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    Sturzprophylaxe

    Neurozentrierte Ansatzpunkte und Übungen
    Lisa Könings , Andreas KöningsBy Lisa Könings , Andreas Könings6 Mins Read
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    Stürze sind eine der häufigsten Ursachen für Verletzungen und betreffen alle Altersgruppen. Im Sportkontext können Stürze durch plötzliche Bewegungen, unzureichende Stabilität oder eine schlechte Reaktionsfähigkeit auftreten. Ältere Personen sind aufgrund von altersbedingten Einschränkungen wie Muskelabbau, Gleichgewichtsstörungen oder Sehbeeinträchtigungen besonders gefährdet sind. Auch in der Rehabilitation nach Operationen oder Verletzungen ist die Prävention von Stürzen entscheidend, um den Heilungsverlauf nicht zu gefährden.

    Für ein effektives Präventionsprogramm gilt es, neben biomechanischen Aspekten auch neurophysiologischen Grundlagen zu berücksichtigen und hier insbesondere die drei folgenden Bereiche zu adressieren.

    Das vestibuläre System – Schlüssel zur Gleichgewichtskontrolle

    Das vestibuläre System, lokalisiert im Innenohr, spielt eine entscheidende Rolle für die Stabilität und Orientierung des Körpers im Raum. Es erkennt kontinuierlich Veränderungen der Kopfposition und übermittelt diese Informationen an das zentrale Nervensystem, um Haltung und Bewegungen entsprechend anzupassen. Defizite im Vestibularsystem können sowohl durch Verletzungen, chronische Entzündungen als auch neurologische Erkrankungen oder eine Gehirnerschütterung auftreten. Auch mit fortschreitendem Alter, kann es zu Leistungseinschränkungen des Gleichgewichtssinns kommen.

    Das vestibuläre System setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen:

    Otolithenorgane (Utriculus und Sacculus), die für die Wahrnehmung von linearer Beschleunigung und Kopfneigung verantwortlich sind.

    Bogengänge, die Drehbewegungen des Kopfes registrieren und für die räumliche Orientierung von entscheidender Bedeutung sind.

    Diese Strukturen enthalten spezialisierte Haarzellen mit Mechanorezeptoren, die Bewegungen in elektrische Signale umwandeln. Diese Signale werden über die vestibulären Kerne im Hirnstamm verarbeitet und an andere sensorische Systeme weitergeleitet, darunter das Kleinhirn, der Thalamus und der Kortex. Durch diese neuronalen Verschaltungen trägt das vestibuläre System maßgeblich zur posturalen Kontrolle und Körperstabilität bei.

    Das vestibuläre System steuert zwei essenzielle Reflexe zur Aufrechterhaltung von Gleichgewicht und Blickstabilisierung:

    Vestibulo-okulärer Reflex (VOR): Dieser Reflex stabilisiert das Blickfeld während Kopfbewegungen, indem er die Augen entgegen der Kopfbewegung steuert. Ein gut funktionierender VOR ist entscheidend für eine klare visuelle Wahrnehmung beim Gehen und Laufen.

    Vestibulo-spinaler Reflex (VSR): Dieser Reflex beeinflusst die Muskelspannung und hilft, den Körper aufrecht zu halten. Er trägt maßgeblich zur posturalen Kontrolle und damit zur Sturzprävention bei.

    Für ein effektives Gleichgewichtstraining ist somit eine Kopf- und/oder Körperbewegung notwendig. Häufig wird Gleichgewichtstraining jedoch als Training auf instabilen Untergründen wie Wackelpads, Balance Pads oder Balance Boards beworben. Solche Übungen können zwar zur Stabilisierung des Sprunggelenks und zur Förderung der Propriozeption beitragen, haben aufgrund ihres statischen Charakters jedoch wenig bis gar keine Aktivierung des Vestibularsystems. Das Training auf instabilen Untergründen kann bei bestehenden Gleichgewichtsproblemen sogar kontraproduktiv wirken und das Gleichgewichtssystem überfordern. Das Ziel einer Stabilisierung der Körpermitte oder der Verbesserung der Balance wird damit verfehlt. Eine wirkungsvolle Gleichgewichtsschulung erfordert immer gezielte Bewegungen, die das vestibuläre System aktivieren.

