Wann beginnen regenerative Therapien und sportmedizinische Behandlungen? Nicht erst mit der Injektion oder der ersten Stoßwelle, sondern mit einer abgestimmten, optimalen körperlichen, psychischen und sozialmedizinischen Vorbereitung auf medizinische Interventionen.
Gerade bei konservativ regenerativen Verfahren, im Speziellen bei Blutderivaten als Orthobiologische Therapie (PRP/ACP/ACS/BCS), ebenso bei USGET Elektrolyse, Stoßwellentherapie und Viskosupplementation wie Hylauronsäure, ist die gezielte Prehabilitation von wachsender Bedeutung und kann sich in Zukunft u.a. durch konkrete Ernährungsinterventionen und in Kombination mit specific exercise „immunology“ zu einem biologischen Booster entwickeln.
„Prepare your patient – and their biology.“ (siehe dazu Frank / Kim / Nüssler / Jacon. Outcome von Krebsoperationen. Deutsches Ärzteblatt 37/2022). Diese präzise und wahrscheinlich auch synergistische Verbindung wird ein Teil der Zukunft dieser regenerativen Therapien darstellen. Erfolg mit PRP entsteht nicht im Vakuum – Ernährung, Stoffwechsel, Exercise und die Entzündungssituation müssen als komplexes Zusammenspiel verstanden und gezielt beeinflusst werden.
Mehr dazu wird es in den kommenden Monaten in der sportärztezeitung, auf www.sportaerztezeitung.com sowie auf unserem youtube-health-Kanal geben. Hören Sie auf der Isokinetic Conference in Madrid (3.-5. Mai 2025) mehr zu der Thematik bei den Vorträgen und Workshops von Dr. Tobias Würfel und Dr. Alberto Schek.
1. Recovery and the immune system (Haunhorst et al.)
Körperliche Aktivität führt zu funktionellen Veränderungen des Immunsystems, insbesondere durch eine akute Verschiebung zirkulierender Immunzellen (Psczolla et al., 2017). So nimmt etwa die NK-Zell-Zytotoxizität belastungsabhängig zu – bedingt vor allem durch eine gesteigerte Anzahl zytotoxischer Zellen im Blut (Campbell & Turner, 2018b; Walsh et al., 2011). Parallel dazu kommt es zu einer transitorischen Freisetzung pro- (z. B. IL 1β, IL 6, TNF α) und antiinflammatorischer Zytokine (z. B. IL 1ra, IL 10) (Moldoveanu et al., 2000; Ulven et al., 2015). Besonders IL 6 steigt – abhängig von Intensität und Muskelmasse – teils um das 100-Fache (Pedersen & Fischer, 2007; Steensberg et al., 2002). Trotz seiner klassischen Rolle als proinflammatorischer Marker wirkt IL 6 im Kontext der Bewegung eher antiinflammatorisch, da es myogen freigesetzt wird und die TNF α-Ausschüttung hemmt (Starkie et al., 2003).
2. Nutrition and PRP composition (Platzer et al.)
Eine vergleichbare immunmodulatorische Beeinflussung zeigt sich auch durch das Ernährungsverhalten. In diesem Aufsatz wird die Variabilität von PRP analysiert und klinische Faktoren identifiziert, die die therapeutisch wichtigen Bestandteile beeinflussen könnten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Konzentrationen von Interleukin-6 (IL-6) im PRP von Veganern signifikant niedriger sind als bei Omnivoren, während die Konzentrationen von IGF-1 und Thrombozyten keine signifikanten Unterschiede aufweisen. Darüber hinaus wurde kein Einfluss des Blutentnahmezeitpunkts auf die analysierten Parameter festgestellt. Diese Erkenntnisse sind wichtig, um eine ausreichende Evidenz für die therapeutische Anwendung von PRP in der Orthopädie zu generieren und legen nahe, dass das Ernährungsverhalten eine bedeutende Rolle bei der PRP-Zusammensetzung spielt. Die Ernährung stellt somit eine potenziell relevante Variable für die Zusammensetzung von immunaktiven Blutprodukten dar.
https://link.springer.com/article/10.1007/s00132-023-04442-x
3. Optimisation of orthobiologic therapies through exercise, nutrition and dietary supplements (Montagnino et al.)
Lebensstilfaktoren bzw. deren Modifikation wie Bewegung, Ernährung und bestimmte Supplemente beeinflussen nachweislich die Qualität autologer Blutprodukte wie PRP sowie zellbasierter Therapien. Intensive körperliche Aktivität erhöht demnach nicht nur die Thrombozytenzahl, sondern verbessert auch deren Adhäsion und die Freisetzung regenerativer Wachstumsfaktoren. Gleichzeitig können entzündungsarme Diäten die Aktivität der Thrombozyten steigern, während Stress, hoher Zuckerkonsum oder Hypercholesterinämie entzündliche Prozesse fördern und die Qualität des PRP negativ beeinflussen. Auch die Funktion mesenchymaler Stromazellen (MSC), etwa hinsichtlich Seneszenz, Replikation und Differenzierung, reagiert empfindlich auf Bewegung, Kalorienrestriktion und Mikronährstoffe. Die Autoren betonen die biologische Plausibilität dieser Zusammenhänge, fordern weitere translationale Studien zur Quantifizierung des Effekts und eine stärkere Integration dieser Erkenntnisse in individualisierte Therapieansätze.
https://doi.org/10.1002/pmrj.13320
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnung Spezielle orthopädische Chirurgie, Sportmedizin, Manuelle Medizin sowie Sportosteopathie DO. Er ist Chefarzt der Paracelsus Sportmedizin & Prävention Bremen im Wohninvest Weserstadion, offizieller Medical Partner des SV Werder Bremen, Mannschaftsarzt des Deutschen Hockey Bundes und wiss. Beirat der sportärztezeitung.
ist Diplom Sportwissenschaftler und hat einen Professional Master´s Degree in Sports Medicine. Er ist Verleger der sportärztezeitung.