Gelenkschmerzen, verursacht durch degenerative Veränderungen, betreffen mit fortschreitendem Alter einen Großteil der Bevölkerung. Aber auch in jungen Jahren, speziell nach Verletzungen des Gelenkknorpels, treten arthrotische Veränderungen auf, die zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit bei Spitzensportlern führen können.
Seit vielen Jahren werden unterschiedliche Hyalurosäurearten zur Therapie von degenerativen Gelenksveränderungen in der medizinischen Praxis verwendet [1]. Hyaluronsäure (HA) ist ein natürlich vorkommendes Glykosaminoglykan, das aus einer Kette von Disacchariden (D-Glucuronsäure und N Acetylglucosamin) besteht. Sie wird in hohen Konzentrationen in der Synovialflüssigkeit und im Bindegewebe gefunden [1, 2]. Im Gelenkknorpel übernimmt die HA eine entscheidende strukturgebende Rolle in der Knorpelmatrix. Darüber hinaus hat sie wesentlichen Einfluss auf die Viscoelastizität der Synovialflüssigkeit [1, 3]. Im Rahmen der Arthrose scheinen komplexe Entzündungsprozesse eine das Fortschreiten negativ beeinflussende Rolle zu spielen [4, 5]. Einem Übersichtsartikel von Machado und Coautoren zufolge scheint die intraartikuläre Gabe von Hyaluronsäure Einfluss auf verschiedene Rezeptoren der Synovia auszuüben, die das Voranschreiten der Arthrose positiv beeinflussen können [5]. Edouart und Coautoren veröffentlichten einen Review über die Effektivität von HA-Injektionen nach traumatischen Verletzungen des Kniegelenks im Tiermodel. In dem Übersichtsartikel konstatiert er, dass durch eine HA-Injektion nach Verletzungen des Meniskus und konsekutiver Meniskusteilresektion ein verbesserter Heilungsprozess und eine Schutzfunktion für den Knorpel erreicht werden kann. Laut Edouart waren nach vorderer Kreuzbandruptur die Effekte nicht mehr so ausgeprägt zu erkennen und die Effekte nach Knorpelschaden zumindest im Tierversuch zu vernachlässigen [6].
Die intraartikuläre Gabe von Hyaluronsäure ist aus der täglichen medizinischen Praxis, speziell bei der Behandlung von Spitzenathleten, zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum außer Acht zu lassen. Persönliche Erfahrungen mit der Applikation von Hyaluronsäure nach Verletzungen des Knie- und Sprunggelenkes bestätigen die unterschiedlichen wissenschaftlichen Publikationen. In der Literatur sind mehrere Studien zu finden, die die Wirksamkeit der intraartikulären Gabe von Hyaluronsäure hinsichtlich der Schmerzreduktion und damit verbesserten Funktionalität des Gelenkes belegen [1–3, 7–10]. Augenblicklich sind prinzipiell zwei unterschiedliche, pharmazeutisch aufbereitete HA-Typen erhältlich, die sich bezüglich des Molekulargewichts unterscheiden. (A) niedriges Molekulargewicht (0,5–3,6 million Da) und (B) hohes Molekulargewicht (≥6,0 million Da) [4]. Die pharmazeutische Aufbereitung scheint unterschiedlich wirksam hinsichtlich der biologischen Aktivität, der Verweildauer im Gelenk und der Schmerzreduktion zu sein [7]. Die Applikation im Gelenk stellt aber nur eine mögliche Anwendbarkeit der Hyaluronsäure dar. Bereits vor einem Jahrzehnt publizierte Petrella et al. eine Studie über den positiven Effekt der periartikulären Anwendung von Hyaluronsäure bei akuten Sprunggelenksdistorsionen [11].
