Kein Sieger glaubt an den Zufall.“ – Das wohl am häufigsten verbreitete Zitat im Hochleistungssport von Friedrich Nietzsche hat zumindest einen wahren Kern. Soll der Körper etwas leisten, soll diese Leistung Kopf an Kopf mit anderen ideal konditionierten Teilnehmern gemessen werden, so zählt jede Millisekunde, jeder Zentimeter und vor allem jede zuvor getroffene Maßnahme zur Optimierung und Regulierung des gesamten Körpers – die Königsdisziplin der Integrativen Medizin.
Integrative Medizin bedeutet nicht nur, den Menschen als Ganzes zu betrachten und komplexe regulative Zusammenhänge zu verstehen und zu nutzen, sondern auch völlig objektiv alle verfügbaren Methoden zu überprüfen und den therapeutischen Zusammenhang sowie den uns anvertrauten Patienten oder Sportler in den Mittelpunkt des Therapieplans zu stellen. Die Methodik hinter der Erstellung eines solchen Therapieplans sowie die Art und Weise, in der unterschiedliche Therapieansätze, Methoden, Medikationen und Trainingseinheiten ineinandergreifen und zu einer Amplifikation des Ergebnisses führen können, werden in diesem Artikel anhand des Beispiels der papimi Ionen-Induktions-Therapie (IIT) erläutert.
Ionen-Induktions-Therapie (IIT)
Eine gesunde Zelle benötigt eine ausreichende Zellmembranspannung (ca. –70 mV bis –90 mV), um ihre Regulationsprozesse aufrechtzuerhalten. Sinkt die Spannung ab, kann dies beispielsweise Schmerzen, Entzündungen, Ödeme oder eine Ischämie zur Folge haben. Geschwächte Körperzellen werden durch das Ionen-Induktions-Feld angeregt und auf ihr gesundes Spannungspotenzial angehoben. Die Zelle kann regulative Prozesse wieder aufnehmen, Spurenelemente austauschen und entsprechende Energiemoleküle produzieren. Im Bereich der PEMF (Pulsed Electromagnetic Fields) gibt es bereits zahlreiche Studien und Beobachtungen, die einen positiven Einfluss der sogenannten Ionen-Induktion auf den Organismus belegen. Insbesondere wurden die Effekte in den Bereichen Schmerzreduktion und Regulation bei Wundheilung und antiinflammatorischen Prozessen beschrieben. Um den Effekt der IIT voll auszuschöpfen, ist vor allem auf die Leistung (mind. 30 kV), eine möglichst kurze Pulsdauer (unter 60 µs), eine möglichst große Bandbreite (200 KHz – 300 MHz) und möglichst einzigartige Frequenzspektren (Funkenstrecke) zu achten. Unterschiedliche Applikatorentypen (Ring, Spiral Ganzkörper) ermöglichen zusätzliche Kombinationsszenarien sowie gezielte regulative Therapieansätze. Häufige Indikationen, bei denen IIT im Sport zum Einsatz kommt, sind Schwellungen, Knochenmarksödeme, optimierte Wundheilung und Schmerzlinderung. Dabei ist der Kombinationseffekt mit anderen Therapiemethoden nicht zu vernachlässigen, denn IIT eignet sich sehr gut zur „Aufbereitung“ der Zellen und zur Regulierung biochemischer Prozesse. Ist der Körper erst einmal im Idealbereich, so können andere Therapieansätze, wie beispielsweise Neuraltherapie, Osteopathie, Physiotherapie oder Infusionstherapien effizienter wirken.
Unterschiede und Parallelen zwischen Profisportler und Patient
Obgleich sich die Physiologie bei Leistungssportlern und „durchschnittlichen“ Patienten vordergründig nicht unterscheiden mag, so gibt es im Alltag selbstverständlich deutliche Unterschiede im Therapieplan. Vor allem der Wunsch nach möglichst schneller Rückkehr zu gewohnter Leistungsfähigkeit spiegelt sich in der häufigeren Frequenz und teilweise auch in der längeren Anwendungsdauer wieder. So findet die IIT in unserem Rehaprozess z. B. bei einem Kreuzband-Patienten täglichen Einsatz mit einer gezielten lokalen Anwendung am operierten Kniegelenk, im Bereich der regio inguinalis (ipsilateral), des M. Iliopsoas (bds.) und der regio lumbosacralis für in summa 30 Minuten. Ein Leistungssportler erhält neben einer 30-minütigen Intensivbehandlung des Beschwerdebildes (Kreuzbandriss, Muskelfaserriss, etc.) oft zusätzlich eine zweite intensive Lokalbehandlung und/oder eine Behandlung mit dem Ganzkörperapplikator, mit dessen Hilfe in erster Linie die Regeneration und Regulation des gesamten Metabolismus unterstützt werden soll.
Der Therapieplan – Integrativ & Individuell (Tab.)
