Die aktuelle AWMF S2k Leitlinie Gonarthrose bedarf einer Aktualisierung zum Jahresende. In den letzten vier Jahren hat die Leitlinie einen breiten Anklang gefunden und wurde intensiv und kontrovers diskutiert. Aus den Diskussionen wurde ersichtlich, dass sich Ärzte und Angehörige der Gesundheitsfachberufe, genauso wie Patienten mit den Empfehlungen auseinander gesetzt haben.
Die Überarbeitung der Leitlinie stützt sich ganz wesentlich auf die aktuelle Version. An den Basisempfehlungen für einen Therapiealgorithmus zur Patientenführung und -therapie wird sich nichts ändern: Die Lebensqualität und Mobilität kann durch allgemeine Maßnahmen, wie z. B. Aufklärung, Information und Beratung von Patienten über sinnvolle Verhaltensmaßnahmen verbessert werden. Die Patienten müssen motiviert werden und sollen sich an der Behandlung beteiligen sowie Behandlungsverantwortung mitübernehmen. Die Therapieangebote sind immer individuell und multimodal zu gestalten. Zu Beginn werden konservative Maßnahmen, Bewegungstherapie als Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining durchgeführt, eine Gewichtskontrolle gehört immer zu einer Therapie. Neuerungen werden sich hinsichtlich des Managements der Basismaßnahmen ergeben.
Die Therapiealternativen, die nach konsequenter Durchführung der Basismaßnahmen infrage kommen, müssen hingegen neu bewertet werden. Das bedeutet natürlich eine Diskussion der neuesten Literatur und die Bewertung der Empfehlungen. Bislang ließ sich eine Vielzahl von Therapien, die bereits eine breite Anwendung haben, aufgrund der Datenlage nicht einschätzen oder konnten nicht empfohlen werden. Meistens fehlten methodisch hochwertige Studien, die eine Wirksamkeit bzw. Nicht-Wirksamkeit vieler Interventionen bei Gonarthrose nachweisen konnten. In den letzten Jahren sind zahlreiche Artikel zur medikamentösen Therapie erschiene, z. B. zur Bedeutung der Co-Morbiditäten bei der Gabe von konventionellen Schmerzmitteln oder zur Wirksamkeit von Hyaluronsäure und Plättchen reichem Plasma oder aber auch zum Einsatz von Phytopharmaka.
Weiterhin werden auch neue Themen in die überarbeitete Version aufgenommen. Es soll die Bedeutung der Früharthrose und der präarthrotischen Deformität thematisiert werden. Meniskusverlust, fokale Knorpeldefekte oder Gelenkfrakturen spielen in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle. Das bedeutet auch, dass die Prävention und die Progression einer Gonarthrose einen größeren Raum in der Leitlinie einnehmen werden. In dem Kapitel Gelenk-erhaltende und -ersetzende Operationen werden die einzelnen Therapieoptionen genauer dargestellt und insbesondere mit ihren Risiken und Aussichten gegenüber gestellt. Auch wenn bei der aktuellen Leitlinie viel Wert auf eine gute Lesbarkeit für Patienten gelegt wurde, soll das in der aktualisierten Version verbessert werden. Insbesondere soll, wo immer möglich, eine Effektstärke der einzelnen Therapien dargestellt und diskutiert werden, um den Patienten einen Vergleich der einzelnen Therapien zu ermöglichen.
Autoren
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnung Physikalische Therapie. Er ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus in Ludwigshafen und koordiniert die Leitlinie Gonarthrose.