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    Prof. Dr. Martin Diers , Annette LöfflerBy Prof. Dr. Martin Diers , Annette Löffler6 Mins Read
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    Rückenschmerzen gehören zu den am häufigsten behandelten Krankheiten. In der deutschen Bevölkerung litt fast jeder Dritte mindestens schon einmal im Leben unter Rückenschmerzen [1]. Besonders problematisch wird es, wenn der Schmerz chronifiziert, denn dann hat er seine Warnfunktion vor Verletzungen oder Gefahren verloren und einen eigenen Krankheitswert entwickelt. 

    Um chronischen Schmerz zielgerichtet behandeln zu können, ist es wichtig, den Mechanismus der Chronifizierung zu verstehen und Behandlungsmethoden zu entwickeln, die diesen berücksichtigen [1]. Von besonderer Bedeutung könnten in diesem Zusammenhang neuroplastische Veränderungen sein, die im Gehirn von chronischen Schmerzpatienten auftreten. Im primären somatosensorischen Kortex (S1) kann es zur Umorganisation funktioneller Hirnkarten und Verschiebungen von benachbarten Repräsentanzen kommen [2]. Bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wurde beispielsweise gezeigt, dass sich die Repräsentation des Rückenareals in S1 erweitert und dass die Veränderung mit dem Ausmaß der Chronizität zunimmt [3]. Ähnliche Veränderungen finden sich z. B. auch bei Phantomschmerzen, also Schmerzen, die in einem amputierten Körperglied gespürt werden. Eine vielversprechende Therapiemöglichkeit zur Reduzierung von Phantomschmerzen ist die sogenannte Spiegeltherapie, bei der mithilfe von einem Spiegel das fehlende Körperglied wieder sichtbar gemacht wird. Durch das Betrachten des Körpergliedes im Spiegel wirkt es für die Betroffenen so, als sei das zuvor amputierte Glied wieder vorhanden und voll funktionsfähig [3]. Es konnte gezeigt werden, dass die Reduktion von Phantomschmerzen nach Spiegeltherapie und der Rückgang dysfunktionaler Reorganisation in Zusammenhang stehen [4]. Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie stark der visuelle Aspekt die Wahrnehmung des eigenen Körpers beeinflusst und welchen Nutzen dies für Therapien haben kann.

    Visuelle Analgesie

    Der Effekt, dass das bloße Betrachten eines schmerzenden Körperteils zur Reduktion der empfunden Schmerzen führen kann, wird als visuelle Analgesie bezeichnet und wurde bereits in zahlreichen Studien untersucht. So verabreichten Longo und Kollegen (2009) [5] gesunden Probanden Schmerzreize an der Hand. Dabei wurde der induzierte Schmerz als weniger Schmerzhaft eingestuft, wenn die Probanden die eigene Hand, im Vergleich zu einem neutralen Objekt, gesehen haben. Der gleiche Effekt zeigt sich bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und bei Verabreichung der Schmerzreize am Rücken [6]. Eine weitere Studie zeigte, dass sich bewegungsinduzierter Rückenschmerz bei chronischen Rückenschmerzpatienten reduziert, wenn die Patienten die Bewegung in einem Spiegel beobachten [7]. Dass allein das Betrachten des eigenen Rückens bereits nach wenigen Minuten einen positiven Effekt auf den chronischen Rückenschmerz hat, konnten wir in einer unserer eigenen Studien zeigen [8].

    In einer weiteren Studie untersuchten wir, ob sich die beschriebenen Erkenntnisse direkt in die Behandlung chronischer Rückenschmerzen integrieren lassen. Dazu haben wir bei 19 Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken klassische Massagen unter visuellem Feedback durchgeführt [9]. Dafür wurde eine Kamera so ausgerichtet, dass sie den Rücken der Patienten und die Hände der Therapeutin während der Massage in Echtzeit auf einen Monitor übertrug, der sich unterhalb der Behandlungsliege befand (siehe Abbildung). Zur Kontrolle verschiedener Aspekte fanden vier weitere Behandlungen unter verschiedenen Kontrollbedingungen statt: (1) das Ansehen der Rückenmassage einer fremden Person kontrolliert den Effekt des eigenen Rückens, (2) ein Standbild des eigenen Rückens kontrolliert den Effekt des bewegten Bildes, (3) das Bild eines neutralen Gegenstandes kontrolliert den Effekt des visuellen Feedbacks des Rückens und (4) eine Massage mit geschlossenen Augen diente als Vergleich zur üblichen Massage. Vor und nach der Massage gaben die Patienten die Stärke ihrer aktuellen Schmerzen an. In allen Bedingungen zeigte sich eine signifikante und klinisch relevante Schmerzreduktion. Diese war unter visuellem Feedback am stärksten, unterschied sich jedoch lediglich von der Schmerzreduktion in der Bedingung mit Blick auf einen neutralen Gegenstand signifikant (siehe Abbildung). Dies legt nahe, dass alleine die visuelle Darbietung irgendeines Rückens schon einen schmerzlindernden Effekt hat. Dabei könnte das Zugehörigkeitsgefühl für den gesehenen Rücken zum eigenen Körper eine entscheidende Rolle spielen. Für das Ansehen der Rückenmassage einer fremden Person zeigte sich, dass die Schmerzreduktion umso höher war, je stärker die Patienten den gesehenen fremden Rücken als eigenen Rücken wahrnahmen. Wir vermuten, dass der Bedingung mit geschlossenen Augen möglicherweise eine eigener Effekt zu Grunde liegt: durch das Schließen der Augen steigt die Möglichkeit zur Entspannung, wodurch sich der psychologische Effekt der Massage verstärken könnte. Eine weitere Studie hat gezeigt, dass visuelles Feedback auch den schmerzlindernden Effekt einer Manuellen Therapie verstärkt [10]. 

