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    Osteopathische Medizin

    Entwicklungen und Einsatz in der Sportmedizin
    Dr. med. Stefan GiessweinBy Dr. med. Stefan Giesswein8 Mins Read
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    In den letzten Jahren haben Aspekte der Osteopathischen Medizin (OM) sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie bei Beschwerden und Verletzungen sporttreibender Menschen an Bedeutung gewonnen. Im besonderen im Hochleistungs- und Profisportsport sind osteopathische Therapeuten und Therapeutinnen zunehmend in die Betreuung der Sportlerinnen und Sportler eingebunden. 

    Welchen zusätzlichen Beitrag kann die OM in der Sportmedizin leisten? Gibt es überhaupt einen zusätzlichen Beitrag – oder handelt es sich bei der OM nur um einen neuzeitlichen Trend? Im Besonderen Vertreter der in Deutschland seid Jahrzehnten etablierten Manuellen Medizin/ Chirotherapie stehen der OM in Teilen skeptisch gegenüber. Zum Einen wegen angemahnter mangelnder wissenschaftlicher Evidenz in Teilbereichen der OM, zum Anderen wegen der Eigenwahrnehmung umfassender Bedienung der manuellen Diagnostik und Therapie durch die etablierte Manuelle Medizin/ Chirotherapie.

    Die OM versteht sich selbst als komplementär und nicht als Gegenentwurf zur klassischen medizinischen Zugangsweise. Sie verfügt über ein originäres Diagnose- und Therapiesystem auf der Basis eines eigenständigen philosophisch-konzeptionellen Modells von Gesundheit und Krankheit. Zum besseren Verständnis der Osteopathischen Medizin in ihrer Gesamtheit ist ein Blick in die Entwicklung der Methode, in Grundbegriffe und diagnostische sowie therapeutische Ansätze hilfreich. Für die Einordnung und zur eigenen Meinungsbildung bzgl. der Wertigkeit der OM im Kontext der Sportmedizin ist das sinnvoll.

    Eine dreiteilige Serie soll eine Basis für die kritische Auseinandersetzung mit der Osteopathischen Medizin und ihrem Platz in der Betreuung des sporttreibenden Menschen geben.

    Im ersten Teil wird die OM in ihrer geschichtlichen Entwicklung, ihrer Philosophie und ihren Grundbegriffen vorgestellt. Im zweiten Teil erfolgt die Einführung in die osteopathische Diagnostik und Therapie mit Bezug auf  sportmedizinische Aspekte.

    Im dritten Teil werden anhand von Praxisbeispielen osteopathische Konzepte und Behandlungsoptionen zusammengeführt und die  mögliche Integration der OM in die Sportmedizin dargestellt.

    Geschichte und Entwicklung der Osteopathischen Medizin

    Der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still (1828 – 1917) entwickelte im letzten Drittel des  19. Jahrhunderts eine manuelle Diagnose-und Therapieform, der er den Namen „Osteopathie“ gab. 1892 gründete er die erste  Ausbildungsstätte für osteopathische Medizin, die „American School of Osteopathy (ASO)“ in Kirksville, Missouri, USA. Einige seiner Schüler gründeten weitere osteopathische Ausbildungsstätten in den USA. Im Auftrag der American Medical Association (AMA) erfolgte Anfang des 20. Jahrhunderts zur Festlegung von einheitlichen Ausbildungsstandards in der Humanmedizin eine Evaluation der bis dato weitestgehend ungeregelten Medizinerausbildung. Am Ende dieser Untersuchung legte 1910 der sog. „Flexner Report“ verbindliche Vorgaben zur Ausbildung fest. Von ursprünglich 166 Ausbildungsstätten für Humanmedizin überstanden nur 66 den vorgegebenen Transformationsprozess hin zu einem wissenschaftlichen, universitären Studium.  Unter ihnen 9 osteopathische Schulen. Bis heute gibt es daher in den USA zwei parallele humanmedizinische Ausbildungsgänge: ein osteopatisches Studium mit dem Abschluss „Doctor of Osteopathy (DO)“ und ein allopathisches Studium mit dem Abschluss „Medical Doctor (MD)“. Sowohl DO`s als auch MD`s sind in den USA voll lizensierte Ärzte und arbeiten in allen Facharztrichtungen. DO`s machen derzeit etwa 10 % der US-amerikanischen Ärzteschaft aus. In den USA ist die Osteopathie eine rein ärztliche Diagnose- und Therapieform.

