Eine deutschlandweite Studie betrachtet systematisch Verletzungen im Profifußball der Frauen und zeigt den Bedarf an geschlechtsspezifischen Präventionsmaßnahmen. Außerdem analysiert der Report das Verletzungsgeschehen der ersten und zweiten Männerligen im Basketball, Eishockey, Fußball und Handball in den Spielzeiten 2021 / 22 und 2022 / 23.
Dabei wurden für die Auswertungen des kürzlich erschienenen Sportreports 2025 der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) 3.267 (2021 / 22) bzw. 3.185 Spieler (2022 / 23) berücksichtigt, die in den betrachteten acht Ligen zum Einsatz kamen. Fußball stellt mit rund 32 % der eingesetzten Spieler die größte Teilpopulation, gefolgt von Handball (ca. 27 %, Eishockey (ca. 24 %) und Basketball (ca. 17 %).
Leicht rückläufige Verletzungszahlen
Die Anzahl der Verletzungen lag in den betrachteten Spielzeiten bei 5.932 (2021 /
22) bzw. 5.919 Verletzungen (2022 / 23) und ist somit gegenüber der Zahl von 6.051 Verletzungen in der Saison 2020 /21 leicht zurückgegangen. Ebenso ist ein Rückgang der durchschnittlichen kumulativen Saisoninzidenzen über alle vier betrachteten Sportarten von 1,94 Verletzungen pro Spieler in der Saison 2020 / 21 auf 1,82 (2021 / 22) beziehungsweise 1,86 (2022 / 23) Verletzungen zu beobachten. Die Prävalenz, also der Anteil der Spieler am Gesamtkollektiv, die im Saisonverlauf mindestens eine Verletzung erleiden, stabilisiert sich bei etwa 73 %. Im Vergleich der einzelnen Sportarten lässt sich anhand der am häufigsten betroffenen Körperregionen schnell erkennen, dass das jeweilige Anforderungsprofil einen maßgeblichen Einfluss auf das Risikoprofil der Sportart hat. So stehen im Basketball und Handball primär Sprung- und Kniegelenksverletzungen als Folge vieler Landungen und Richtungswechsel auf engem Raum und mit Gegnerkontakt im Vordergrund. Im Eishockey dominieren weiterhin Kopf- und Schulterverletzungen das Unfallgeschehen als Folge vieler Checks, hoher Geschwindigkeiten und Kollisionen mit der Bande, dem Puck oder einem Schläger. Im Fußball stehen Oberschenkel- und Knieverletzungen auf den vordersten Rängen, die primär durch hohe Gesamtlauf- und lange Sprintdistanzen sowie fußballspezifische Tacklings und Anforderungen wie Passen, Schießen und Flanken erklärt werden können.

Schwerpunktthema: Verletzungen im Frauenfußball
In der mittlerweile achten Ausgabe des VBG-Sportreport wird der Blick neben dem Sportartenvergleich um einen wichtigen Aspekt erweitert: die geschlechtsspezifische Betrachtung von Verletzungen. Im diesjährigen Schwerpunktthema präsentiert die VBG erstmals auch Erhebungen von Athletinnen. Dass der Frauenfußball prinzipiell andere Verletzungsschwerpunkte als der Männerfußball aufzeigt, ist aus verschiedenen Studien im Frauensport und insbesondere Frauenfußball weltweit bekannt. Vor allem der Profifußball der Frauen sorgt national und international immer wieder mit schweren Verletzungen zum Beispiel des Kniegelenks auch in nicht-medizinischen Medien für Schlagzeilen. Systematische Datensammlungen zum Beleg solcher gefühlten Trends von häufigeren Verletzungen im Frauenfußball sind allerdings kaum vorhanden. Auch in Deutschland sind bisher bewährte und bekannte Forschungsstrukturen zur Verletzungsanalyse nicht identisch vom Männer- in den Frauen-Profifußball übertragbar. Grund hierfür ist u. a. der geringere Professionalisierungsgrad im Frauenfußball. Aus diesem Grund wurde von der VBG eine deutschlandweite Ausschreibung zur wissenschaftlichen Analyse von Verletzungsprofilen im Frauen-Profifußball initiiert, welche in einer multizentrischen Studie unter der Leitung des Universitätsklinikums Regensburg in der gesamten Saison 2023/24 durchgeführt wurde.
Im Geschlechtervergleich und vor allem im Vergleich zu den Daten des Profifußballs der Männer aus dem vorliegenden VBG-Sportreport 2025 zeigten sich deutliche Differenzen. Die Prävalenz lag bei den Männern mit 85,9 % bzw. 77,8 % deutlich höher als bei den Frauen (41,8 %). Auch bei den Saisoninzidenzen zeigten sich Unterschiede. Pro Saison traten durchschnittlich etwa 2,2 Verletzungen pro Spieler und 0,6 pro Spielerin auf. Auch hinsichtlich der betroffenen Körperregionen gab es Unterschiede: Bei Frauen dominierte das Knie (22,4 %), gefolgt vom Sprunggelenk (19,5 %), dem Oberschenkel (18,1 %), bei den Männern traten mit rund 22 % am häufigsten Oberschenkelverletzungen auf, gefolgt von Verletzungen am Knie (ca. 15 %) und am Sprunggelenk (ca. 13 %). Bei den Männern wiesen Torhüter und Abwehrspieler die höchsten Verletzungsprävalenzen auf, im Frauenfußball lagen die Stürmerinnen an erster Stelle. Dennoch zeigten sich auch Gemeinsamkeiten, allen voran im Vergleich von Trainings- und Wettkampfverletzungen, der Spielfeldlokalisation und der Verletzungsmechanismen. Es ist jedoch anzumerken, dass der VBG-Sportreport die Analyse des Verletzungsgeschehens im Profifußball der Männer auf Basis von Versicherungsdaten vornimmt, während das Forschungsprojekt zum Profifußball der Frauen die Daten über direkte Berichte von Mannschaftsärzten sowie Physiotherapeuten erhoben hat. Daher weist der Vergleich trotz aller Bemühungen einer einheitlichen Verwendung von Definitionen methodische Limitationen auf. Diese flächendeckend im deutschen Profi-Frauenfußball erstmals durchgeführte Analyse von Verletzungen ist nicht nur weltweit einmalig, sondern stellt auch eine wertvolle epidemiologische Informationsbasis für Forscher, Vereinsärzte, Physiotherapeuten und Trainer dar. Die Rekrutierung von über 550 Spielerinnen und der Einschluss von über 360 Verletzungen zeigt die hohe Aussagekraft und Relevanz dieser Studie. Mit den Kniegelenkverletzungen konnte ein Verletzungsschwerpunkt gefunden werden, für den Frauen ein um den Faktor 4 und somit signifikant erhöhtes Risiko im Vergleich zu den Männern aufweisen und der einen dringenden Handlungsbedarf zur gezielten Unterstützung der Spielerinnen aufzeigt. Die Unterschiede und Parallelen zum Fußball der Männer zeigen, dass für das Kollektiv der deutschen Profi-Fußballerinnen spezifische und angepasste Datenerhebungen und damit auch Therapie- und Präventionskonzepte notwendig sind.
Den gesamten VBG-Sportreport 2025 finden Sie unter www.vbg.de/cms/sport/sportreport
Autoren
(M.Sc. Sportwissenschaft) und Dr. in Sportwissenschaften. Seit 2013 Sportreferent bei der VBG / seit 2023 VBG Wissenschaftskoordinator Sport. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Sportunfallforschung und Sportunfallprävention.