    Trainingsintervention – Wandliegestütz

    Diese Übung aktiviert vornehmlich den Utriculus im Vestibularorgan, welches besonders durch Translationsbewegungen stimuliert wird.

    Der Patient stellt sich hüftbreit mit etwas Abstand von der Wand hin. Auf Augenhöhe befindet sich ein VOR-Tafel. Beide Arme sind nach vorne auf Brusthöhe ausgestreckt und die Hände werden schulterbreit an der Wand platziert. Instruieren Sie den Patienten, den Buchstaben in der Mitte der Tafel zu fixieren. In dieser Position werden 5-10 zügige Liegestützbewegungen ausgeführt. Der Buchstabe bleibt während der Übungsausführung stets klar und deutlich erkennbar.

    Der Fokus der Übung liegt auf der Aktivierung des Gleichgewichts. Wählen Sie daher einen Abstand zur Wand, der es dem Patienten ermöglicht, leicht und mit wenig Kraftaufwand einen Liegestütz durchzuführen.

    Das visuelle System – Orientierung und räumliche Wahrnehmung

    Das Vestibularsystem ist eng mit dem visuellen System verknüpft, das essenziell für die Gangstabilität ist. Es trägt zur räumlichen Orientierung bei und über das periphere Sehen lassen sich potenzielle Stolperfallen frühzeitig erkennen. Die Augen liefert dem Gehirn kontinuierlich Informationen über die Umgebung, Hindernisse und Bodenbeschaffenheit, was eine sichere Fortbewegung ermöglicht. Einschränkungen in der Sehfähigkeit, sei es durch altersbedingte Degeneration oder neurologische Erkrankungen, können das Sturzrisiko erheblich erhöhen.

    Das visuelle System umfasst die Retina, den Sehnerv, die Sehbahn und die Sehrinde. Visuelle Informationen werden von der Netzhaut aufgenommen, über den Sehnerv in den primären visuellen Kortex im Okzipitallappen weitergeleitet und dort verarbeitet. Zusätzliche Verschaltungen zum parietalen und temporalen Kortex ermöglichen die räumliche Orientierung und Bewegungsplanung.

    Im Kontext der Sturzprophylaxe sind auch folgende visuelle Funktionen relevant. Der Optokinetischer Reflex (OKR) stabilisiert das Bild auf der Netzhaut bei schnellen Bewegungen des Körpers oder der Umgebung. Der VOR-Reflex, wurde beim vestibulären System bereit angesprochen und spielt auch hier eine Rolle, da er Augenbewegungen mit Kopfbewegungen koordiniert, um das Sichtfeld stabil zu halten. Zusätzlich dienen Fixations- und Sakkadenbewegungen der schnellen Erfassung der Umgebung und der optimalen Nutzung des Gesichtsfeldes.

    Trainingsintervention – Sakkaden

    Blicksprünge (Sakkaden) sind eine der häufigsten Augenbewegungen im Alltag, um die Umgebung schnell zu erfassen und nach möglichen Hindernissen abzusuchen.

    Der Patient steht aufrecht und hält je einen Stift in der Hand. Die Stifte befinden sich auf Augenhöhe etwa eine Armlänge entfernt. Beide Stifte befinden sich im Blickfeld beider Augen. Der Blick ist geradeaus nach vorne gerichtet. Nun springen die Augen horizontal zwischen beiden Stiften hin und her. Wichtig ist, dass der Blicksprung erst dann erfolgt, wenn die Stiftspitze klar und deutlich erkennbar ist und der Kopf des Patienten zentriert bleibt. Die Wiederholungszahl liegt optimal zwischen 5 bis 10 Blicksprüngen.