    Der schottische Arzt John Martin Littlejohn (1865 – 1947) brachte die Osteopathische Medizin nach Europa. Er war Absolvent der American School of Osteopathy (ASO), dann Professor für Physiologie und Psychologie sowie Dekan der ASO. 1900 gründete er das American College of Osteopathic Medicine and Surgery in Chicago (heutiges Chicago College of Osteopathy) und kehrte 1913 nach England zurück. Sein Versuch die osteopathische Medizin in das humanmedizinische Studium des Königreiches zu integrieren fand keine Unterstützung durch die  zuständigen Ausbildungsbehörden. Littlejohn gründete daher 1917 seine eigene osteopathische Lehrstätte, die British School of Osteopathy (Umbenennung 2017 in University College of Osteopathy), die bis heute in einem nichtärztlichen Studium osteopathische Therapeuten ausbildet. Von England aus verbreitete sich die Osteopathische Medizin über Kontinentaleuropa,  zunächst vorwiegend im nichtärztlichen Bereich. 

    Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts stieß die OM hierzulande auch unter Ärzten auf zunehmendes Interesse. Deutschland nimmt mit ca. 2600 osteopathisch ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten in Europa eine Spitzenposition ein.

    Die Ausbildung in OM ist in Deutschland nicht reguliert, die Bezeichnung „Osteopath“ frei verwendbar und nicht geschützt. Ein Großteil der ärztlichen Ausbildungsstätten orientiert sich am Ausbildungskurrikulum des European Register for Osteopathic Physicians (EROP), welches sich wiederum stark an den US- amerikanischen Lehrinhalten ausrichtet.

    Osteopathische Philosophie und Konzepte

    Konzeptionelle Grundlage für den osteopathischen Zugang zum Menschen sind die  „Still`schen Postulate“:

    • Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit
    • Struktur und Funktion beeinflussen sich gegenseitig
    • der Körper verfügt über Mechanismen der Gesunderhaltung

    Basierend auf diesen Prinzipien ist die Osteopathische Medizin (OM) ausgerichtet auf die Schaffung einer individuellen Homöostase / Homöodynamik der Patienten.

    Welche Idee von Gesundheit/ Krankheit hat die osteopathische – bzw. die allopathische Medizin?

    Das derzeit als gültig akzeptierte Modell in der allopathischen Medizin ist das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell. In der Alltagsanwendung stehen die einzelnen Ebenen häufig isoliert nebeneinander. Der biologische Aspekt ist  in Diagnose und Therapie führend, die psychologischen und sozialen Ebenen werden ggfs hinzugefügt. Der gewollte integrative Ansatz von Beginn an findet sich häufig unterrepräsentiert. Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell ist ein pathogenetisches  Modell und führt im Prinzip jede Krankheit auf einen auslösenden Faktor zurück.

    Die OM verfolgt einen salutogenetischen Ansatz. Was hindert den Menschen daran, gesund zu sein?

    Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky führte in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts den Begriff der Salutogenese als komplementär zur ­Pathogenese in den wissenschaftliche Diskurs ein und somit die Frage nach der Entstehung und Erhaltung der Gesundheit. Risiko- und Schutzfaktoren  wurden hierbei in eine Wechselwirkung gesetzt. Somit bringt Antonovsky den Aspekt der individuellen Ressourcen als Bedingung für Gesundheit / Krankheit ein. In der OM entsprechen diese Ressourcen den, dem Körper innewohnenden, Mechanismen der Gesunderhaltung.

    OM bedeutet daher Ressourcenmobilisation bzw. Entfernung von Faktoren, die die Entfaltung der Ressourcen behindern. Durch Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen, die in der OM als Somatische Dysfunktionen bezeichnet werden, soll der Körpern in einen optimierten Zustand der Selbstregulation und Resourcenmobilisation gebracht werden. Eine weitere Deutung osteopathischen Befunde  und Führung der Behandlungsstrategie ermöglicht das in der OM verbreitete Biotensegrity Modell. Es eröffnet zusätzliche Interpretationsoptionen.

    Somatische Dysfunktion (SD)

    In der Osteopathischen Medizin (OM) wird die zu findende und zu behandelnde Funktionsstörung als „Somatische Dysfunktion (SD)“ bezeichnet. Die SD ist durch folgende Befunde definiert:

    • eine palpatorisch erfassbare Veränderung der Gewebekonsistenz
    • einen eingeschränkten Bewegungsumfang des Bewegungssegmentes
    • eine palpatorisch erfassbare Asymmetrie 
    • eine Schmerzempfindlichkeit

    Die OM beschreibt somatische Dysfunktionen auf der parietalen Ebene (Bewegungsapparat), der viszeralen Ebene (Organe, Gefäße, periphere Nerven) und der kranialen Ebene (Schädelknochen, ZNS, Hirnhäute, Liquor). Bei der Diagnostik der SD steht der palpatorische Eindruck im Vordergrund, die Schmerzangabe des Patienten tritt in der Gewichtung hierbei zurück. In der Regel finden sich bei Patienten mehrere SD`s. Um in einer Behandlungsreihenfolge führende SD`s zu erkennen -sogenannte Schlüsselläsionen- werden in der OM verschiedene Scanningverfahren eingesetzt, z.B. das sogenannte „Listening“ oder das Konzept der „Sequenzierung nach dem Areal der größten Restriktion“.