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Ein weiterer Aspekt der Einsetzbarkeit der Hyaluronsäure, der zunehmend in den Fokus der Sportmedizin rückt ist die peritendinöse Injektion bei Tendopathien. Kaux et al. berichtet in einem Übersichtsartikel über unterschiedliche Studien, die sehr ermutigend sind, hinsichtlich des erfolgreichen Einsatzes der Hyaluronsäure bei Sehnenreizungen [12]. Meine persönlichen Erfahrungen der letzten Jahre bezüglich der ultraschallgesteuerten Injektion bei Achillodynie, speziell bei Schnellkraft- und Ausdauersportlern, ist sehr positiv. Speziell die Kombination der Injektion von Hyaluronsäure mit fokussierter und radialer Stoßwellentherapie (ESWT) hat sich in meiner klinischen Anwendung bewährt. Experimentelle Untersuchungen konnten zeigen, dass durch die ESWT eine vermehrte Expression von Lubricin hervorgerufen wird [13]. Die damit verbundene Verbesserung der Gleitfähigkeit des Sehnengewebes scheint durch die Kombination mit Hyaluronsäure nochmals verbessert zu werden. Wobei die endgültige Wirkungsweise im Bezug auf das Zusammenspiel von ESWT und Hyaluronsäurejektion sicherlich noch weiterer Untersuchungen bedarf. Die bei Achillodynie vorhanden Schmerzen jedoch können auch bei Topathleten unter Vermeidung eines wesentlichen Trainingsausfalles reduziert werden und die Leistungsfähigkeit erhalten werden.
Literatur
- Rodrigues-Merchan C.E. Intra-articular Injections of Hyaluronic Acid and other Drugs in the Knee Joint, Hospital for Special Surgery (HSSJ) (2013) 9:180-182
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- Iannitti T, Lodi D, Palmieri B. Intra-articular injections for the treatment of osteoarthritis: focus on the clinical use of hyaluronic acid. Drugs R D. 2011;11(1):13-27.
- Migliore A, Giovannangeli F, Bizzi E, Massafra U, Alimonti A, Lagana B, et al. Viscosupplementation in the management of ankle osteoarthritis: a review. Arch Orthop Trauma Surg. 2011 Jan;131(1):139-47.
- Ayhan E., Kesmezcar H., Isik A., Intraarticular Onjections (corticosteroid, hyaluronic acid, platelet rich plasma) for the knee osteoarthritis. World J Orthop 2014, July 18; 5 (3): 351-361
- Machado RC., Capela S., Rocha FAC Polysaccharides As Viscosupplementation Agents: Structural Molecular Characteristics but Not Rheology Appear Crucial to the Therapeutic Response. Front Med (Lausanne). 2017 Jun 19;4:82. Review
- Edouard P., Rannou F., Coudeyre E., Animal evidence for hyaluronic acid effcacy in knee trauma injuries. Review of animal-model studies. Physical Therapy in Sport 14, 2013, 116-123
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- Jones AC, Pattrick M, Doherty S, Doherty M. Intra-articular hyaluronic acid compared to intra-articular triamcinolone hexacetonide in inflammatory knee osteoarthritis. Osteoarthritis Cartilage. 1995 Dec;3(4):269-73.
- Bannuru RR, Natov NS, Dasi UR, Schmid CH, McAlindon TE. Therapeutic trajectory following intra-articular hyaluronic acid injection in knee osteoarthritis-meta-analysis. Osteoarthritis Cartilage. 2011 Jun;19(6):611-9.
- Nguyen C, Lefèvre-Colau MM, Poiraudeau S, Rannou F. Evidence and recommendations for use of intra-articular injections for knee osteoarthritis. Ann Phys Rehabil Med. 2016 Jun;59(3):184-9. Review
- Petrella RJ, Petrella MJ, Cogliano A. Periarticular hyaluronic acid in acute ankle sprain. Clin J Sport Med. 2007 Jul;17(4):251-7.
- Kaux JF, Samson A, Crielaard JM. Hyaluronic acid and tendon lesions. Muscles Ligaments Tendons J. 2016 Feb 13;5(4):264-9
- Zhang D, Kearney CJ, Cheriyan T, Schmid TM, Spector M. Extracorporeal shockwave-induced expression of lubricin in tendons and septa. Cell Tissue Res. 2011 Nov;346(2):255-62.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und leitet das Curathleticum Nürnberg. Außerdem war Dr. Brem von 2007-2021 Mannschaftsarzt des 1. FC Nürnberg (Fußball) und ist aktuell Vereinsarzt der Nürnberg Falcons BC (Basketball) sowie Mannschaftsarzt HCE (Bundesliga Handball) sowie wiss. Beirat der sportärztezeitung.