Stressbedingte körperliche Beschwerden, die nahezu alltägliche Burnout-Problematik mit zunehmenden beruflichen Ausfällen und längerem Krankenstand nehmen sowohl im Hochleistungssport, als auch im Berufsalltag in den letzten Jahren dramatisch zu.
Gestörte Regulationsfähigkeit mit zunehmenden Störungen im vegetativen Nervensystem stellt im ärztlichen Bereich eine immer wiederkehrende Herausforderung dar, verschiedenste Therapieansätze werden in diesem Zusammenhang auch über die Medien immer wieder propagiert. Eingehende Umweltreize, egal welcher Natur, werden neurorezeptiv im Nervensystem verarbeitet und sowohl an das sympathische als auch an das parasympathische Nervensystem weitergeleitet. Der ventrale Anteil des parasympathischen Zweiges steht hierbei im Fokus bei der Verbesserung regulativer Stoffwechselprozesse.
Regenerieren – aber richtig!
Das Thema Regeneration stellt in meiner ganzheitlich orientierten Praxis für Orthopädie sowohl in der Betreuung von Spitzensportlern aber auch im Rahmen eines von mehreren Therapeuten entwickelten Seminarkonzeptes für das gehobene Management einen sehr hohen Stellenwert dar. In diesem Zusammenhang stellt sich immer wieder die Frage, inwieweit neue Therapie- und Behandlungsverfahren in dieses Konzept eingebaut werden können und wie man die Sportler und Patienten aktiv mit einbeziehen kann. Das Ziel muss sein, ein optimales Verhältnis zwischen Belastung und Erholung herzustellen. In verschiedenen Artikeln der letzten sportärztezeitung (01/18) hat sich der Schlaf als eines der wichtigsten „Instrumente“ zur effektiven Regeneration herauskristallisiert.
Über das BISP (Bundesinstitut für Sportwissenschaften) wurde auf eine in Kooperation mit der Ruhruniversität Bochum laufende Studie aufmerksam gemacht, welche die Wirkung von Regenerationsbekleidung mit seiner speziellen Textilfaser aus Platin und Industriediamanten analysiert. Belegt wird die Wirkweise in diversen Studien über eine vorübergehende Veränderung des Membranpotenzials an den Keratinozyten mit einer Ca2+ – Ausschüttung, welches den Rezeptor TRPV4 in der Haut anregt. Diese speziellen Wärmerezeptoren leiten den Reiz an das DRG (dorsal root ganglion/ Spinalganglion) weiter, welches mit seinen sogenannten pseudounipolaren Nervenzellen segmentbezogene sensible Informationen aus dem Körper sammelt. Von dort geht es über die hintere Nervenwurzel (Radix posterior oder Radix dorsalis) ins Rückenmark und weiter zum Hypothalamus als das wichtigste Steuerungsareal des vegetativen Nervensystems. Im Hypothalamus wird als Ergebnis dieser Reize der Stimulus des Parasympathikus beschrieben. Somit der Hypothalamus in seinem Bestreben zur Aufrechterhaltung, bzw. Wiederherstellung des inneren Milieus (Homöostase) unterstützt. Die Konsequenzen eines „intakten“ funktionierenden Parasympathikus sind Vielfältig und absolut wünschenswert, da man die Ergebnisse und negativen Folgen eines heutzutage fast schon „normalen“ symphatikotonen Zustands leider immer wieder erlebt und der Sportler diese auch zu spüren bekommt. Appliziert wird diese neuen Textilfaser sowohl in Form einer Schlaf – und Unterbekleidung (also während der Schlaf –, Frei – und Reisezeiten), als auch in Auflagen für Therapieliegen und Kopf- und Fußrollen. Somit kann die Behandlungsperformance des medizinischen Teams während der Behandlung gesteigert werden, da man neben der jeweiligen Therapie einen ständigen positiven Einfluss auf den Parasympathikus bekommt. An dieser Stelle sei auf die Studienergebnisse von Prof. Ghoneum, Prof. Watanabe, Prof. Hahn und Prof. Kataoka verwiesen (siehe Literaturliste).
Untersuchungen der Wirkungen über die Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) (Abb. 1) als Index für die Erholung/aktuellen Regenerationsgrad zeigen den signifikanten Anstieg des parasympathischen Index während der Tragephase der Regenerationsfaser DPV576. Damit verbunden ist die Verbesserung der Durchblutung/Zirkulation mit seinen entsprechenden Auswirkungen auf den Stoffwechsel und Erholung, die Muskelentspannung über den Einfluss auf die Muskelspindel und das bereits beschriebene verbesserte Schlafverhalten. Eine Wirkung, die in Abbildung 2 nochmals verdeutlicht wird. Hier wurde der Einfluss der Textilfaser DPV576 dem oft bei Schlafstörungen verwendeten medikamentösen Versuch der Beeinflussung des eigenen Schlafverhaltens gegenübergestellt. Wobei jede medikamentöse Einflussnahme im heutigen Spitzensport sehr kritisch und differenziert betrachtet werden muss. Die Frage, die sich mir in diesem Zusammenhang stellt, ist: Zeichnet sich hier eine innovative Lösung ab, bzw. wie sinnvoll könnte es sein, die bei der in der Betreuung von Leistungssportlern begrenzte Regulationszeit bestmöglich nutzen zu können. Wenn dem wirklich so ist und sich hier eine innovative Lösung abzeichnet, können wir es uns in der heutigen Betreuung von Leistungssportlern überhaupt noch erlauben, Zeit (bei Reisen und in den Pausen – und Schlafzeiten) ungenutzt verstreichen zu lassen?
Literatur
Effects of garment kneaded with naoplatinum and nanodiamand on recovery from training in soccer athletes; Hiroshi Hasegawa et.al.; Ryukoku University (Department for Sport Science); Kyoto, Japan
Effects on training performance and the automatic nervous system of clothes made of artificial fibres containing nanoplatinum and nanodiamond (DPV 576)during naps and rest time in soccer athletes; Hideki Katano et.al.; Tokai University (Graduate School of Medicine); Kanagawa, Japan
Influence of platinum harminized textile on neuromuscular, systemic and subjective recovery; Daniel Hahn et.al.; Ruhr – Universität Bochum; Bochum, Deutschland; 2017)
Effect of nanodiamond and nanoplatinum liquid (DPV576) on human primary keratinocytes; Journal of biomedical Nanotechnology; Mommdooh H. Ghoneum et.al.; UCLA (Department of Otolaryngology); Los Angeles, USA; 2017)
Enhancement of human T – Lymphocyte proliferation by nanodiamond and nanoplatinum in liquid (DPV576); ( SciMedCentral; Mommdooh H. Ghoneum et.al.; UCLA (Department of Otolaryngology); Los Angeles, USA; 2014)
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in eigener Praxis. Zuvor war er Leiter der Sportorthopädie in der Abteilung für Sport- und Leistungsmedizin am Universitätsklinikum Ulm. Er ist Teamarzt der Deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft, Mannschaftsarzt beim SSV Ulm 1846 Fußball, dem TTC Neu-Ulm (Tischtennis-Bundesliga), betreute viele Jahre ratiopharm Ulm (Basketball-Bundesliga) und ist wiss. Beirat der sportärztezeitung.