Neben der Anamnese, klinischen Untersuchung, Röntgen, Ultraschalldiagnostik, neuerlich auch EMG und Thermographie, ist die MRT-Diagnostik ein wichtiger diagnostischer Pfeiler zur näheren Untersuchung von Sportverletzungen. Oft ist die schnelle Verfügbarkeit dieses diagnostischen Verfahrens selbst in einem hoch entwickelten Land wie Deutschland nicht immer gegeben.
Jeder im Sport arbeitende Arzt hat dieses Problem schon kennengelernt. Trainer, Presse und besonders der Sportler selbst „brauchen“ die schnelle Auskunft über das Ausmaß der Verletzung und die damit verbundenen Ausfallzeiten. Die schnell und sicher gestellte Diagnose mithilfe der oben genannten Untersuchungsmethoden inkl. der MRT ermöglicht den zügigen und zielsicheren Beginn der Rehabilitation und verkürzt damit die Ausfallzeiten des Athleten. Einige finanziell potente Vereine im Fußball, Handball, Basketball und anderen Sportarten können sich eigene Scanner leisten. Diese Möglichkeit haben aber nur wenige Vereine. Hier kann die Renaissance der MRT Niederfeld-Technik Vereinen mit geringen finanziellen Möglichkeiten neue Perspektiven eröffnen.
Vorteile Niederfeld-Technik
In den letzten Jahren ging der allgemeine „Trend“ der MRT-Diagnostik in Richtung der Hochfeldtechnik. Feldstärken zwischen 1,5 T und 3,0 T sind Standard in Deutschland. Inzwischen hat die Niederfeldtechnik bezüglich der Bildqualität allerdings erheblich aufgeholt. Eine erstaunlich gute Bildqualität konnte durch neue Spulensysteme und insbesondere stark verbesserte Nachbearbeitungsmethoden mithilfe der künstlichen Intelligenz erreicht werden. Dies verbunden mit erheblichen Vorteilen gegenüber der Hochfeldtechnik. Geringere Anschaffungskosten, kein Heliumverbrauch, geringere Energiekosten, deutlich geringere bauliche Anforderungen z. B. bei der Klimatechnik und der Konstruktion der Hochfeldabschirmung sind einige Aspekte, die die Niederfeldtechnik finanziell sehr interessant machen. Diese Vorteile machen die MRT-Diagnostik auch für finanziell weniger potente Vereine oder Zusammenschlüsse von mehreren Vereinen oder MVZs erschwinglich. Selbst eine Containerlösung mit vereinseigenem Branding ist problemlos möglich. Vorteile dieser Technik existieren aber auch für Patienten. So beispielsweise durch eine erheblich größere Bohrung, die die MRT-Diagnostik auch für klaustrophobe Patienten spürbar angenehmer gestaltet. Diagnostisch interessant ist auch die deutlich geringere Artefaktbildung bei der Untersuchung von Körperregionen, in denen Gelenksprothesen oder Osteosynthesematerialien eingesetzt wurden. Hier können auch in Grenzbereichen sonst nicht erkennbare Strukturen gut erkannt werden. Durch die technische Weiterentwicklung hat sich die Niederfeldtechnik also aus der Aschenputtelrolle heraus entwickelt.
Bedienerfreundlichkeit als essenzielle Entwicklung
Eine finanziell attraktive Maschine ist aber nichts wert, wenn es immer schwieriger wird, Menschen zu finden, die diese Maschinen bedienen können. So kennt inzwischen nahezu jede Branche in Deutschland das Thema des Fachkräftemangels. Eine Medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) zur Bedienung eines MRT Gerätes zu finden, gestaltet sich als sehr schwierig. Das hat die Industrie erkannt und die Bedienerfreundlichkeit der Geräte erheblich verbessert. Durch die Anlage von gut durchdachten, standardisierten Untersuchungsprotokollen, die – abgestimmt auf die Fragestellung – mehr oder weniger automatisiert ablaufen, ist die Bedienbarkeit solcher Maschinen erheblich vereinfacht worden. Solche Geräte können auch von anderen medizinischen Hilfsberufen, wie z. B. medizinischen Fachangestellten (MFA) oder Medizinstudenten nach kurzer Einarbeitungsphase bedient werden. Einige Firmen, so auch Siemens Healthineers aus Erlangen, ermöglichen die Zuschaltung eines Medizinisch-technisch-radiologischen Assistenten (remote Verfahren) im Falle von komplizierteren Fragestellungen. Diese unterstützen dann die jeweiligen Assistenten am Gerät bei der Durchführung komplexerer Untersuchungen.