    Ziel ist die Festlegung einer sinnvollen Behandlungsreihenfolge der verschiedenen SD`s, da der klinische Alltag zeigt, dass manche SD`s im Kontext der Erkrankung von größerer Relevanz sind als andere. Eine osteopathische Diagnostik und Behandlung bezieht immer die parietale, viszerale und kraniale Ebene mit ein.

    Biotensegrity

    Zur Erklärung klinischer Phänomene und osteopathischer Befundkonstellationen hat sich in den letzten Jahren zunehmend das Modell der „Biotensegrity“ in der OM etabliert. Das Konstruktionsprinzip entstammt der Architektur. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte der amerikanische Architekt und Designer Richard Buckminster Fuller dieses Bauprinzip und belegte es mit dem Kunstwort Tensegrity (zusammengesetzt aus dem englischen „tension=Spannung“ und „integrity=Integrität“). In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts übertrug dieses Konzept der amerikanische Arzt und Orthopäde Stephen Levin auf biologische Organismen, respektive den menschlichen Körper und nannte sein Modell  in Anlehnung „Biotensegrity“.

    Das Modell beschreibt ein Bauprinzip aus 2 Elementen:

    • starre sogenannte Kompressions­elemente (die bunten Holzstangen im Bild)
    • flexible Spannungselemente (die schwarzen Schnüre im Bild)
    • Die Kompressionselemente sind nie direkt miteinander verbunden, sondern nur über die Spannungselemente. Ein solch aufgebauter Körper verfügt über spezifische Eigenschaften:
    • Krafteinwirkung von außen verteilt sich, egal an welcher Stelle sie in das System kommt, über das gesamte System; das gesamte System reagiert
    • das Biotensegritymodell verfügt über inhärente Kräfte, die es, nach Beseitigung von Störgrößen, wieder in seinen Ausgangszustand zurück bringen
    • ein Biotensegritymodell richtet sich immanent gegen die Schwerkraft auf
    • die Systemantwort eines Biotensegrity­modells auf einen äußeren Reiz ist eine nicht-lineare: es besteht keine lineare Relation zwischen Eingangssignal und Systemreaktion. In einem Biotensegritymodell können kleine Störgrößen große Systemreaktionen hervorrufen.

    Klinische Befundkonstellationen in der OM lassen sich unter diesem Modell gut erfassen und behandeln. Letztlich führt es den Therapeuten häufig fort vom Ort der Schmerzangabe des Patienten und detektiert alte, eher asymptomatische physische und psychische Traumata als relevant für die aktuelle klinische Präsentation bzw. als mitverantwortlich für die herabgesetzte Resilienz des Organismus.  

    Fazit

    Die Osteopathische Medizin stellt ein komplementäres, eigenständiges manuelles Diagnose- und Therapiekonzept dar. Sie beleuchtet den salutogenetischen Aspekt von Gesundheitserhaltung und Krankheitsentwicklung. Sie  ist ausgerichtet auf die Resssourcenmobilisation der gesunderhaltenden Körperfunktionen. Hierzu bedient sie sich der Detektion und Behandlung von funktionellen Dysfunktionen. Unter Einsatz von Scanningverfahren und der damit verbundenen Festlegung individueller Behandlungssequenzen kann die Wertigkeit auch symptomarmer / symptomloser Funktionsstörungen für den aktuellen Symptomkomplex erfasst werden. Das in der OM etablierte Modell der Biotensegrity erweitert zudem Interpre­tationsmöglichkeiten bzgl. etwaiger negativer Einflussfaktoren für die Entwicklung von akuten und chronischen Gesundheitsstörungen – ein Aspekt, der im Besonderen bei der Betreuung sporttreibender Menschen einen wichtigen Faktor darstellt. Trainigssteuerung, Wettkampfverhalten und Rehabilitation stellen  hierfür Anwendungsmöglichkeiten  in der Sportmedizin dar. 

    Autoren

    Dr. med. Stefan Giesswein

    ist Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnungen Sportmedizin, Akupunktur und Manuelle Medizin sowie Ärztlicher Osteopath (DO­DAAO). Seit Juni 2002 ist er in freier Praxis in der Kölner Südstadt tätig. Dr. Giesswein ist 1. Vorsitzender der Gesellschaft für Osteopathie in der Sportmedizin (GOSM) sowie ehemaliger 1. Vorsitzender der Deutsch Amerikanischen Akademie für Osteopathie (DAAO) und ehemaliger Ausbildungskoordinator der DAAO.

    04/21
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