Sportmedizin wird häufig in erster Linie mit dem Leistungssport verbunden. Doch ihr eigentlicher Auftrag reicht weit darüber hinaus: Sie soll die Gesundheit der gesamten Bevölkerung fördern. Sportmedizinische Untersuchungen schaffen die Grundlage dafür, dass Bewegung wirklich präventiv und gesundheitsfördernd wirkt: sicher, individuell angepasst
und langfristig.
Sportvereine spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie bieten niedrigschwellige Bewegungsangebote, schaffen soziale Bindungen und ermöglichen regelmäßige körperliche Aktivität in allen Altersgruppen. Genau an dieser Schnittstelle setzt die Kooperation zwischen dem Zentrum für Sportmedizin der LMU München und dem MTV München an. Ziel ist es, Freizeitsportler medizinisch zu begleiten, Risiken frühzeitig zu erkennen und insbesondere die Herzgesundheit nachhaltig zu fördern. Der Fokus liegt auf Prävention, nicht auf Leistungssteigerung.
Medizinische Begleitung mit System
Sportmedizinische Untersuchungen sind der Ausgangspunkt für sichere Bewegung. Sie dienen der Risikoabschätzung, Trainingssteuerung und Motivation. Die wichtigsten Ziele sind:
- Risikofaktoren frühzeitig erkennen: Durch strukturierte Anamnesen, körperliche Untersuchungen und kardiologische Screenings lassen sich Bluthochdruck, Rhythmusstörungen oder familiäre Herz-Kreislauf-Erkrankungen früh identifizieren.
- Individuelle Belastungsempfehlungen geben: Die Untersuchungsergebnisse bilden die Basis, um Trainingsbelastung und Intensität individuell zu steuern, sei es zur sicheren Belastungsdosierung im Alter oder zur gezielten Trainingsprogression nach Herzereignissen.
- Gesundheit vor Wettkampfergebnis stellen: Im Mittelpunkt steht nicht die maximale Leistungssteigerung, sondern eine sichere und nachhaltige Sportausübung.
Herzgesundheit als zentraler Fokus
Regelmäßige körperliche Aktivität ist eine der wirksamsten Maßnahmen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Gleichzeitig kann intensive Belastung bei unentdeckten Vorerkrankungen oder Risikofaktoren Gefahren bergen. Deshalb liegt im Rahmen der Kooperation ein besonderer Schwerpunkt auf der kardiologischen Vorsorge. Regelmäßige Herz-Screenings umfassen dabei verschiedene diagnostische Verfahren:
- Ruhe- und Belastungs-EKG zur Erfassung von Rhythmusstörungen oder Ischämiezeichen
- Echokardiographie zur Beurteilung struktureller Herzveränderungen
- Labordiagnostik mit Fokus auf Lipidstoffwechsel und Entzündungsparameter
- Belastungstests zur Einschätzung der individuellen kardialen Belastbarkeit
Diese systematische Vorsorge ermöglicht es, potenziell gefährliche Konstellationen zu erkennen, bevor klinische Symptome auftreten. Gleichzeitig vermitteln die Untersuchungen Sicherheit – ein entscheidender Motivationsfaktor, um langfristig aktiv zu bleiben.
Herzsportgruppen – Bindeglied zwischen Klinik und Verein
Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Zentrum für Sportmedizin der LMU München und dem MTV München sind Herzsportgruppen für Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Planung. Diese sollen künftig das Bindeglied zwischen medizinischer Rehabilitation und regelmäßiger sportlicher Aktivität im Alltag bilden. Unter ärztlicher Begleitung und mit speziell qualifizierten Übungsleitern soll in kleinen Gruppen nach individuell angepassten Trainingsprogrammen gearbeitet werden. Ziel ist es, die körperliche Belastbarkeit, Lebensqualität und das Selbstvertrauen der Teilnehmenden schrittweise zu stärken.
Die geplante Struktur der Herzsportgruppen sieht vor:
- Begrenzte Gruppengrößen für persönliche Betreuung und Sicherheit
- Einbindung multidisziplinärer Teams aus Sportmedizin, Physiotherapie und Vereinssport
- Regelmäßige Re-Evaluationen zur Anpassung der Trainingsbelastung
- Enge Verknüpfung mit dem Vereinsalltag zur Förderung sozialer Integration und Nachhaltigkeit
- Damit entsteht perspektivisch ein niedrigschwelliges, wohnortnahes Angebot, das die medizinische Expertise des Klinikums mit der sportlichen und sozialen Infrastruktur des Vereins verbindet.
Wissenstransfer und Kontinuität
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Kooperation liegt in der engen Verzahnung von universitärem Wissen und vereinspraktischer Erfahrung. Ärzte, Therapeuten und Übungsleiter werden regelmäßig fortgebildet, um aktuelle sportmedizinische Erkenntnisse in die tägliche Trainingspraxis zu integrieren, etwa zur Belastungssteuerung, Herzfrequenzkontrolle oder Medikamentenverträglichkeit beim Sport. Zugleich profitieren Patienten von einem klaren Übergang: Nach Abschluss einer kardiologischen Rehabilitation kann die Teilnahme an einer Herzgruppe des MTV München nahtlos anschließen. So wird Bewegung zur dauerhaften Therapie – und Prävention zu gelebter Praxis.
Präventivmedizin beginnt im Verein
Die Kooperation zwischen dem Zentrum für Sportmedizin der LMU München und dem MTV München zeigt beispielhaft, welchen Stellenwert Sportvereine in der modernen Präventivmedizin haben. Durch regelmäßige Screenings, strukturierte Nachsorgeprogramme und die enge Zusammenarbeit zwischen ärztlicher Expertise und Vereinspraxis wird die Herzgesundheit der Teilnehmer gezielt gefördert. Doch der Nutzen reicht weiter: Solche Modelle leisten einen Beitrag zur öffentlichen Gesundheitsversorgung insgesamt. Sie machen Prävention erlebbar, schaffen Vertrauen und senken die Hemmschwelle, aktiv zu werden. Die Botschaft ist klar: Herzgesundheit beginnt dort, wo Menschen gemeinsam Sport treiben: im Verein, vor Ort, mitten im Leben.



