Die BIA-Messung (Bioelektrische Impedanzanalyse) ist eine seit langem etablierte Methode zur Bestimmung der Körperzusammensetzung. Es handelt sich um eine leicht durchführbare, billige und trotzdem validierte und objektive Methode, die über eine Widerstandsbestimmung insbesondere den Flüssigkeitsanteil der verschiedenen Kompartimente untersucht und so beispielsweise unterscheiden kann zwischen Fett und fettfreier Masse. Die BIA-Messung wurde in hunderten Studien etabliert und ist sowohl in Wissenschaft und Praxis allgemein akzeptiert.
In der vorliegenden Studie untersuchten die Autoren die segmentale BIA bei Muskelverletzungen unterschiedlichen Ausmaßes im Bereich der unteren Extremität und verglichen die Ergebnisse mit MRT und Ultraschall als Goldstandard. Hierfür wurden 21 konsekutive Fußballer des FC Barcelona mit Muskelverletzungen (Grad I: 11, Grad II: 8 und Grade III: 2) untersucht.
Bei den Probanden wurden 4 Klebeelektroden im Bereich des verletzten Muskels plaziert (5 cm proximal und 5 cm distal der Mitte der Verletzung (bestimmt mittels Ultraschall), bei tieferen Verletzungen 10 cm proximal und 10 cm distal der Mitte). Vergleichsmessungen wurden am anderen/gesunden Bein vorgenommen.
Die statistische Untersuchung der Messungen zeigte bei Grad I-Verletzungen einen signifikanten Abfall der Reaktanz (F = 15.890, p < 0.001) (Xc) und einen nicht-signifikanten Abfall des Widerstands (R) und des Phasenwinkels (PA). Dies war umso ausgeprägter bei Grad II-Verletzungen mit einem Abfall der Reaktanz (F = 22.558, p < 0.001)und zeigte auch Signifikanzen für Widerstand (F = 6.724, p < 0.021) und Phasenwinkel (F = 6.656, p < 0.022). Mittels segmentaler BIA konnte somit der Schweregrad von Skelettmuskelverletzungen charakterisiert werden. Die größten Veränderungen zeigte sich bei Grad III-Verletzungen.
Die Autoren postulieren hiermit, dass die segmentale BIA-Messung bei 50 kHz eine sichere und nichtinvasive Methode ist, die objektiv Muskelverletzungen bei Eliteathleten im Fußball charakterisieren kann. Die Ergebnisse erklären sich über den erhöhten Flüssigkeitsgehalt im Bereich der Verletzung. Dass die Reaktanz die besten Ergebnisse zeigt ist nicht überraschend, da sie die zelluläre Integrität (bzw. deren Schädigung) am besten darstellt.
Insgesamt bietet die Studie einen sehr interessante Ansatz über einen neuen Einsatzbereich der seit langem etablierten BIA-Messung als selektive BIA. Der zukünftige Einsatz der Methode wird eher nicht die Konkurrenz zum MRT, sondern eher in einer einfach durchzuführende Verlaufsuntersuchung sein, mit der sich insbesondere der Heilungsprozess objektiv darstellen lässt. Bevor hier jedoch ein genereller Einsatz propagiert werden kann, muss auf die geringe Fallzahl und somit unzureichende Power der Untersuchung hingewiesen werden. Hier müssen weitere Untersuchungen die Ergebnisse bestätigen.
Für weitere Informationen zur BIA-Messung verweisen wir hier auf den Artikel von Dr. med. Dirk-J. Danneberg (https://host-sport-original:8890/rubriken/therapie/4842/bioelektrische-impedanzanalyse/)
Kommentar Steffen Tröster
Anwendung Biva Methode bei Mainz 05: Wir führen wöchentliche Screenings bei den Spielern durch. Wenn man auf einer Baseline an Messungen aufbaut, kann man Trainingseffekte wie z.B. gewünschter Muskelaufbau sehr gut mittels der BIVA Methode objektivieren. Häufig nutzen wir die BIA zur Einschätzung nach grippalen Infekten (oder aktuell natürlich auch bei COVID-19) um Hinweise für ein mögliches das Return to Sport zu haben. Aus meiner Erfahrung heraus hängt die BIA etwas dem akuten Infekt nach. Ein wichtiger Marker ist der Phasenwinkel. Zwischen dem 3.-5. Tag sehen wir die häufigsten negativen Effekte beim Phasenwinkel (er verringert sich). Solange der Phasenwinkel sich nicht wieder zu seinem Ausgangswert entwickelt, sollte der Spieler gar nicht oder mit verringertem Trainingsload eingesetzt werden. Interessant ist die Kombination BIA/HRV. Der Orthostatic Test zeigt ziemlich gut, wie belastbar das Vegetativum des Sportlers ist (sehr gut bei Covid-19). Fast alle untersuchten COVID-19 Fälle zeigten Probleme bei der Gegenregulation (Sitz in den Stand, der Puls bleibt auf einem konstant hohen Niveau).
Beide Methoden sind relativ einfach in den Alltag zu integrieren und liefern wichtige Informationen über den Regenerationszustand des Sportlers.
Kommentar Iris Post
Die BIVA-Messung hilft mir zweierlei. Zum einen ist es mir möglich den Status des Patienten bei Therapiebeginn zu dokumentieren, um dann im Verlauf die Effektivität von verschiedenen Maßnahmen zu erfassen. Ich habe aber auch ein Tool, um dem Patienten Veränderungen zu demonstrieren, was zu einer verbesserten Therapiezufriedenheit und Therapieadhärenz führt.
Autoren
ist staatlich anerkannte Physiotherapeutin und Myoreflextherapeutin. Ihr Fokus liegt in der Behandlung des neuromuskulären Systems. Das Behandlungsspektrum umfasst neuro-orthopädische Techniken, insbesondere NAP und Redcord/Neurac. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Myoreflextherapie, die sie bei Dr. Kurt Mosetter erlernte. Sie behandelt in privater Praxis Leistungssportler verschiedener Disziplinen genauso wie reguläre Patienten in Mainz und Koblenz.
ist staatlich anerkannter Physiotherapeut, Diplom-Sportwissenschaftler und Osteopath BAO. Seit 2012 arbeitet er im Team der medizinischen Abteilung des FSV Mainz 05 und wiss. Beirat der sportärztezeitung.