Schmerzen am Bewegungsapparat zählen zu den häufigsten Beschwerdebildern. Nach einer adäquaten Diagnostik stellt ein Therapieregime mit entzündungshemmenden Maßnahmen meist einen erfolgversprechenden und daher häufig (auch primär) eingesetzten Therapieansatz dar. Auch viele Selbstmedikationen von Patienten setzen hier an. Das Ausmaß der unkontrollierten, vorwiegend auf Entzündungshemmung beruhenden „Schmerztherapien“ durch die Patienten selbst kann nur geschätzt werden.
Allerdings werden gerade die entzündungshemmenden Maßnahmen vor allem durch NSAR zunehmend kritisch hinterfragt. Die potenziellen Nebenwirkungen sind hierbei nicht zu unterschätzen (bei NSAR z. B. im oberen Gastrointestinaltrakt, an der Niere und dadurch auch auf den Blutdruck und Leberschäden). Einen neuen und daher interessanten Therapieansatz kann daher die sogenannte Enzymtherapie darstellen. Hier konnte in vielen validen Studien nachgewiesen werden, dass ein ähnlich entzündungshemmender Effekt wie beispielsweise bei klassischen NSAR möglich ist.
Eindämmung der Entzündung
Gerade am Bewegungsapparat ist die Eindämmung der Entzündung ein wichtiger Faktor. Wenn man sich die fünf Kardinalsymptome der Entzündung in Erinnerung ruft – Dolor, Rubor, Calor, Tumor und Functio laesa – stehen diese einer raschen Heilung vermeintlich im Wege, auch wenn die Entzündungsreaktion per se erst die Heilung einleitet. Die rasche Wiederherstellung einer normalen Funktion, als wichtigstes gesundheitliches und funktionelles Ziel, kann also nur über die Eindämmung der Entzündung erfolgen. Sollten hier aktive Maßnahmen, wie z. B. Dehnungsübungen, Balneo- oder Kryotherapie, welche ja auch antiinflammatorische Effekte haben, nicht ausreichend sein, so kann zusätzlich therapeutisch bzw. medikamentös eingeschritten werden. Schaut man sich moderne Therapiekonzepte an, so ist die rasche Mobilisierung des Patienten eine der am meisten geforderten Maßnahmen. Aus dem oben gesagten kann also der Einsatz entzündungshemmender Maßnahmen in diesem Zusammenhang klar abgeleitet werden.
Warum die Enzymtherapie derzeit noch nicht so weit verbreitet ist, mag mehrere Ursachen haben. Eine der Wichtigsten ist sicherlich die Honorierung der Behandlung, die z. B. in Österreich derzeit nur im kassenfreien Raum gegeben ist. Eine Ausnahme bietet hier die professionelle Sportmedizin, bei der die Kosten häufig nur eine untergeordnete Rolle spielen, weshalb diese Therapie wesentlich weiter verbreitet ist. Der teuerste Kostenfaktor ist hier ein rekonvaleszenter und nicht einsatzfähiger Sportler.
Gemäß dem medizinischen Grundsatz „Primum non nocere“ – also zunächst einmal nicht schaden – erscheint aus der Sicht der Autoren ein Therapieversuch mittels Enzymtherapie auf alle Fälle sinnvoll. Zu beachten ist hier jedoch, dass als Indikation ein Entzündungsprozess als Auslöser der Schmerzen fungiert. Eine Behandlung bei neuropathischen Schmerzen oder Tumorschmerzen ist nicht indiziert. Daher werden weitere Forschungen zur Erhärtung der aktuellen Studienlage gefordert. Neben dem, im Vergleich zu NSAR deutlich besseren Nebenwirkungs- und Wechselwirkungsprofil, hat die Enzymtherapie auch keinen negativen Einfluss auf die Gewebereparatur. Ein Faktor, der noch weitgehend unbekannt ist. Gerade dieser Faktor und der spezielle Wirkmechanismus bei der Reduktion der freien Radikale erklären die positiven Effekte der Enzymtherapie auf die Regeneration und bessere Leistungsfähigkeit nach körperlichen Aktivitäten bzw. Training.
Fazit
Zusammenfassend sind die Autoren der Meinung, dass ein Therapieversuch mit Enzymtherapie im Rahmen eines klassisch naturwissenschaftlichen Behandlungsregimes indiziert ist. Bei Nichtansprechen ist ein Wechsel auf eine andere Therapie problemlos möglich. Grundvoraussetzung ist aber eine adäquate Diagnose und Indikationsstellung.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Allgemeinmediziner. Niedergelassen seit 2000 in Rohrbach (Österreich). Ärztekammerdiplom für manuelle Medizin, jahrelanger Kursleiter bei der Österreichische Ärztegesellschaft für manuelle Medizin und konservative Orthopädie (ÖÄGMM).
ist Sportarzt, Präventiv- und Umweltmediziner, Lehrbeauftragter und Lehrgangsleiter (Public Health) an der Medizinischen Universität Wien, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (ÖGSMP) und Vizepräsident der Gesellschaft für konservative Sportmedizin (GKSM).
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