Bandverletzungen am Sprunggelenk sind häufig, was sich in mehr als einer Millionen Arztbesuche pro Jahr weltweit und täglich 8.000 OSG-Distorsionen in Deutschland niederschlägt. Ein Großteil davon ist sportbedingt und sowohl für den Sportler als auch für den Verein ist ein möglichst schnelles Ausheilen der Verletzung von großem Interesse.
Neben dem klassischen PECH-Schema finden häufig auch Salben zur Abschwellung und Schmerzreduktion Verwendung, insbesondere da orale NSAR ein nicht unerhebliches Nebenwirkungs-/Komplikationsprofil aufweisen und zu dem in letzter Zeit auch aufgrund der zu starken Entzündungshemmung statt -auflösung weniger eingesetzt werden. Der letzte Punkt gilt auch für topische NSAR wie z. B. Diclofenac-Gel, dem bisherigen Goldstandard. Aktuell wird sich mehr und mehr auf die beschleunigte Entzündungsauflösung fokussiert, statt die damit verbundenen Entzündungswege unphysiologisch z. B. mit NSAR zu hemmen. Traumeel-Gel ist ein etabliertes Komplexpräparat bestehend aus 14 natürlichen Komponenten, das diese entzündungsauflösenden Wege auf mehreren Ebenen unterstützt. Die vorliegende Studie sollte die Wirksamkeit und Sicherheit von Traumeel Gel (Traumed) im Vergleich zu Diclofenac und Placebo untersuchen.
Methodik
Es handelt sich um eine multizentrische, prospektive, randomisierte, doppelblinde konfirmatorische Studie mit 3 Armen. Untersucht wurden die Auswirkungen einer siebentägigen topischen Behandlung mit den beiden genannten Wirkstoffen und Placebo bei akuten Bandverletzungen Grad 1 und 2 am Sprunggelenk. 3 g der verblindeten Präparate wurden 3x täglich 7 Tage lang aufgetragen. Der Krankheitsverlauf wurde insgesamt 14 Tage dokumentiert. Aufgrund der frischen Verletzung erhielten alle Teilnehmer einen elastischen Verband und für 4 Tage wurde die Verwendung von Gehstützen empfohlen. Ab dem 7. Tag wurde bei Grad 2 Verletzungen gegebenenfalls auch eine semi-rigide Orthese verwendet. Bis zu 3 Elemente der Pechbehandlung durften verwendet werden.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass Traumeel Gel bezüglich der Schmerzreduktion nach 4 und 7 Tagen gegenüber Placebo überlegen, gegenüber Diclofenac-Gel nicht unterlegen bzw. sogar überlegen war. Auch die VAS-Werte bei passiver Bewegung verbesserten sich signifikant im Vergleich zu Placebo-Gel und Diclofenac-Gel. Tr14 Gel verbesserte die absoluten VAS-Werte für Schmerzen im Ruhezustand während der Studie im Vergleich zu Placebo-Gel. Im Vergleich zu Diclofenac war Tr14 nicht unterlegen. Die Gelenkfunktion (FAAM ADL) zeigte eine signifikante Verbesserung nach Anwendung von Traumeel Gel im Vergleich zu Placebo-Gel und war nicht unterlegen gegenüber Diclofenac-Gel.
Für die Schmerzen bei passiver Bewegung betrug die Zeit bis zur 50 %-igen Verbesserung 6,0 Tage in der Traumeel-Gel-Gruppe und 7,1 Tage in der Placebo-Gel-Gruppe. Im Vergleich Traumeel vs. Diclofenac betrug die Zeit bis zur 50 %-igen Verbesserung 6,0 Tage bzw. 7,0 Tage. Für Schmerzen im Ruhezustand betrug die Zeit bis zur 50 %-igen Verbesserung 4,0 Tage in der Traumeel-Gel-Gruppe und 6,0 Tage in der Placebo-Gel-Gruppe, der Vergleich Traumeel vs. Diclofenac zeigte einen ähnlichen Unterschied (4:6 Tage), der jedoch nicht signifikant war. Somit waren die Patienten mit Traumeel Gel im Schnitt schneller signifikant schmerzreduziert.
Sicherheit
Bei 18 der 625 Patienten traten 20 Nebenwirkungen eher geringen Ausmaßes, auf, wovon die häufigsten nicht Präparat assoziierte Symptome wie Kopfschmerzen und trockene Haut waren. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Studienarmen waren eher auf zufällige Variationen zurückzuführen.
Kommentar
Die Studie zeigt, dass Traumed Gel eine statistisch signifikante Schmerzlinderung bewirkt, die sogar klinische Relevanz hat. Die Studie bestätigt den aktuellen Trend in der Sportmedizin, dass es bei Verletzungen weniger darauf ankommt, die Entzündungsentstehung zu hemmen, sondern vielmehr die physiologische und für den Körper notwendige Entzündungsreaktion unterstützend wieder rascher aufzulösen. Daher sollten NSAR möglichst nur in der Initialphase der Verletzung gegeben werden, wenn überhaupt erforderlich, um dann die Entzündungsauflösung und somit die Heilung nicht zu verzögern.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie mit den Zusatzbezeichnungen Sportmedizin, Chirotherapie, Akupunktur und Sozialmedizin. Er ist leitender Arzt der Reha-Zentren in Bietigheim-Bissingen, Crailsheim und Pforzheim-Birkenfeld mit Privatpraxis (www.drlukas.de). Er ist Mannschaftsarzt der Hakro Merlins Crailsheim, 1. Vorsitzender der Deutschen Basketballärzte e.V. (BasketDocs), Verbandsarzt des BBW und wiss. Beirat der sportärztezeitung.