Die zunehmende Prävalenz von Krebserkrankungen und chronischen Leiden weltweit fordert eine gründliche Untersuchung der zugrunde liegenden Ursachen und Risikofaktoren, um effektive präventive und therapeutische Strategien entwickeln zu können. In diesem Kontext werden in zwei aktuellen Studien wichtige Aspekte des modernen Gesundheitswesens
und der Epidemiologie, die für eine umfassende Betrachtung von Krebs- und chronischen Erkrankungsraten unerlässlich sind, untersucht. Dies soll hier vorgestellt werden.
Sugar-Sweetened and Artificially Sweetened Beverages and Risk of Liver Cancer and Chronic Liver Disease Mortality
Longgang Zhao, PhD et al. JAMA. 2023;330(6):537-546. doi:10.1001/jama.2023.12618
In einer Zeit, in der zuckerhaltige Getränke weltweit täglich von Millionen Menschen konsumiert werden, gewinnt das Verständnis der gesundheitlichen Auswirkungen dieser Getränke zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie die potenziellen Zusammenhänge zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken und einem erhöhten Risiko für Leberkrebs sowie die Mortalität durch chronische Lebererkrankungen.
Studiendesign und Methodik
Das Studiendesign dieser Untersuchung beruht auf Daten aus der Women‘s Health Initiative (WHI), einer großen prospektiven Kohortenstudie. Die Studie umfasst 161.808 postmenopausale Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren, die zwischen 1993 und 1998 in 40 klinischen Zentren in den USA rekrutiert wurden. Die Teilnehmerinnen wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich 20,9 Jahren nachverfolgt. Die Hauptziele der Studie waren die Bewertung des Zusammenhangs zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen und künstlich gesüßten Getränken und dem Risiko für Leberkrebs sowie die Mortalität durch chronische Lebererkrankungen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen, die täglich eine oder mehr Portionen zuckerhaltiger Getränke konsumierten, ein signifikant höheres Risiko für Leberkrebs und chronische Lebererkrankungen hatten im Vergleich zu Frauen, die drei oder weniger Portionen pro Monat konsumierten. Insbesondere war das Risiko für Leberkrebs um das 1,85-fache erhöht (18,0 vs. 10,3 Fälle pro 100.000 Personenjahre; adjustierte Hazard Ratio [HR], 1,85) und die Mortalität durch chronische Leberkrankheiten um das 1,68-fache (17,7 vs. 7,1 Fälle pro 100.000 Personenjahre; adjustierte HR, 1,68). Es wurde kein signifikanter Anstieg der Inzidenz von Leberkrebs oder der Mortalität durch chronische Lebererkrankungen bei Frauen beobachtet, die regelmäßig künstlich gesüßte Getränke konsumierten. Dies legt nahe, dass künstlich gesüßte Getränke möglicherweise nicht das gleiche Risiko für die Lebergesundheit darstellen wie zuckerhaltige Getränke. Eine ausführliche grafische Darstellung der Ergebnisse finden Sie direkt in der Studie.
Fazit
Die Studie deutet auf einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen einem erhöhten Konsum von zuckergesüßten Getränken und einem gesteigerten Risiko für Leberkrebs und chronische Lebererkrankungen hin. Dies erfordert ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge und gezielte Maßnahmen zur Risikoreduktion. Die Ergebnisse haben wichtige Implikationen für die öffentliche Gesundheit, insbesondere in Bezug auf die Förderung einer gesunden Ernährung. Sie legen nahe, dass die Reduzierung des Konsums von Zucker ein wichtiger Schritt ist, um das Risiko für Leberkrebs zu verringern und die allgemeine Lebergesundheit zu fördern.
Shifting tides: the rising tide of early-onset cancers demands attention
Hamilton A, Coleman H. BMJ Oncology, September 2023, doi:10.1136/bmjonc-2023-000106
Die Inzidenz von Krebserkrankungen, die traditionell als Erkrankungen älterer Menschen angesehen wurden, nimmt bei jüngeren Erwachsenen unter 50 Jahren zu. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen hinsichtlich der zugrunde liegenden Ursachen sowie der notwendigen präventiven und diagnostischen Maßnahmen auf.
