Ursprünglich geht der Begriff des Influencers auf den US-Amerikanischen Psychologie-Professor Robert Cialdini zurück, der 2001 in seinem Buch „Influence: Science and Practice“ (deutsch: Die Psychologie des Überzeugens) sechs wichtige Eigenschaften zur Einflussnahme beschrieb.
Er betonte dabei u.a. die Bereiche Vertrauenswürdigkeit, Hingabe und konsistentes Verhalten. Einflussnahme muss dabei nicht negativ behaftet sein. Die Frage ist nur, aus welchem Zweck man Einfluss ausübt und inwieweit man dies mit lauteren Mitteln, also fair und ehrlich, umsetzt. Und natürlich auch, ob man überhaupt über die notwendige Qualifikation verfügt, Informationen wirklich korrekt weiterzugeben. Im medizinischen Bereich gibt es dafür sogar den eigenen Begriff des Medfluencers.
Nun möchten wir uns aber weniger mit der Art der Einflussnahme in sozialen Netzwerken beschäftigen als mit der Frage, wie Wissen im medizinischen Bereich seriös vermittelt wird und vor allem, wie dies in Zukunft stattfinden muss, um den Ansprüchen einer modernen Medizin gerecht zu werden.
Defizite in der ärztlichen Weiterbildung
Bereits in der medizinischen Weiterbildung von Ärzten liegt einiges im Argen. Laut Bundesärztekammer ist die Weiterbildungsbezeichnung der Nachweis für erworbene Kompetenz. Sie dient der Qualitätssicherung der Patientenversorgung und der Bürgerorientierung. Jahrzehntelange wurde dies nicht hinterfragt, leider aber auch nicht weiterentwickelt. So klagt z. B. Mira Faßbach, Fachärztin für Urologie, vom Bündnis Junge Ärztinnen und Ärzte, dass „die Weiterbildung derzeit oft nur ein Neben- oder Abfallprodukt sei“. Es fehle an Flexibilität, Vorbildern und Geld. Die Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte verlaufe laut Ergebnis der Pre-Conference zur intersektoralen Aus- und Weiterbildung (Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV) in Deutschland nicht zufriedenstellend und muss verbessert werde.
Option ärztliche / sportmedizinische Fortbildung
Neben der ärztlichen Weiterbildung, die zumindest wir nicht beeinflussen können, gibt es die ärztliche Fortbildung, auf deren Gebiet wir seit nunmehr 14 Jahren aktiv sind. Hier nehmen wir mit der thesportgroup academy ganz bewusst Einfluss und entwickeln neue Strategien, die wir mit glaubwürdigen Primärquellen umsetzen. Wenn ärztliche Weiterbildungen heute teilweise „Abfallprodukte“ sind, nehmen wir dies gerne auf und recyceln es in Form neuer, integrativer und zertifizierter Fortbildungen. Medical Influencing, nicht, um uns in einem besonderen Licht darzustellen oder Ihnen etwas zu verkaufen, sondern um differenziert die Spreu vom Weizen zu trennen, qualifizierte Inhalte zu vermitteln, dem gemeinsamen Health-Auftrag gerecht zu werden und so die Sportmedizin als gesamtgesellschaftliches Feld weiterzuentwickeln.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Art und Weise, wie man fortbildet. Wir haben das Konzept der „guided education“ entwickelt – Kompetenz durch angeleitete Anwendung. Dies bauen wir 2024 mit unseren ersten Fortbildungen des neuen Jahres in Darmstadt (Kongress Schmerz, Entzündung und Ernährung in der Sportmedizin am 10.02.2024) und Mainz (Kongress Superior Combination Therapies 20.04.2024) sowie unserer deutschlandweiten Fortbildungsreihe „Stoßwellentherapie & ergänzende Verfahren“ weiter aus. Dazu gehören auch Hospitationen. Alles immer in Präsenz vor Ort – wir sind soziale Wesen. Online gewinnt an Bedeutung, sollte aber immer nur eine Ergänzung darstellen, so wie z. B. unsere youtube health zertifizierten EducationVideos oder auch unser neuer „guided-online Mini-Kongress“. Im nächsten Schritt wird auch das Selfmanagement des Patienten & prophylaxis zu einem Edukations-Auftrag der Zukunft werden. Selbstmanagement als Therapieziel. Zum Nutzen der Patienten und Sportler, aber auch mit einem großen zukünftigen Potenzial für Ärzte und Therapeuten.
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Autoren
ist Dipl. Sportwissenschaftler, Gründer und Herausgeber der sportärztezeitung sowie Gründer und Geschäftsführer von thesportgroup GmbH aus Mainz.
ist Chefredakteur der sportärztezeitung.