Training und Regeneration sind die Schlüssel zum Erfolg in nahezu allen Sportarten. Im Spitzensport sind alle Nationen seit Jahren dabei, eine Erfolgsformel für Ihre Sportler zu ermitteln. Die Variable „Training“ wird seit mehr als 100 Jahren intensiv erforscht. Die Naturwissenschaften liefern alle paar Jahre wieder neue Erkenntnisse, wie Training noch besser dosiert, gesteuert, individualisiert und optimiert werden kann. So gibt es mittlerweile schon individuelle Trainingsempfehlungen unter Berücksichtigung von genetischen Merkmalen und Körpertypen. Das Training ist damit eine vielfach erforschte Variable, während dem Thema Regeneration bisher weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Da alle Athleten unterschiedliche Körpertypen, Körpermerkmale und nicht zuletzt auch Vorlieben bzw. Abneigungen haben, fällt es oftmals schwer, allgemeingültige Empfehlungen für die Optimierung und Beschleunigung der Regeneration zu geben.
Reboots Recovery Boots im Leistungssport
Im Dezember 2018 fand die Eishockey WM U20 Division I in Füssen statt. Dort wurden die deutschen Nationalspieler rund um die Uhr von der Universität Bochum untersucht und begleitet. Während der gesamten Vorbereitung und während des Turniers wurde zum ersten Mal das Prinzip von Recovery Boots mit dem System von Reboots unter der fachlichen Anleitung von Dr. Lutz Graumann und Dipl. SpoWI. Marcel Andrä eingesetzt. Bei der Funktionsweise von Recovery Boots handelt es sich um die systematische und kontrollierte Anwendung von Druck durch aufblasbare Arm-, Bein- und Hosenmanschetten. Durch das Aufpumpen externer Manschetten in einer bestimmten sequenziellen Abfolge wird der venöse und arterielle Blutfluss erhöht. Die Kompression, also die Ausübung von zirkulärem Druck auf die Extremitäten, soll die erste Phase der Regeneration beschleunigen.
In einer Studie, die im Journal of Functional Morphology and Kinesiology [1] veröffentlicht wurde, führten insgesamt 52 Basketball- und Handballspieler nach dem Wettkampf ein spezifisches Erholungsprotokoll durch. Es umfasste Recovery Boots, sequentiell 20 Minuten bei 200 mmHg, und Kaltwasseranwendungen (CWI), kontinuierlich 12 Minuten bei 12 °C. Diese Kombination scheint den Hydratationszustand, die Erholung und die Schmerzwahrnehmung im Verlauf eines engen Wettkampfkalenders aufrechtzuerhalten. Nach Ansicht der Mediziner ist dies die erste Studie, die die Wirksamkeit der Kombination von IPC und CWI [2] für die Wiederherstellung der mechanischen Muskelfunktion, der wahrgenommenen Anstrengung, des Schmerzempfindens, des Hydratationsstatus und der Schlafqualität während eines Turniers untersucht und die Ergebnisse nach Geschlecht verglichen hat. Angesichts dieser entzündungshemmenden und muskelerholenden Mechanismen schlagen die Forscher vor, dass die IPC auch bei der Behandlung eines verzögert einsetzenden Muskelkaters (DOMS) [3] eingesetzt werden kann.
Positive Effekte der IPC
Zusammengefasst haben diese Studien bewiesen, dass IPC mehrere Vorteile bietet, wie z. B. die Verringerung des Leistungsabfalls nach intensivem Training und die Linderung von Muskelkater direkt nach dem Training sowie 48 Stunden danach. Sie deutet auch darauf hin, dass Athleten, die IPC als Teil ihres Trainingsprogramms einsetzen, in der Lage sein sollten, ihr Trainingsvolumen mit einem geringeren Risiko von Verletzungen und Beschwerden zu erhöhen. Weitere Forschungsarbeiten können sich jedoch als nützlich erweisen, um die Technologie zu optimieren und das Ausmaß ihrer Wirkung zu erweitern.
Literatur
[1] „JFMK | Freier Volltext | Intermittierende pneumatische Kompression und ….“ https://www.mdpi.com/2411-5142/5/3/45/html. Zugriff am 7. Aug. 2021.
[2] „Intermittierende pneumatische Kompression und Kaltwassertauchen ….“ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7739238/. Zugriff am 7. August 2021.
[3] Delayed onset muscle soreness (DOMS) – Physiopedia.“https://www.physio-pedia.com/Delayed_onset_muscle_soreness_(DOMS). Accessed 7 Aug. 2021.
Autoren
ist Sportmediziners mit den Arbeitsschwerpunkten Förderung und Steigerung der individuellen Leistungsfähigkeit. Seit Ende 2018 ist er der Präsidenten der neu gegründeten „ International Association of Performance Medicine“. Er schreibt regelmäßig Beiträge für Fachmagazine und lehrt an verschiedenen Institutionen zu den Themen Sportmedizin, manuelle Therapie und Functional Training im In- und Ausland. Zudem betreut der als Mannschaftsarzt den Deutschen Eishockey Bund.