach außen ausgestrichen. Somit werden die Strukturen rund um das Zwerchfell auf die folgende tiefe Einatmung unter Belastung vorbereitet (Abb. 7 a + b). Final erfolgen vier bis fünf tiefe Atemzüge mit einer vertieften Einatmung und forcierten Ausatmung. 

     

    Abb. 7 a+b

    Die Augen, unser visuelles System, gehören als letzter Baustein zum Prozess der Aktivierung. Dabei ist gutes Sehen weit mehr als nur die reine Sehschärfe. Insbesondere die Verarbeitung der Reize, die unser visuelles System erhält, ist von entscheidender Bedeutung. Hier arbeiten wir mit zwei Übungen. Bei der Übung „Blick folgen“ wird aus einer aufrechten Position heraus ein Arm nach vorne gestreckt und der Daumen abgespreizt. Der Blick ist nach vorne auf den gestreckten Daumen gerichtet. Arm und Hand bewegen sich nun zur Seite, während der Blick dem Daumen folgt. Der Kopf bewegt sich nicht mit. Den Arm nur so weit und schnell bewegen, dass man den Daumen noch scharf wahrnehmen kann. Die Übung beidseits ausführen. Die Übung „Pencil Push Up” dient ebenfalls der Aktivierung des visuellen Systems. Dabei wird aus einer aufrechten Haltung ein Arm mittig auf Nasenhöhe mit erhobenem Zeigefinger nach vorne gestreckt. Die Hand wird nun langsam in Richtung Nase geführt, während der Finger mit den Augen fixiert wird. Die Bewegung wird nur soweit ausgeführt, wie der Finger noch scharf zu erkennen ist. Im Anschluss den Arm wieder strecken und den Blick beibehalten. 

    Der dritte und letzte Aspekt von S.A.M. ist das Mobilisieren der Gelenke. Hierbei liegt ein Schwerpunkt auf der Verletzungsprävention durch Verletzungsminimierung. Ein Großteil der Sport­verletzungen findet am Ende der Bewegungsamplitude unserer Gelenke statt. Achtet man im Training darauf, die Gelenke endgradig, mit einer bestmöglichen Bewegungsamplitude zu mobilisieren, so leistet man einen großen Beitrag zur Verletzungsminimierung. Hierbei kommen hauptsächlich sogenannte CARs (Controlled Articular Rotations) aus dem FRC Konzept von Dr. Andreo Spina zum Einsatz. Exemplarisch sei hier das „Schulterkreisen“ genannt, aber auch Kopf-, Ellenbogen- und Handkreisen erfolgen nach dem gleichen Prinzip und sollten Platz in der Trainingskonzeption finden. Die Mobilisation der Schulter erfolgt immer in einer schmerzfreien Bewegung. Sollte Schmerz auftreten, muss gegebenenfalls der Bewegungsradius etwas verkleinert werden. In der Startposition hängt der Arm, der Daumen zeigt nach vorne. Der Arm wird nach vorne oben bewegt bis zum Bewegungsanschlag auf Kopfhöhe. Jetzt dreht die Hand, die Kleinfingerseite zeigt nach hinten und die Bewegung wird fortgesetzt. Die Schultern bleiben parallel und drehen nicht mit. Neben dem Körper angekommen, zeigt die Kleinfingerseite nach vorne. In der Rückwärtsbewegung wird der Arm weit nach hinten geführt. Am hinteren Bewegungsanschlag dreht die Hand wieder ein und die Bewegung wird fortgeführt (Abb. 8 a + b).

    Abb. 8 a+b

    Gute Bewegungsqualität durch Kombination aus Mobilität und Stabilität

    Der Wechsel von Mobilität und Stabi­lität in den Gelenken ist der Grund­gedanke des Joint by Joint Ansatzes von Michael Boyle und Gray Cook. Orientiert man sich an ihm, so ist, neben der Mobilität im Schultergelenk und der Brustwirbelsäule, die Stabilität im unteren Rücken von Bedeutung für eine gute Bewegungsqualität. Der Rumpf stellt dabei die Basis für Stabilität dar, um die Bewegung der Arme und Beine stattfindet. Im Training mit Rollstuhlfahrern spielt die Läsionshöhe der Verletzung und damit verbunden die Möglichkeit der Aktivierung des Rumpfes eine große Rolle. Ich möchte mit dem 360° Core Training eine Idee der Rumpfaktivierung vermitteln, wobei mir klar ist, dass dies je nach Einschränkung durchaus eine große Herausforderung darstellt und man über Progression und Regression der Übungen seine individuelle Lösung finden muss. Beginnend in Seitlage bzw. im Seitstütz kommen folgende Übungen zum Einsatz:

    • Seitstütz links
    • Modifizierter Curl Up
    • Seitstütz rechts
    • V-T-U Position oder Modifizierter Vierfüßler

    Fazit

    Haltung und Atmung, die Bausteine Sensibilisieren, Aktivieren und Mobilisieren sowie das Ansteuern und Trainieren der Rumpfmuskulatur stellen in der Arbeit mit Rollstuhlfahrern und – sportlern die Basis eines ganzheitlichen Trainingskonzeptes dar. Die sportmotorischen Elemente Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer fließen hier teilweise schon mit ein, sollten aber, je nach Zielsetzung, einen eigenständigen Platz im Training finden und immer durch ein Screening (Testen in Bewegung) eingeleitet werden. Um aus einer Idee ein Konzept werden zu lassen, darf man die Themen Ernährung und Regeneration nicht vergessen. Denn die nächste Trainingseinheit ist nur so gut wie die aktiven und passiven Regenerationsmaßnahmen, die ihr vorgeschaltet werden.

    Weiterführende Informationen findet man im Buch „Stark im Rollstuhl“ und auf der Internetseite: www.fitimrollstuhl.de 

    Autoren

    Dirk Lösel

    ist Inhaber der Praxis Dirk Lösel | Therapie + Training in Wettenberg. In seinem Athletik Camp schult er in Trainings- und Fortbildungsmodulen den Baustein Athletik für junge Sportlerinnen und Sportler sowie deren Trainerinnen und Trainer. Dabei bringt er, durch die Betreuung von Athleten und Athletinnen aus dem Spitzensport, über 25 Jahre Erfahrung mit. Er betreute die Basketball Bundesligamannschaft der Giessen46ers, diverse DBB Nachwuchsteams und mit Lisa Mayer eine der Top Sprinterinnen Deutschlands im physiotherapeutischen und athletischen Bereich. Seit 2015 unterstützt er die deutsche Rollstuhlbasketball Nationalmannschaft der Herren im athletischen Training.

    03/22
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