Ventrikuläre Extrasystolen können ein Marker für eine zugrundeliegende Herzerkrankung sein. Die Morphologie (links bzw. rechtsventrikulär, apikal/basal/lateral), hohe Anzahl, Komplexität [z.B. Couplets oder nicht anhaltende Tachykardien], multifokaler Ursprung und/oder zunehmende Häufigkeit bei Belastung) können auf eine elektrische, ischämische oder strukturelle Herzerkrankung hinweisen.
Ein absoluter Schwellenwert für die Anzahl ventrikulärer Extrasystolen im Sinne eines Grenzwerts kann nicht angegeben werden. Eine strukturelle oder familiäre arrhythmogene Erkrankung sollte vor der Sportausübung ausgeschlossen werden, da intensive Belastung eine anhaltende ventrikuläre Tachykardie auslösen könnte. Bei sporttreibenden Personen mit ≥ 2 ventrikulären Extrasystolen im Ruhe-EKG (oder ≥ 1 ventrikulären Extrasystole im Falle von Ausdauersportlern) wird eine gründliche Evaluierung (einschließlich einer detaillierten Familienanamnese) zum Ausschluss struktureller oder arrhythmogener Grunderkrankungen empfohlen. Bei Personen mit häufigen ventrikulären Extrasystolen und nicht anhaltender ventrikulärer Tachykardie wird eine gründliche Untersuchung mittels Langzeit- und 12-Kanal-EKG, Belastungstest und Bildgebung empfohlen. Eine weitere diagnostische Auswertung mit molekulargenetischen Tests kann in ausgewählten Fällen indiziert sein, wenn der Verdacht auf eine familiäre Erkrankung hoch ist. Personen ohne familiäre oder strukturelle Grunderkrankung können unter regelmäßiger Re-Evaluation alle Leistungs- und Freizeitsportarten betreiben.
Durch die Verbesserung der Funktionalität und Ausweitung der Indikationsstellung der kardialen Devices – Herzschrittmacher, implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) oder kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) – ist die Zahl der kardialen Deviceträger in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Spätestens seit dem medienwirksamen Wiedereinstieg in den Wettkampfsport von Athleten mit kardialen Devices, wie z. B. Christian Erikson, stellt sich aber nicht nur die Frage nach dem Alltagssport mit kardialen Devices, sondern auch jene nach dem Leistungssport. Durch Ausweitung der Indikationen und verbesserte Funktionalität der Devices kann Sport in den allermeisten Fällen von Schrittmacher- und ICD-Patienten sicher und freudvoll durchgeführt werden. Eine genaue individuelle Beratung unter Berücksichtigung der Grunderkrankung und der sportartspezifischen Charakteristika sollte erfolgen. Registerdaten legen nahe, dass in der Vergangenheit die eher restriktive Haltung in Bezug auf Sport mit Devices eher überzogen war und dass – unter Einhaltung gewisser Grundsätze – der Großteil der Sportarten und – in noch engeren Grenzen – auch Leistungssport für Deviceträger möglich zu sein scheinen.
FORTBILDUNGSTIPP SPORTKARDIOLOGIE
PD Dr. med. David Niederseer wird einen Vortrag zu diesem Thema auf dem Online-Symposium D-A-CH Sportkardiologie 2022 am Samstag, den 26.11.2022 halten. Das von Prim. Univ. Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer, MBA, Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, organisierte Online-Symposium bietet Ihnen die Chance auf eine interessante Veranstaltung ohne aufwendige Anreise. Das Symposium ist mit 6 DFP, 6 Theoriestunden für das Sportmedizin Diplom sowie 4 SEMS Credits zertifiziert. Referenten & Themen:
/ 26.11. ab 08:30 Login
/ 09:00 – 10:00 Sport und COVID-19
- Begrüßung & Einführung, Sport nach COVID-19 – Niebauer (A)
- Sport nach Impf-Myokarditis – Bloch (D)
- Sport bei Long-/Post-COVID – Schmied (CH)
/ 10:00 Pause
/ 10:30 – 11:50 Fallbeispiele aus der sportkardiologischen Praxis
- Ruhe-EKG und Belastungs-EKG – Kilian (A)
- Spiroergometrie – Neunhäuserer (I)
- Nicht-invasive Schlagvolumenmessung – Treff (A)
- Kardio-CT und Kardio-MRT – Burgstahler (D)
/ 11:50 Mittagspause
/ 12:30 – 13:30 Leistungssport in sportkardiologischen Graubereichen
- Nach akutem Koronarsyndrom – Scharhag (A)
- Kardiomyopathien – Halle (D)
- Ventrikuläre Arrhythmien, Sport mit Devices – Niederseer (CH)
/ 13:30 Pause
/ 13:50 – 14:50 Digitale Sportkardiologie
- Smartwatch-basierte Arrhythmiediagnostik – Sareban (A)
- Digitale Unterstützung bei der Trainingssteuerung – Neudorfer (A)
- Kardiologische Telemedizin: Aktueller Status – Altenberger (A)
/ 14:50 – 15:00 Ausblick und Verabschiedung
Weitere Infos & Anmeldung unter: www.salk.at/DACH-Sportkardiologie
Autoren
ist Oberarzt präventive Kardiologie, Sportkardiologie, kardiologische Rehabilitation an der Klinik für Kardiologie, Universitätsspital Zürich und Leiter der ambulanten kardialen Rehabilitation. Seine Spezialgebiete sind Präventive Kardiologie, Sportkardiologie und Kardiologische Rehabilitation.