Prophylaxe in der Sportzahnmedizin erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der über die Mundhöhle hinausgeht. Denn warum sind Munderkrankungen, trotz intensiver Zahnpflege, weiterhin mit die häufigsten Erkrankungen, während unsere Urvorfahren ohne aktive Zahnpflege lebten? Diese Frage bildet den Ausgangspunkt, um das Ausreichen und die Effektivität traditioneller Methoden wie Zähneputzen zu hinterfragen und die Ursprünge von Mund- und Allgemeinerkrankungen zu erforschen.
Der Fokus liegt hier auf den Ursachen und den kaskadenartigen gesundheitlichen Folgen moderner, nicht artgerechter Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Es wird deutlich, dass Ernährung nicht nur maßgeblich für viele Krankheiten ist, sondern auch die langanhaltende Lebensqualität und Performance beeinflusst. Denn fast alle Menschen leiden unter Gingivitis (Zahnfleischentzündung), viele unter Karies und über die Hälfte unter Parodontitis (Zahnbetterkrankung).
Der Vortrag hebt die große Bedeutung dieser Mundkrankheiten im Kontext der Allgemeinmedizin, insbesondere für Leistungssportler, hervor. Gingivitis beeinflusst die Gefäßelastizität, erhöht das Risiko von Arteriosklerose und steigert Entzündungswerte. Parodontitis trägt zur Entstehung von Herz- und Kreislauferkrankungen bei, was für Leistungssportler ein erhebliches Risiko darstellt. Diese Entzündungen beeinflussen zudem Muskulatur, Gelenke und neuronale Leistungsfähigkeit im Sport. Die gezeigte generelle starke Verbreitung dieser Prozesse im Spitzensport resultiert aus fehlenden Prophylaxe-Konzepten und Screenings, weshalb das Befundschema der Deutschen Gesellschaft für Sport-Zahnmedizin vorgestellt wird.
Die Bedeutung der Prophylaxe erstreckt sich dementsprechend weit über die Mundhöhle hinaus und muss aus interdisziplinärer Sicht betrachtet werden. Während bereits in den Vorträgen von Dr. Kurt Mosetter („Ernährungsmanagement in der modernen Sportmedizin“ und „Zucker – der heimliche Killer“) umfassend auf die Rolle einer „artgerechten Ernährung“ eingegangen wurde, liegt der Fokus dieses Vortrags auf den entscheidenden Einflüssen und Effekten, die sich für Spitzensportler durch ihre Nahrungsaufnahme ergeben.
https://www.youtube.com/watch?v=q-Qis1HUijEBesondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Thema der optimalen Verdauung und Verstoffwechslung, die in der Mundhöhle beginnt und signifikante Auswirkungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit hat. In diesem Zusammenhang wird weiterführend auf den Vortrag von Dr. Henning Sartor mit dem Titel „Ernährung, Darm-Mikrobiom und sportliche Leistungsfähigkeit“ verwiesen, der umfassend über die allgemeinmedizinischen Konsequenzen und ihrer Prophylaxe informiert.
Die Analyse der Zusammensetzung und Funktion des Speichels, die oft unterschätzte Rolle des Kauens mit induzierter Thermogenese, die gesundheitlichen Effekte des intermittierenden Fastens und die Bedeutung des parodontalen Mikrobioms werden eingehend behandelt. Ein vertieftes Verständnis dieser Mechanismen ermöglicht die Optimierung der Ernährungsgewohnheiten von Spitzensportlern, um ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit entscheidend zu beeinflussen.
Als Prophylaxe ergänzende Maßnahmen und zur Performance-Steigerung wird abschließend auf die hochpotente, antioxidative und stark entzündungshemmende Wirkung einiger Phytopharmaka eingegangen, insbesondere Resveratrol und Curcuminoide. Diese wirken nachweisbar vielfältig und stark entzündungshemmend in der Mundhöhle. Für eine umfassendere Wirkbetrachtung der Curcuminoide wird auf den Vortrag von Prof. Dr. Mehdi Shakibaei verwiesen.
Autoren
absolvierte ein Studium der Zahnheilkunde in Frankfurt am Main. 2003–2006 wiss. Mitarbeiter, Poliklinik für Parodontologie des Universitätsklinikums Ffm. Seit 2009 niedergelassen in eigener Praxis in Darmstadt. Seit 2008 ist er Tutor/Dozent des Studiengangs „Master Parodontologie und Implantattherapie“, Universitätsklinikum für Zahn, Mund und Kieferheilkunde, Freiburg.