Diabetes mellitus (DM) verursacht ein alarmierendes globales Gesundheitsproblem [1]. Die Krankheit ist häufig mit verschiedenen Begleiterkrankungen und sekundären Komplikationen verbunden, was neben dem Leid der Patienten auch zu einer erheblichen wirtschaftlichen Belastung führt [2]. Schätzungen zufolge waren im Jahr 2024 weltweit etwa 589 Millionen Menschen betroffen und diese Zahl wird in den kommenden Jahren dramatisch weiter ansteigen [3].
Allein in Deutschland leben aktuell mindestens 9 Millionen Menschen mit DM [4]. Mehr als 90 % der Patienten sind Menschen mit Typ-2 DM. Durch Lebensstilveränderungen können bei ihnen zahlreiche positive Effekte erzielt werden, u. a. eine verbesserte glykämische Kontrolle [5]. In einigen Fällen, vor allem, wenn die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist, können diese sogar zu einer Remission der Krankheit führen [6]. Daher sind eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung als wirksame Behandlungsmethoden unbedingt zu empfehlen [7].
Ernährungsweisen und Trainingsprogramme
Es gibt verschiedene Ernährungsweisen, die zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle (HbA1c), der Insulinsensitivität oder der Beta-Zell-Funktion diskutiert werden, darunter u. a kohlenhydratarme Ernährungsweisen, fettreduzierte Ernährungsweisen, eine mediterrane Ernährung sowie verschiedene energierestriktive Diäten. Es besteht weiterhin Uneinigkeit darüber, welche Ernährungsweise am effektivsten für das Management von Typ-2 DM ist [8]. Neben Änderungen im Ernährungsverhalten ist regelmäßige körperliche Bewegung ein etablierter Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit von Menschen mit Typ-2 DM [9]. Es stellt sich die Frage, wie Ernährungsweisen und Trainingsprogramme am besten kombiniert werden können, um positive Gesundheitseffekte in diesem Patientenkollektiv zu maximieren.
In einer kürzlich veröffentlichten systematischen Arbeit haben wir Studien eingeschlossen, die unterschiedliche Ernährungsweisen mit dem gleichen Sportprogramm bei Menschen mit Typ-2 DM kombiniert haben [10]. Energierestriktive low-carb Ernährungsweisen mit entweder high-fat oder high-protein Anteilen zeigten überlegende Effekte bzgl. einiger Outcomes (Medikamentendosis, Lipidprofil, Wohlbefinden) gegenüber Ernährungsweisen mit höherem Kohlenhydratanteil (bei reinen Ausdauer- oder Kraft- und Ausdauertrainings mit moderaten Intensitäten). Weitere Ernährungsweisen im direkten Vergleich und in Kombination mit Sport müssen noch erforscht werden. Bei kalorienrestriktiven Diäten, wie ebenso bei der Behandlung mit Inkretin-Mimetika zur Gewichtsreduktion, können gezielte Sportinterventionen (insbesondere Krafttrainingsprogramme) den Verlust von Muskelmasse (der bei Gewichtsabnahmen durch Kalorienrestriktion üblicherweise mit einhergeht) deutlich reduzieren oder sogar verhindern [11]. Gerade für Menschen mit Typ-2 DM ist das ein wichtiger Punkt, denn in den Muskel wird ein Großteil der resorbierten Glukose aufgenommen. Mehr Muskelmasse bedeutet hier also eine gesteigerte Möglichkeit für eine schnelle und effektivere Glukoselöschung. Eine ausreichende Proteinzufuhr ist mitentscheidend, um die Effekte von Krafttraining zu optimieren [12].
Ein anderer vielversprechender Ansatz ist es, den Konsum von Superfoods und Sport gezielt zu kombinieren. So kann z. B. die Aufnahme von bestimmten Lebensmitteln, z. B. mit hohem (Poly-)Phenolgehalt und entsprechend starker antioxidativer Wirkung (wie z. B. bei Aroniabeeren), positive Effekte auf die chronische Inflammation und Glukosehomöostase bei Menschen mit Typ-2 DM haben [13]. Beim Sport ist vor allem das Timing entscheidend. Sport-induzierte transiente Anstiege im oxidativen Stress sind wichtig, um Trainingsanpassungen auszulösen. Der Konsum stark antioxidativer Lebensmittel könnte sich bei zu enger zeitlicher Nähe zur Trainingsbelastung daher auch negativ auf Langzeitanpassungen auswirken [14]. Mit Sport können sich auch regenerationsfördernde und anabole Wirkungen einiger Superfoods verstärkt zeigen. Wir haben in einer Pilotstudie kürzlich die Effekte des täglichen Trinkens eines Rote-Beeren-Saftes mit hohem Aroniaanteil während einer Kraft- / Ausdauertrainingsintervention bei Personen mit Prä-Diabetes untersucht. Bereits nach zwei Wochen zeigten sich hier Vorteile für die Muskelmasse im Vergleich zum Placebo-Getränk [15].
