Warum und wie arbeiten Sie und wir eigentlich auf dem Feld der Sportmedizin? Man könnte antworten, dass in unserer modernen Gesellschaft Bewegungsmangel, Stress und chronische Erkrankungen weit verbreitet sind, dies alles miteinander in Verbindung steht und gerade daher die Bedeutung der Sportmedizin immer offensichtlicher wird.
Somit hätte man zumindest schon einmal den Blick über den Tellerrand von Sportlern, Verletzungen und Leistungssteigerung gerichtet. Ein Tellerrand, an dem viele Personen selbst heute noch hängen bleiben – dabei lohnt es sich, noch weiter zu schauen. Unsere Herangehensweise bestand schon immer darin, einen Fokus auf Qualität, Ordnung und Struktur in der Sportmedizin zu legen, gerade in unübersichtlichen Zeiten sicher eine gute Wahl. So ensteht eine gezielte und umfassende Verbesserung der Gesundheit, die individuell auf die Patientenbedürfnisse abgestimmt ist und an der Whole Body Medicine, bei der der gesamte Mensch in seinem Kontext im Mittelpunkt steht, nicht nur seine Symptome, Krankheiten und Diagnose, anknüpft. Neben konventionellen Ansätzen muss es hierbei auch ausreichend Platz für komplementäre und integrative Optionen geben. Wir betrachten den Menschen als Einheit. Dazu zählt auch, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu fördern, eine signifikante Rolle spielt hierbei der Stoffwechsel / das Ernährungsverhalten, bzw. Fehlernährung (siehe Cohen, Picard1 + Artikel zu Mitochondrien und Nutrition im Rahmen der ISC-MBM 2024 Konferenz durch Prof. Dr. Tobias Esch bereitgestellt2). Bei diesen Ansätzen geht es nicht darum, konventionelle Medizin zu ersetzen, sondern zu ergänzen und in Abstimmung mit schulmedizinischen Maßnahmen anzuwenden sowie den Patienten zu befähigen, er wird mitmachen! – So wird z. B. in dem Forschungsprojekt „RELIEF“ (OTH Regensburg in Kooperation mit AOK Bayern, Kliniken und TU München) körperliche Fitness und Selbstständigkeit gestärkt, indem im Krankenhaus täglich spezielle Injektionen, Physiotherapie und ein gezieltes Muskeltraining zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur durchgeführt (einwöchige intensive Behandlung) werden, inkl. exakte Übungsanleitungen für die Patienten, die das Training zu Hause eigenständig fortsetzen, um den Bedarf an OPs infolge von Bandscheibenvorfällen zu reduzieren (siehe auch App-basiertes Trainingsprogramm, Projekt „HüftFit“). –
Das Ganze systematisch miteinander zu verbinden, um Patienten und Menschen umfassend zu unterstützen und zu begleiten bzw. rechtzeitung anzuleiten, um damit eine grundlegende Verbesserung zu erreichen. Wer so denkt und handelt, negiert keine Verfahren und Ansätze, die ebenfalls essenziell für die Sportmedizin sind, wie z. B. operative Therapien und apparative Diagnostik, sondern nutzt das Wissen, dass eine moderne umfassende integrative Sportmedizin die passenden Konzepte bietet, indem sie körperliche, psychische und soziale Dimensionen des Menschen berücksichtigt. Isolierte Behandlungsmethoden stoßen auf ihre Grenzen und bieten für sich alleine irgendwann keine zukunftsträchtige Entwicklungsmöglichkeiten. Genauso wie das Verlassen auf passive Maßnahmen (Passivität des Patienten), das auch im Bereich der konservativen Therapien ein Problem darstellen kann und keineswegs nur der OP zugewiesen werden sollte.
Ein gutes Beispiel hierfür bietet die synergistische Herangehensweise zwischen Sportmedizin und Mind Body Medicine, was ich als Teilnehmer des diesjährigen renommierten „The Herbert Benson, MD Course in Mind Body Medicine“ in Bosten (Harvard Medial School, Oktober 2024) selbst erleben durfte. Benannt und in Anlehung an den vor über zwei Jahren verstorbenen amerikanischen Arzt und Gründer des Benson-Henry Institute for Mind Body Medicine in Boston, wurde dort neben vielen wissenschaftlich relevanten Themen auch immer wieder die Bedeutung von Verbindungen / Beziehungen (connection) hervorgehoben (siehe dazu auch Buch: Gesundheitselixier Beziehung, Prof. Dr. Christian Schubert sowie PNI Kongress Innsbruck 2024). Beziehungen als Essenz des Lebens, die im medizinischen Bereich Therapien ermöglichen und Heilungen einleiten können sowie das Wohl des Menschen in einer immer komplexer werdenden Welt beeinflussen. Beziehungen müssen in diesem Zusammenhang „stimmen“, mit einer zugrunde liegenden Emotion (full awareness).
Wir werden für die Sportmedizin diese Themen und Synergien weiterentwickeln, den Bereich der sportsmedicine education (sme) ausbauen, dabei auch Aspekte wie Selfmanagement und guided education stärken sowie Ergebnisse reproduzierbar darstellen, um so der Zeit immer einen Schritt voraus zu sein. Wir freuen uns auf eine spannende Zukunft der Sportmedizin, gemeinsam mit Ihnen!
1 Intrinsic Health as a Foundation for a Science of Health
Autoren
ist Dipl. Sportwissenschaftler, Gründer und Herausgeber der sportärztezeitung sowie Gründer und Geschäftsführer von thesportgroup GmbH aus Mainz.