Präzise und passende Diagnose
Die präzise und schnelle Befundung der angefertigten Bilder ist wesentlicher Bestandteil bei der MRT-Diagnostik im Sport. Die schnelle Verfügbarkeit eines Scanners ist nichts wert, wenn nicht sofort nach Anfertigung der Bilder sowohl der behandelnde Arzt als auch der hinzugezogene Radiologe miteinander schnell und präzise die passende Diagnose stellen, um zügig die erforderlichen therapeutischen Maßnahmen zielgerichtet einzuleiten. Auch hier gibt es inzwischen intelligente, gut funktionierende Lösungen. Befund 24, eine Tochterfirma von Siemens Healthineers, ermöglicht die kurzfristige konsiliarische Begutachtung durch qualifizierte Radiologen, in diesem Falle Ärzte der radiologischen Abteilung der Charité in Berlin. Teleradiologisch werden die angefertigten Bilder kurzfristig begutachtet und mit dem Kliniker besprochen. So werden die fachkundige Meinung eines erfahrenen Radiologen und die Untersuchungsergebnisse des Klinikers diskutiert und in einem Befund zusammengeführt (Vier-Augen-Prinzip). Dieses Procedere führt zu einem schnellen und für den Patienten ausgesprochen sicheren Ergebnis.
Wirtschaftlichkeit und gesetzlich vorgeschriebene Archivierung
Diese komplette Lösung eines finanziell attraktiven, bedienungsfreundlichen, modernen Scanners in Kombination mit schneller Verfügbarkeit von kompetenter Befundung ist für den Athleten und den sportmedizinisch tätigen Arzt eine attraktive Lösung. Natürlich kann ein solcher Scanner nicht allein durch die Untersuchung von Sportlern kostendeckend betrieben werden. Neben der Untersuchung der von ihm betreuten Sportler kann der Sportarzt auch seine privatversicherten Patienten entsprechend des oben geschilderten Verfahrens untersuchen und befunden lassen. Ein letzter, aber wichtiger Aspekt der MRT-Diagnostik ist die gesetzlich vorgeschriebene Archivierung. Diese wird von Befund 24 mit einem automatisierten Vorgang rechtskonform gewährleistet. Weltweit erstmalig wurde dieses Gesamtkonzept kürzlich in Münster in der Raphaelsklinik installiert und in Betrieb genommen. Dieses Projekt, genannt „ORAX“ bewährt sich schon jetzt mit der Möglichkeit, direkt am Spieltag kernspintomografische Untersuchungen durchzuführen, mit anschließender interdisziplinärer Befundung mit den Kollegen der Charité. Sowohl bei der Betreuung unserer Athleten als auch im Praxisalltag ein bereicherndes diagnostisches Tool.
Unsere Erfahrungen teilen wir gerne mit Kollegen, die Interesse und Freude an interdisziplinärer Zusammenarbeit haben und sich eine schnelle, sichere Diagnostik bei ihren Patienten und insbesondere der betreuten Athleten wünschen.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Inhaber einer orthopädischen Praxis mit Schwerpunkt Sport-Orthopädie in Münster. Außerdem ist er Vereinsarzt des SC Preußen Münster, Mannschaftsarzt der U16 DFB-Nationalmannschaft und wiss. Beirat der sportärztezeitung.