    Blicksprünge lassen sich in 4 Bewegungsrichtungen durchführen: horizontal, vertikal und in beiden Diagonalen. Der Patient führt 5 bis 10 Blicksprünge durch.

    Alternativ lassen sich Blicksprünge auch mit sogenannten Sakkaden-Tafeln durchführen. Diese ermöglichen es, das Training mit unterschiedlichen Abständen und Weiten durchzuführen.

    Eine entscheidende Rolle spielt die Integration des visuellen Systems mit dem vestibulären und propriozeptiven System. Diese multisensorische Verarbeitung ermöglicht eine präzise Steuerung von Gleichgewicht und Haltung.

    Das Kleinhirn – Steuerzentrale für Koordination und Bewegung

    Das Kleinhirn (Cerebellum) ist maßgeblich an der Koordination motorischer Abläufe beteiligt. Es verarbeitet sensorische Impulse aus dem vestibulären und visuellen System und ermöglicht fein abgestimmte Bewegungen. Ein gut funktionierendes Kleinhirn ist entscheidend für schnelle Anpassungen an unerwartete Bewegungen, wie das Ausgleichen eines Stolperns. Ebenso wird es im Sport, insbesondere bei Disziplinen mit schnellen Richtungswechseln wie Tennis, Basketball oder Fußball, besonders gefordert.

    Verletzungen des Kleinhirns, wie sie nach einem Schlaganfall, bei degenerativen Erkrankungen oder nach Traumata auftreten können, beeinträchtigen die Bewegungssteuerung erheblich. Ebenso spielt es eine zentrale Rolle in der Rehabilitation nach Operationen oder Verletzungen, um die motorischen Fähigkeiten wie einen sicheren Gang wiederherzustellen.

    Trainingsinterventionen:

    Hand-Augen-Koordination: Übungen, wie das Werfen und Fangen von Bällen, fördern die cerebelläre Verarbeitung und verbessern reaktive Bewegungsmuster. Zusätzlich können komplexere koordinative Übungen wie das Jonglieren integriert werden, um die neuroplastischen Mechanismen des Kleinhirns weiter zu stimulieren.

    Doppelaufgaben: Durch das gleichzeitige Ausführen von motorischen und kognitiven Aufgaben (z. B. Gehen und Kopfrechnen) wird die cerebelläre Verarbeitung stark herausgefordert und die Anpassungsfähigkeit des Bewegungssystems verbessert.

    Fazit

    Ein wirksames Sturzpräventionsprogramm erfordert eine Integration des vestibulären, visuellen und cerebellären Bereichs. Durch gezielte Übungen für das Gleichgewicht, die Wahrnehmung und die Bewegungssteuerung lässt sich ein nachhaltiger Schutz vor Stürzen und deren Folgen erreichen. Diese gilt es, je nach Zielgruppe unterschiedlich zu gestalten. Therapeuten und Trainer sollten daher entsprechende Interventionen in das Behandlungskonzepte einbauen, um die Gangsicherheit zu verbessern und das Sturzrisiko zu minimieren.

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    Autoren

    Lisa Könings

    ist Diplom Oecotrophologin und ausgebildete Fitness- und Gesundheitstrainerin. Sie hat eine eigene Praxis in Bornheim/NRW und ist Mitinhaberin der Deutschen Akademie für Neuroperformance, einem Ausbildungsinstitut für neurozentriertes Training. Ihre Expertise der neurozentrierten Ernährungsberatung teilt sie in Einzelberatungen, online Kursen und Fortbildungen. www.eb-koenings.de

    Andreas Könings

    ist Ausbilder und einer der führenden Experten für neurozentriertes Training (Neuroathletik) in Europa. Er leitet die Deutsche Neuro-Akademie in Bornheim und arbeitet u. a. mit Spitzensportlern aus unterschiedlichen Bereichen, Trainern und Therapeuten sowie diversen Einsatzkräften zusammen.

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