Auswirkung von Hitze auf sportliche Leistung, Körpergewicht und Körpertemperatur.
Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen und damit die Hitze. Verstärkt wird diese Problematik, wenn noch hohe Luftfeuchtigkeit dazu kommt, wie bei der Leichtathletik-WM 2019 in Doha. Die Olympischen Spiele in Tokio werden bereits im Vorfeld als die heißesten Spiele der Geschichte gehandelt, weshalb ein Hitzemanagement essentiell sein kann, um die sportliche Leistung der Athleten im Wettkampf abzurufen und die Medaillenchancen zu erhöhen.
In den Untersuchungen von 83 Athleten (36 Frauen, 47 Männer) in den Disziplinen Marathon und Gehen (20 km und 50 km) wurden verschiedene Hydratations- und Kühlstrategien in feucht-heißen Umgebungsbedingungen während der Leichtathletik-WM in Doha erfasst. Dabei wurden der Verlust an Körpergewicht sowie die Kern- und Hauttemperatur (Tcore / Tsk) vor und nach dem Rennen gemessen und die Teilnehmer entsprechend ihrer Maßnahmen und Erfahrungen befragt. Selbstverständlich wurde auch die sportliche Leistung anhand der Zeitmessung und der Platzierung im Rennen dazugestellt.
Trinkstrategie notwendig – brachte aber nicht die erhofften Ergebnisse
Die meisten Athleten hatten eine Trinkstrategie (Elektrolyte (83 %), Kohlenhydrate (81 %)), die allerdings rein auf deren persönlichen Erfahrungen basierte. Dabei setzten mehr Männer als Frauen auf diese Strategie (91 % – 93 % vs. 67 % – 72 %, p ≤ 0,029). Allerdings hatte weder das Flüssigkeitsvolumen noch die Verwendung von Elektrolyten oder Kohlenhydraten einen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse, obwohl die Einnahme davon während des Wettkampfs bei Elite-Ausdauersportler weit verbreitet ist.
Effektive Maßnahmen wie Pre- und Dura-Cooling mit Kühlwesten
Deutlich mehr Athleten (80 %) als erwartet verwendeten Pre-Cooling Maßnahmen vor dem Rennen, wie Kühlwesten (53 %), kalte Handtücher (45 %), Halstücher (21 %) und Eis-Slurry (21 %) sowie Dura-Cooling-Maßnahmen, auch Percooling genannt, die während der Wettkämpfe durchgeführt wurden (93 %; Kopf-/Gesichtsübergießen (65 %) und Trinken von kaltem Wasser (52 %)). Fast alle Athleten (99 %), die Pre-Cooling Maßnahmen planten, setzten auch auf eine Kühlmaßnahme während des Rennens (Dura-Cooling). Die Anwendung von Kaltwasserimmersionen für die Beine war nicht mehr Mittel der Wahl. Diese Maßnahme reduzierte sich von 2015 zu 2019. Vermutlich ist dies auf die potenziell schädliche Auswirkung der Beinkühlung auf die Muskelfunktion zurückzuführen, die in Studien [2, 3] gefunden wurden. Die Spitzenplatzierungen und die Rangfolge der Athleten, die Kühlwesten (18 ± 4) und kalte Handtücher (17 ± 12) einsetzten war besser, als die derjenigen, die diese Maßnahmen nicht durchführten (26 ± 14 bzw. 25 ± 14, p < = 0,027). Ein niedrigerer Hauttemperaturwert (Tsk) vor dem Rennen korreliert laut den Untersuchungen mit einem schnelleren Rennen (r = 0,32, p = 0,046) und Athleten, die das Rennen abbrechen mussten, hatten vor dem Rennen einen höheren Tsk-Wert als die Finisher (33,8 °C ± 0,9 °C vs. 32,6 °C ± 1,4 °C, p = 0,014). Es wird vermutet, dass die Kühlung der Haut die kardiovaskuläre Belastung reduziert, indem sie den Temperaturgradienten zwischen Haut und Körperkern verbessert. Alle Strategien basieren überwiegend auf persönlichen Erfahrungen und zeigen, wie wichtig es ist, diese im Vorfeld außerhalb von Wettkämpfen zu erproben.
Einfache Kühlung in der Praxis
Bereits seit einigen Jahren arbeiten bereits Athleten des DLV, BDR, DRV, DHB, Triathleten sowie Boxer und internationale Fußballvereine mit dem deutschen Kühlsystem von E.COOLINE®. Kühlwesten, Handtücher, Halstücher und kühlende Kopfbedeckungen in Kombination mit der Cool-to-go (Eis) – Strategie ermöglichen es, Kühlung schnell und mobil sowie jederzeit verfügbar den Athleten für Pre-Cooling und Dura-Cooling Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Auch Regenerations-Sets sind erhältlich.
Literatur
[1] Racinais S, Ihsan M., Taylor L, et al., Br J Sports Med 2021; Epub:
10.1136/bjsports-2020-103613.
[2] Goulet EDB. Effective of exercise-induced dehydration on endurance performance: evaluating the impact of exercise protocols on outcomes using a meta-analytic procedure. Br J Sports Med 2013;47: 679 – 89.
[3] Racinais S, Nichols D, Travers G, et al. Health status, heat preparation strategies and medical events among elite cyclists who competed in the heat at the 2016 UCI road world cycling Championships in Qatar. Br J Sports Med 2020;54:1003 – 7
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie mit Zusatzbezeichnungen Sportmedizin, Physikalische Therapie,
Chirotherapie und Naturheilverfahren. Er gründete 2017 das Orthopädie Zentrum Theresie in München und war davor Chefarzt des Sportorthopädischen Instituts der Schön Klinik München-Harlaching. Er ist u.a. Leitender Verbandsarzt des Bob- und Schlittenverband für Deutschland e.V. (BSD), Ärztlicher Leiter im Lehrteam DOSB Sportphysiotherapie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vorsitzender des Vorstandes der Verbandsärzte Deutschland e.V.