In Anlehnung an die Ausführungen von Prof. Dr. Wolf Petersen zu Meniskusverletzungen stellt unser wiss. Beirat Dr. Christoph Lukas folgend sein eigenes und individuelles Vorgehen bei diesen Verletzungen ganz konkret vor.
Prof. Dr. Wolf Petersen hat schön belegt, dass verschiedene randomisiert-kontrollierte Studien gezeigt haben, dass der Großteil, der nicht traumatischen Meniskusläsionen zunächst ohne Operation behandelt werden kann.
Vor allem bei frischen traumatischen Läsionen gilt natürlich weiterhin, dass wenn möglich der gerissene Meniskus genäht werden sollte, darum soll es hier aber nicht gehen. Vielmehr möchte ich aus Sicht des konservativen Orthopäden und Reha-Mediziners darauf eingehen, wie eine mögliche konservative Therapie aussehen kann.
Konservatives Vorgehen und OP sollten nicht als „Konkurrenz“ gesehen werden, sondern als Ergänzung des Spektrums. Kaum ein Patient ist wild darauf, operiert zu werden, daher werden die Patienten einen konservativen Therapieversuch meist sehr dankbar aufnehmen, gleichzeitig sollte man eine Deadline (meiner Erfahrung nach ca. drei Monate) setzen, um bei fehlgeschlagener Therapie die OP-Indikation doch noch einmal zu überdenken. Mein eigenes Vorgehen ist natürlich durch das Setting in der Privatpraxis und die fehlende Budgetierung im Vorteil, aber die Grundlagen lassen sich auch problemlos auf eine Kassenpraxis übertragen.
Diagnostik & Therapie
Wenn ein Patient mit entsprechenden Beschwerden kommt und die Untersuchung den Verdacht auf eine Meniskusläsion mit oder ohne Knorpelschädigung ergibt, erfolgt meist das MRT des Knies zur Bestätigung der Diagnose und um die Art des Meniskusrisses sowie eventuelle Begleitverletzungen genauer beurteilen zu können. Nahezu alle Patienten bekommen als Grundlage der Behandlung manuelle Therapie und Krankengymnastik am Gerät rezeptiert, um das Knie möglichst schnell wieder reizfrei und gut beweglich zu bekommen und zudem die kniegelenkstabilisierende Muskulatur zu optimieren und Dysbalancen auszugleichen. Elektrotherapie als Ergänzung wird von den Patienten als Schmerzerleichterung oft dankbar angenommen. Die enge Verzahnung mit den Physio- und Sporttherapeuten im Reha-Zentrum ist besonders hilfreich, da der schnelle und unkomplizierte interprofessionelle Austausch die Arbeit erleichtert und optimiert.
Begleitend empfehle ich meist eine Infiltrationsserie mit PRP oder Hyaluronsäure. Bei Meniskusläsion bevorzuge ich das PRP, da aber die Studienlage noch überschaubar ist, legen sich auch die privaten Kassen teilweise quer, so dass ich gegebenenfalls auf Hyaluron ausweiche, wenn der Patient die PRP Behandlung nicht selbst übernehmen möchte. Vor allem bei starker Schmerzsymptomatik hat sich auch Akupunktur gut bewährt, ähnlich wie bei reinen Arthrosebeschwerden. Auch die hyperbare CO2-Kryotherapie ist im Rahmen der Akutbeschwerden sehr hilfreich.
Steht die Schwellneigung im Vordergrund beginne ich meist mit einem Kinesiotape / Lymphtape und rezeptiere parallel eine Kniegelenksbandage. Aktuell ist auch die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) zur Behandlung der Arthrose in der Diskussion, hier habe ich allerdings noch keine eigenen Erfahrungen, noch weniger, ob die ESWT auch bei Meniskusläsionen hilfreich ist. Auch Laserbehandlungen biete ich in meiner Praxis nicht an, Kollegen berichten hier allerdings häufiger von guten Behandlungserfolgen. Für die Patienten, die nichts unversucht lassen möchten, kann man noch Chondroitin /Glucosamin als Nahrungsergänzung ins Spiel bringen, man sollte aber unbedingt auf die noch sehr überschaubare Studienlage hinweisen.
Auch Training auf dem Alter G Laufband ist eine gute Option, die Patienten früher wieder zum Joggen zu bringen, da unter der Gewichtsentlastung eine geringere Belastung der gereizten Strukturen besteht und das Rennen früher schmerzfrei möglich ist. Nicht zuletzt sollte man immer die Option einer ambulanten Reha-Maßnahme im Hinterkopf behalten. Gerade bei den Limitierungen im Kassenbereich bietet die Rehabilitation über Kasse / DRV eine Möglichkeit der intensiven multimodalen Therapie, ohne das Budget zu belasten.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie mit den Zusatzbezeichnungen Sportmedizin, Chirotherapie, Akupunktur und Sozialmedizin. Er ist leitender Arzt der Reha-Zentren in Bietigheim-Bissingen, Crailsheim und Pforzheim-Birkenfeld mit Privatpraxis (www.drlukas.de). Er ist Mannschaftsarzt der Hakro Merlins Crailsheim, 1. Vorsitzender der Deutschen Basketballärzte e.V. (BasketDocs), Verbandsarzt des BBW und wiss. Beirat der sportärztezeitung.