Studiendesign und Methodik
Die Studie ist eine retrospektive epidemiologische Analyse, die Daten aus der Global Burden of Disease-Datenbank von 1990 bis 2019 verwendet. Sie untersucht die weltweiten Trends und regionalen Unterschiede in der Inzidenz von Krebserkrankungen bei Personen unter 50 Jahren. Zu den betrachteten Krebsarten gehören u. a. Brustkrebs, kolorektale Karzinome sowie Magen- und Pankreaskrebs.
Ergebnisse
Die Studie zeigt einen markanten Anstieg der weltweiten Inzidenz von früh einsetzenden Krebserkrankungen zwischen 1990 und 2019, wobei der früh einsetzende Brustkrebs die höchste Inzidenzrate aufweist (13,7 pro 100.000 im Jahr 2019). Besonders auffällige Zunahmen zeigen sich bei nasopharyngealen Krebsarten und Prostatakrebs, mit jährlichen Zuwachsraten von 2,28 % bzw. 2,23 %. Die vier Krebsarten, die 2019 die größte Last durch Todesfälle und behinderungsangepasste Lebensjahre (DALYs) bei jüngeren Erwachsenen verursachten, waren Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs und Magenkrebs. Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zu der traditionellen Sichtweise auf typische Krebserkrankungen bei Personen unter 50 Jahren.
Identifizierte Risikofaktoren und Bedeutung für die Praxis
Die Studie hebt modifizierbare Risikofaktoren wie Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum, körperliche Inaktivität und Übergewicht hervor. Ein hoher Nüchtern-Blutzuckerspiegel wurde ebenfalls als Risikofaktor identifiziert. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, identifizierte Risikofaktoren zu vermeiden, entsprechende Präventionsstrategien und gezielte Früherkennungsmaßnahmen für jüngere Altersgruppen zu entwickeln.
Gemeinsames Fazit beider Studien
Die Analyse beider Studien zeigt, wie wesentlich eine gesunde Lebensweise für die Prävention von Krebs und anderen chronischen Erkrankungen ist. Beide Studien liefern wichtige Beweise dafür, dass präventive Gesundheitsmaßnahmen und eine gezielte öffentliche Aufklärung über Ernährung und Lebensstil das Risiko für bestimmte Krankheiten signifikant reduzieren können. Diese Erkenntnisse sollten in Richtlinien und präventive Programme integriert werden, um die öffentliche Gesundheit global zu verbessern. Insbesondere hebt die erste Studie hervor, dass der Konsum von zuckergesüßten Getränken nicht nur mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs und chronische Leberkrankheiten verbunden ist, sondern auch potenziell zu einem Anstieg des Nüchtern- Glucosespiegels beiträgt. Dieser Faktor ist besonders relevant, da ein erhöhter Glukosespiegel gemäß der zweiten Studie als Risikofaktor für früh einsetzende Krebserkrankungen identifiziert wurde.
Persönliches Fazit der Autorin
In meiner täglichen Arbeit nutze ich gezielte diagnostische Verfahren wie Laboranalysen und Bioimpedanzmessungen (BIA), um Risikofaktoren präzise zu identifizieren und effektive, motivierende Gesundheitspläne und Ernährungskonzepten zu entwickeln. Diese Untersuchungen ermöglichen es mir, konkrete Fortschritte in der Gesundheit der Patienten sichtbar zu machen und sie dadurch zusätzlich zu motivieren und langfristig ihre Gesundheit zu verbessern.
Autoren
ist Ärztin für Allgemeinmedizin und zertifizierte Homöopathin mit über 15 Jahren Erfahrung in der klinischen Praxis. Spezialisiert in integrativen Behandlungsweisen, die traditionelle medizinische Praktiken mit homöopathischen und weiteren alternativen Heilmethoden kombiniert.