Javier Crupnik, Santiago Silveti, Natalia Wajnstein, Alejandro Rolon, Tobias Wuerfel, Peter Stiller, Antoni Morral, John P. Furia, Nicola Maffulli, Christoph Schmitz
Die im British Medical Bulletin (Impact Factor 5.4) veröffentlichte randomisiert-kontrollierte Studie von Crupnik et al. untersucht die Effektivität der radialen extrakorporalen Stoßwellentherapie (rESWT) in Kombination mit einem spezifischen Rehabilitationsprogramm (RP) bei akuter Hamstring-Verletzung vom Typ 3b (nach Müller-Wohlfahrt). Sie bestätigt erstmals in kontrollierter Form ein in der sportmedizinischen Praxis etabliertes Vorgehen, das seit über einem Jahrzehnt am Beispiel des 1. FSV Mainz 05 systematisch implementiert und weiterentwickelt wurde.
Studiendesign und Ergebnisse
In der prospektiven, verblindeten RCT wurden 36 semiprofessionelle Athleten (Fußball, Hockey, Rugby) mit einer Hamstring-Verletzung Typ 3b behandelt. Die Interventionsgruppe erhielt rESWT (3 × /Woche, DolorClast, EMS) zusätzlich zu einem strukturierten Rehaprogramm über bis zu 8 Wochen. Die Kontrollgruppe erhielt eine Schein (sham)-rESWT bei identischem Rehaprotokoll.
- Return-to-sport: Ø 25,4 ± 3,5 Tage (rESWT+RP) vs. 28,3 ± 4,5 Tage (Sham-rESWT+RP), p = 0.037
- Isometrische Kraftdefizite im Vergleich zur Gegenseite nach Therapie nur in der Kontrollgruppe
- Beide Gruppen hatten ähnliche Zufriedenheitswerte und nur ein Patient aus jeder Gruppe erlitt eine erneute Verletzung während der sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit.
Klinische Relevanz
Die Studie belegt, dass die Kombination aus rESWT und strukturiertem Rehaprogramm die Zeit bis zur belastbaren Rückkehr in den Sport signifikant verkürzt und funktionelle Defizite besser verhindert als die Reha allein. Vor dem Hintergrund des internationalen Klassifikationssystems von Müller-Wohlfahrt ist diese Arbeit die erste, die eine evidenzbasierte Therapie für den häufigen Verletzungstyp 3b unter kontrollierten Bedingungen untersucht.
Schlussfolgerung
Die publizierten Studiendaten bestätigen ein langjährig bewährtes Behandlungskonzept. Der integrative Einsatz von rESWT innerhalb einer funktionellen Rehabilitationsstruktur bietet ein evidenzbasiertes Vorgehen zur Reduktion der Rehabilitationsdauer und zur Vermeidung posttraumatischer Defizite. Die rESWT hat die Physiotherapie und das Rehabilitationsprogramm keinesfalls ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt. Die strukturierte Schulung in der Anwendung physikalischer Therapien – im Sinne einer Guided Medical Education – bleibt essenziell, um die klinische Qualität dieser Verfahren langfristig zu sichern.
Die komplette Studie finden Sie HIER
Autoren
ist Inhaber des Lehrstuhls II der Anatomischen Anstalt der Ludwig-Maximilians Universität München und wissenschaftlicher Beirat der sportärztezeitung.