Fazit und Ausblick
Bei Lebensstilinterventionen für Menschen mit Typ-2 DM hat gerade die Kombination aus Ernährung und Sport großes Potenzial. Low-carb Ernährungsweisen gemeinsam mit Sport versprechen derzeit in direktem Vergleich mit klassischer Makronährstoffverteilung die meisten positiven Effekte. Man muss jedoch bedenken, dass es zu den Kombieffekten von vielen anderen Ernährungsweisen und Sport in diesem Kollektiv derzeit kaum verfügbare Studien (mit Direktvergleich von verschiedenen Ernährungsweisen bei gleicher Sportintervention) gibt. Bei angestrebten Gewichtsreduktionen sollte zu diätischen oder pharmakologischen Maßnahmen Krafttraining erfolgen, um den Verlust von Muskelmasse zu reduzieren oder sogar zu verhindern. Eine ausreichende Zufuhr an Proteinen ist in diesem Kontext wichtig. Bestimmte Superfoods zuzuführen und Sport zu treiben kann ebenfalls für einige Outcomes besonders effektiv sein. Weitere Studien sind nötig, kombinatorische Effekte von Ernährung und Sport bei Menschen mit Typ-2 DM zu erforschen.
Literatur
1 International Diabetes Federation. IDF Diabetes Atlas 11th Edition; International Diabetes Federation: Brussels, Belgium, 2025.
2 Tomic D, Shaw JE, Magliano DJ. The burden and risks of emerging complications of diabetes mellitus. Nat Rev Endocrinol 2022; 18: 525–539.
3 Kiran, SR, Sureka, RK. Prevalence of diabetes mellitus and its associated comorbidities: A population based study. Int J Community Med Public Health 2024; 11: 2085–2090.
4 Deutsche Diabetes Gesellschaft. Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2024—Die Bestandsaufnahme; Deutsche Diabetes Gesellschaft: Berlin, Germany, 2023.
5 Magkos F, Hjorth MF, Astrup A. Diet and exercise in the prevention and treatment of type 2 diabetes mellitus. Nat Rev Endocrinol 2020; 16: 545–55.
6 Lean ME, Leslie WS, Barnes AC, Brosnahan N, Thom G, McCombie L, Peters C, Zhyzhneuskaya S, Al-Mrabeh A, Hollingsworth KG, Rodrigues AM, Rehackova L, Adamson AJ, Sniehotta FF, Mathers JC, Ross HM, McIlvenna Y, Stefanetti R, Trenell M, Welsh P, Kean S, Ford I, McConnachie A, Sattar N, Taylor R. Primary care-led weight management for remission of type 2 diabetes (DiRECT): an open-label, cluster-randomised trial. Lancet 2018;10: 541-551.
7 Esefeld K, Kress S, Behrens M, Zimmer P, Stumvoll M, Thurm U, Gehr B, Halle M, Brinkmann C. Diabetes, Sports and Exercise. Exp Clin Endocrinol Diabetes 2025; 133: 343-353.
8 Papamichou D, Panagiotakos DB, Itsiopoulos C. Dietary patterns and management of type 2 diabetes: A systematic review of randomised clinical trials. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2019; 29: 531–543.
9 Garcia SP, Cureau FV, Iorra FQ, Bottino LG, R C Monteiro LE, Leivas G, Umpierre D, Schaan BD. Effects of exercise training and physical activity advice on HbA1c in people with type 2 diabetes: A network meta-analysis of randomized controlled trials. Diabetes Res Clin Pract 2025; 221: 112027.
10 Amerkamp J, Benli S, Isenmann E, Brinkmann C. Optimizing the lifestyle of patients with type 2 diabetes mellitus – Systematic review on the effects of combined diet-and-exercise interventions. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2025; 35: 103746.
11 Gross K, Brinkmann C. Why you should not skip tailored exercise interventions when using incretin mimetics for weight loss. Front Endocrinol (Lausanne) 2024; 15: 1449653.
12 Morton RW, Murphy KT, McKellar SR, Schoenfeld BJ, Henselmans M, Helms E, Aragon AA, Devries MC, Banfield L, Krieger JW, Phillips SM. A systematic review, meta-analysis and meta-regression of the effect of protein supplementation on resistance training-induced gains in muscle mass and strength in healthy adults. Br J Sports Med 2018; 52: 376–384.
13 Simeonov SB, Botushanov NP, Karahanian EB, Pavlova MB, Husianitis HK, Troev DM. Effects of Aronia melanocarpa juice as part of the dietary regimen in patients with diabetes mellitus. Folia Med 2002; 44: 20–23.
14 Margaritelis NV, Theodorou AA, Paschalis V, Veskoukis AS, Dipla K, Zafeiridis A, Panayiotou G, Vrabas IS, Kyparos A, Nikolaidis MG. Adaptations to endurance training depend on exercise-induced oxidative stress: exploiting redox interindividual variability. Acta Physiol (Oxf) 2018; 222
15 Valder S, Schick F, Pietsch N, Wagner T, Urban H, Lindemann P, Riemer L, Quenzer S, Herdegen V, Diel P, Isenmann E, Brinkmann C. Effects of two weeks of daily consumption of (poly)phenol-rich red berry fruit juice, with and without high-intensity physical training, on health outcomes in individuals with pre-diabetes mellitus. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2025: 104121.
Autoren
ist Sportwissenschaftler und Biologe. Er ist Professor für Fitness und Gesundheit an der IST Hochschule Düsseldorf, Leiter der Arbeitsgruppe „Integrative und experimentelle Sporttherapie bei Diabetes mellitus und Adipositas“ an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS). Professor Brinkmann forscht zu Lebensstilinterventionen, Stoffwechsel und Wearable Technologien.
(Stand 2025)