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    Therapie

    Mut und Beharrlichkeit

    Prof. Wolfgang Rückert – Pionier der Endoprothetik – „Kongress Prähabilitation: Konservative Therapie und Orthopädie in der Sportmedizin“, 14.02.2026 Darmstadt
    Dr. med. Thomas SchreyerBy Dr. med. Thomas Schreyer3 Mins Read
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    Das Elisabethenstift in Darmstadt, in dem am 14.02.2026 der „Kongress Prähabilitation: Konservative Therapie und Orthopädie in der Sportmedizin“ der thesportgroup academy stattfinden wird, bietet nicht nur medizinische Versorgung, sondern hat auch Medizingeschichte geschrieben. 

    Es war der Ort, an dem Prof. Dr. Wolfgang Rückert 1938 eine Operation durchführte, die heute als Meilenstein der Endoprothetik gelten kann – lange bevor dieser Begriff überhaupt etabliert war. Rückert implantierte einem Patienten eine künstliche Hüftgelenkkugel aus Plexiglas – inspiriert von einer Türklinke mit kugelförmigem Griff (siehe Abb.). Die biomechanische Ähnlichkeit war frappierend. Mit Unterstützung der Firma Röhm & Haas ließ er Kugeln aus Plexiglas fertigen. Die erste Implantation war erfolgreich – der Patient konnte wieder gehen. Doch die wissenschaftliche Anerkennung blieb aus. Seine Habilitationsschrift wurde abgelehnt – mit der Begründung, die Methode sei „unchirurgisch“ – er sei in der Chirurgie ein toter Mann, wenn das veröffentlicht würde. Rückert ließ sich davon nicht entmutigen. Er dokumentierte seine Arbeit akribisch, veröffentlichte Artikel, führte Korrespondenzen – und verfolgte seine Idee weiter. Nicht aus Trotz, sondern aus Überzeugung. Weniger bekannt, aber ebenso visionär war Rückerts Einsatz eines künstlichen Kniegelenks bei einer jungen Frau mit einem Knochensarkom. Nach der Resektion ersetzte er den lateralen Tibiakopf durch eine Teilprothese aus Plexiglas. Die Patientin – eine Journalistin – konnte über Jahre hinweg beschwerdefrei gehen. Radiologisch und histologisch war der Fall sauber dokumentiert. Prof. Rückert beschäftigte sich aber nicht nur mit den operativen Themen – auch die Prävention einer Arthrose durch Bewegung thematisierte er und  stellte bereits die Bedeutung einer gesunden Ernährung und die Vermeidung von Übergewicht heraus. Damit war Rückert seiner Zeit weit voraus!

    Warum schreibe ich das hier und warum werde ich am 14.02. auf dem Kongress Prähabilitation darüber sprechen? Seine Geschichte ist eine Denkanstoß an alle, die neue Wege in der Medizin beschreiten. Rückert verfolgte seine Idee weiter, obwohl sie nicht in die Lehrmeinung passte. Später baute er medizinische Fakultäten in Algerien auf und wurde für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In einem seiner Briefe schrieb er: „Ich hätte mich melden sollen, als die Hüftprothese ihren Siegeszug antrat.“ Heute stehen wir vor einer ähnlichen Situa­tion: Die Prähabilitation – also die gezielte Vorbereitung von Patienten auf eine Operation – zeigt in Studien klare Vorteile. Verbesserte funktionelle Ergebnisse, kürzere Liegezeiten, weniger Kom­plikationen. Prähabilitation geht für mich noch weiter: Sie umfasst heute auch die strukturierte Vorbereitung auf alle nicht-chirurgischen Interventionen, medizinischen Behandlungen sowie auf diagnostische oder therapeutische Belastungen des Organismus (z. B. Injektionen, Implantationen, Strahlentherapie oder intensive konservative Behandlungsprogramme). Und doch ist sie vielerorts noch nicht etabliert. Die strukturelle Umsetzung bleibt lückenhaft, die Finanzierung unklar, die interdisziplinäre Zusammenarbeit oft unzureichend. Wie Rückert damals, stehen wir heute vor der Frage: Lohnt sich der Einsatz für eine Maßnahme, die noch nicht im Leitlinien-Mainstream angekommen ist? Ich sage: Ja. Denn evidenzbasierte Medizin ist zweifellos das Fundament unseres Handelns. Aber medizinischer Fortschritt entsteht nicht allein durch Evidenz, sondern auch durch Mut und Beharrlichkeit. Rückert war kein Außenseiter – er war ein Vorläufer. Seine Geschichte ist keine Fußnote, sondern ein Fundament. Und sie erinnert uns daran, dass es manchmal Mut braucht, um das Richtige zu tun, bevor es als solches vollständig anerkannt wird. Lassen Sie uns diesen Mut auch heute aufbringen – für unsere Patienten, für die Medizin und für die Ideen, die ihrer Zeit voraus sind.

    Hören Sie mehr dazu und zu weiteren innovativen Themen rund um die Prähabilitation
    auf unserem „Kongress Präha­bilitation: Konservative Therapie und Orthopädie in der Sportmedizin“ am 14.02.2026 im Elisabethenstift Darmstadt.

    Autoren

    Dr. med. Thomas Schreyer

    ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnung spezielle Unfallchirurgie sowie Sportmedizin. Er war Chefarzt am AGAPLESION Elisabethenstift in Darmstadt und leitet die Privatpraxis für Gelenkerhalt und Knorpeltherapie am AGAPLESION Elisabethenstift in Darmstadt. Seit 1998 führt er die Knorpeltransplantation durch, womit er damit zu einem der erfahrensten Anwender auf diesem Gebiet zählt. Dr. Schreyer ist Knorpelspezialist des QKG und dort als Instruktor bei Workshops tätig.

    04/25
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