Die digitale Volumentomografie (DVT) ist eine moderne Bildgebungstechnik, die es ermöglicht, dreidimensionale hochauflösende (3D-Bilder) Darstellungen von anatomischen Strukturen zu erstellen. Dabei kommen ein dreidimensionales Nutzstrahlenbündel (Cone-Beam)
und ein Flächendetektor zum Einsatz, die durch eine große Anzahl von Projektionsaufnahmen bei einer Rotationsbewegung um den Patienten ein 3D-Volumen des zu untersuchenden Körperteils berechnet.
Im Vergleich zu herkömmlichen Röntgenaufnahmen bietet die DVT eine bessere räumliche Auflösung und Kontrastauflösung. Es ermöglicht eine detaillierte Darstellung der anatomischen Strukturen und im Vergleich zu CT-Aufnahmen eine geringere Strahlenbelastung für den Patienten. Sie ermöglicht eine genaue Beurteilung von Knochenbrüchen, Bänderverletzungen und Gelenkschäden. Durch die 3D-Bildgebung können auch komplexe Frakturen und anatomische Varianten genau lokalisiert und beurteilt werden. Ein großer Vorteil des Gerätes, das wir in unserer Praxis nutzen (NewTom 7G), ist die Möglichkeit, das gesamte Skelettsystem – einschließlich der Wirbelsäule – für diagnostische, aber auch interventionelle Zwecke zu nutzen.
Implantatplanung und -überwachung
Besonders bei Sportlern mit komplexen Verletzungen oder Deformitäten ist eine präzise Planung von orthopädischen Eingriffen entscheidend. Die 3D-Rekonstruktionen ermöglichen es dem Chirurgen, die optimale Positionierung von Implantaten genau zu planen. Dies führt zu besseren Ergebnissen und kürzeren Operationszeiten. Nach orthopädischen Eingriffen oder Verletzungen kann die DVT verwendet werden, um den Heilungsprozess zu überwachen und den Erfolg der Behandlung zu beurteilen. So können Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Beurteilung von Muskel-Skelett-Veränderungen
Die DVT kann auch zur Beurteilung von Muskel-Skelett-Veränderungen wie Knochennekrose; Arthrose und Osteoporose eingesetzt werden. Durch die hochauflösenden Bilder können Veränderungen im Gewebe frühzeitig erkannt und behandelt werden. Mit dem gekoppelten Navigationssystem Atlas 4D eröffnet das Gerät zahlreiche weitere Betätigungsfelder, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule, aber auch an den Gelenken:
- Periradikuläre Therapie (PRT)
- PRP-Injektion in Gelenke
- Facettengelenksinjektion
- Epidurale Injektion
- Denervation
- Kontrollierte Schmerztherapie
- Ablation und Dekompression durch Thermo oder Cryo
- Biopsie
Obwohl die DVT viele Vorteile bietet, gibt es auch einige potenzielle Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen. Eine Hürde kann z. B. der hohe Anschaffungspreis des Geräts für kleinere medizinische Einrichtungen darstellen, die möglicherweise nicht über die finanziellen Ressourcen verfügen, um es zu erwerben. In Bezug auf zukünftige Entwicklungen ist zu erwarten, dass die Bildgebungstechnologie weiterhin Fortschritte machen wird, wodurch DVT-Geräte noch leistungsfähiger und vielseitiger werden. Z. B. könnten Verbesserungen in der Software zur Bildanalyse die Automatisierung von Diagnoseprozessen ermöglichen, was die Effizienz weiter steigern würde. Darüber hinaus könnten Integrationen mit anderen Technologien wie künstlicher Intelligenz dazu beitragen, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Diagnosen zu verbessern.
Fazit
Die digitale Volumentomografie ist ein äußerst wertvolles Instrument und eine wegweisende Technologie in der Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, welche die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates auf ein neues Niveau hebt. Mit ihrer Fähigkeit zur präzisen 3D-Bildgebung, geringen Strahlenbelastung und schnellen Bildgebung (nur wenige Sekunden Untersuchungszeit) bietet das System zahlreiche Vorteile für Ärzte und Patienten. Verletzungen des Bewegungsapparates können so genau lokalisiert und beurteilt werden, was zu einer verbesserten Diagnose und Behandlung führt.
Während einige Herausforderungen bestehen, insbesondere in Bezug auf die Kosten und die Schulung des medizinischen Personals, ist zu erwarten, dass die DVT weiterhin eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Patientenversorgung in der Sportmedizin spielen wird, unterstützt durch fortlaufende technologische Entwicklungen und Forschung. Ergänzt um die komplementäre MRT-Diagnostik kann so eine umfassende Lösung für den Patienten in der Skelettdiagnostik bei schneller Verfügbarkeit und geringem Aufwand in der Praxis angeboten werden.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnungen u.a. für Sportmedizin, Chirotherapie und Kinderorthopädie. Er ist Praxispartner im Orthopädischen Zentrum Darmstadt, war von 2016 bis 2018 Teamarzt des SV Darmstadt 98 und ist seit 2020 Mitglied des medizinischen Teams des Hessischen Leichtathletikverbandes e.V.