Wie bei jeder Regulationstherapie ist auch bei der IIT das ärztliche bzw. therapeutische Fachwissen von großer Bedeutung, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Dabei ist die Durchführung der Anwendungen durchaus delegierbar, doch der Verlauf der Behandlungsserie sollte durch entsprechend erfahrene Fachkräfte beurteilt und bei Bedarf angepasst werden. So kann etwa bei einem CFS-Patienten eine Anwendung wöchentlich völlig ausreichend sein, während mehrmalige Behandlungen möglicherweise die Regulationskräfte des Körpers bereits überfordern würden. Bei Migränepatienten hingegen hat sich ein vorsichtiges Herantasten bewährt- mit regelmäßigen Anwendungen 2 x wöchentlich, zu Beginn 10 min bei geringer Intensität und größerem Abstand des Spiralapplikators zum Körper. Hierdurch werden stärkere Erst-/Regulationsreaktionen vermieden und somit die Compliance des Patienten erhöht. Bei Sportlern spielen diese Faktoren eine eher untergeordnete Rolle, da hier eine für gewöhnlich gute Regulationsfähigkeit vorliegt. Deshalb kann und sollte im Sport normalerweise täglich mit IIT gearbeitet werden, optimalerweise auch mehrfach.
Behandlungs- & Kombinationsmöglichkeiten
Neben der klassischen Lokalanwendung bei orthopädischen Beschwerden oder Sportverletzungen ist die IIT mit nahezu allen Regulationstherapien kombinierbar. So kann ein chronischer Schmerzpatient, der auf eine klassische Akupunktur nicht erfolgreich reagiert, auf dem Ganzkörperapplikator liegend parallel zur Nadelung therapiert werden, wodurch die Regulationsstarre des Patienten schneller durchbrochen werden kann. Als Unterstützung zur Ausleitung von Toxinen ist die IIT grundlegend geeignet- effizienter jedoch in Kombination mit weiteren entgiftenden Maßnahmen wie Infusionstherapien (z. B. Chelattherapie) oder oralen Detox-Programmen. Grundlegend sinnvoll ist die IIT als vorbereitende Maßnahme bei physiotherapeutischen oder osteopathischen Behandlungen, da die Gewebe vorab „geöffnet“ werden. So lassen sich Wirbelsäulenblockaden leichter lösen, Triggerpunkte effizienter behandeln oder massive myofasziale Spannungen einfacher und schonender behandeln. Nicht zuletzt profitieren Maßnahmen zur Regulation des vegetativen Nervensystems von der IIT, so kann vor einer Craniosacraltherapie der Ganzkörperapplikator Verwendung finden oder im Rahmen einer HRV (Herzratenvariabilität)- Messung die Situation des Vegetativums beurteilt und durch IIT optimiert werden (siehe Abbildung). Gerade im Leistungssport kann dies natürlich zu Regenerationszwecken optimal genutzt werden.
Evaluierung des gesamten Gesundheitszustands & Leistungslevels
Neben den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Therapie verfügt die IIT über eine weitere besondere Option, das sogenannte „Screening“. Hierbei wird der Körper von Kopf bis Fuß mittels Spiralapplikator „gescannt“. Der Behandler führt den Applikator im Abstand von einigen Zentimetern über die diversen Körperregionen des Patienten oder Sportlers. Belastete Regionen wer-den hierbei aufgedeckt und somit festgestellt, welche Behandlungsstrategie gewählt werden sollte. Ist eine Körperregion belastet, so gibt der Behandelte an, Nadelstiche zu verspüren oder es zeigt sich eine übermäßige Faszikulation. Dies ist natürlich im Rahmen der Erstbefundung äußerst hilfreich, da in Folge ein optimaler integrativer Behandlungsplan erstellt werden kann und zudem der Patient/Sportler erkennt, wo seine „Schwachstellen“ liegen. Das Screening kann selbstverständlich in regelmäßigen Abständen oder auch vor jeder Anwendung durchgeführt werden, besonders im Kontext der Verletzungsprophylaxe im Sport. In diesem Zusammenhang kann noch angeführt werden, dass im Sinne der objektiven Evaluierung der verfügbaren Methodiken im Rahmen einer Mini-Studie der Next Level Akademie zur IIT (unter anderem) eine erhöhte Mikronährstoffaufnahme ins Blut und eine erhöhte Ca-Resorption aus dem Serum in die Knochen erfolgte. Somit ist die IIT im Leistungssport, neben der Akutbehandlung von Verletzungen und Traumata, vor allem zur Optimierung der Leistungsfähigkeit, im Bereich der Verletzungsprophylaxe und zur Steuerung von zellulären und vegetativen Regenerationsprozessen hervorragend geeignet.
Autoren
ist Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut. Er ist Leiter Naturheilpraxis und Physiotherapie am Nextlevel Trainings- und Therapiezentrum in Schweinfurt. Seine Schwerpunkte sind Mitochondrien, Stoffwechsel, Schmerztherapie sowie Bewegungsapparat.