    Links: Ratings der habituellen Schmerzintensität vor und nach der Massage in den fünf Bedingungen. Jeweils gemessen mit einer numerischen Ratingskala 0 – 10. *padj < 0.05 Rechts oben: Aufbau Rechts unten: Bild eines Rückens und der Hände der Therapeutin während der Massage

    Fazit

    Zusammenfassend lässt sich aus den bisherigen Forschungsarbeiten ableiten, dass Behandlungen mit integriertem visuellem Feedback großes Potenzial bieten, das Behandlungsspektrum für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zu bereichern. Behandlungsmethoden, die mit visuellem Feedback arbeiten, wären zudem kostengünstig und einfach in der Anwendung und damit sowohl in multimodalen Therapieprogrammen als auch in ambulanten Settings einsetzbar.

    Literatur

    [1] Raspe, H. 2012. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 53: Rückenschmerzen. Robert Koch-Institut, Berlin.

    [2] Flor, H., & Stolle, A. M. (2006). Lernen, Plastizität des Gehirns und Schmerz – Implikationen für die Behandlung. Nervenheilkunde, 25(6), 445 – 451

    [3] Flor, H. (2004). Visualisierung von Phantom- und Rückenschmerzen durch bildgebende Verfahren. Der Orthopäde, 33(5), 553–557. https://doi.org/10.1007/s00132-003-0614-z

    [4] Foell, J., Bekrater-Bodmann, R., Diers, M., Flor, H. (2014). Mirror therapy for phantom limb pain: brain changes and the role of body representation. Eur J Pain Lond Engl 18, 729 – 739.

    [5] Longo, M. R., Betti, V., Aglioti, S. M., & Haggard, P. 2009. Visually induced analgesia: seeing the body reduces pain. Journal of Neuroscience, 29(39), 12125-12130.

    [6] Diers, M., Zieglgänsberger, W., Trojan, J., Drevensek, A. M., Erhardt-Raum, G., & Flor, H. (2013). Site-specific visual feedback reduces pain perception. PAIN®, 154(6), 890–896. https://doi.org/10.1016/j.pain.2013.02.022

    [7] Wand, B. M., Tulloch, V. M., George, P. J., Smith, A. J., Goucke, R., O’Connell, N. E., & Moseley, G. L. 2012. Seeing it helps: movement-related back pain is reduced by visualization of the back during movement. The Clinical journal of pain, 28(7), 602 – 608.

    [8] Diers, M., Löffler, A., Zieglgänsberger, W., & Trojan, J. (2016). Watching your pain site reduces pain intensity in chronic back pain patients. European Journal of Pain, 20(4), 581 – 585.

    [9] Löffler, A., Trojan, J., Zieglgänsberger, W., & Diers, M. (2017). Visually induced analgesia during massage treatment in chronic back pain patients. European Journal Of Pain.

    [10] Beinert, K., Lutz, B., Zieglgänsberger, W., Diers, M. (2019). Seeing the site of treatment improves habitual pain but not cervical joint position sense immediately after manual therapy in chronic neck pain patients. Eur J Pain Lond Engl 23, 117 – 123.

    Autoren

    Prof. Dr. Martin Diers

    promovierte und habilitierte am Institut für Neuropsychologie und klinische Psychologie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim. Er ist approbierter Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie) und war Bereichsleiter für Schmerz und Tinnitus in der Hochschulambulanz. Seit 2015 ist er Professor für Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin, LWL Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ruhr-Universität Bochum.

    Annette Löffler

    ist Physiotherapeutin und M. Sc. Psychologie. Nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin und Fortbildung in Manueller Therapie, studierte Annette Löffler Psychologie an der FernUniversität in Hagen. Seit 2016 ist sie Doktorandin am Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie, Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim. Ihre Forschungsinteressen umfassen Körper- und Schmerzwahrnehmung.

    02/20
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